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Global Citizen Live: Fast 1 Milliarde Euro gesammelt

Torsten Landsberg
24. September 2021

Billie Eilish, Elton John und Coldplay sind beim Global Citizen Live fürs Klima, gegen Armut und die Folgen der Pandemie aufgetreten. Sie sammelten 940 Millionen Euro für eine gerechtere Welt.

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Elton John auf der Bühne im grünen Anzug beim Global Citizen Live 2021 in Paris
Elton John beim Global Citizen Live 2021 in ParisBild: Marc Piasecki/Getty Images For Global Citizen

Elton John besang Tausende Fans vor dem Pariser Eiffelturm, Billie Eilish trat im New Yorker Central Park auf, die südkoreanische Boygroup BTS eröffnete den Livestream des Global Citizen Live musikalisch aus Seoul mit ihrem Hit "Permission to Dance". Insgesamt kamen laut Angaben der Initiative Global Citizen circa 1,1 Milliarden US-Dollar (etwa 940 Millionen Euro) für den guten Zweck zusammen. Eingebettet zwischen globalem Klimastreik am 24. und Bundestagswahl am 26. September sind Künstlerinnen und Künstler am Samstag auf allen Kontinenten auf die Bühne getreten.

Die Bühne des Global Citizen Live vor dem Pariser Eiffelturm
Die Bühne des Global Citizen Live vor dem Pariser Eiffelturm Bild: Bertrand Guay/AFP

In Deutschlands Großstädten unterstützten Musikerinnen und Musiker wie AnnenMayKantereit, Jan Delay, Emily Roberts oder Clueso den von Fridays For Future organisierten Klimastreik. In Berlin sprach keine geringere als Greta Thunberg, die Pionierin der FFF-Bewegung.

Beim Global Citizen Live ging es diesmal nicht mehr allein um die Solidarität mit Menschen in anderen Teilen der Welt - sondern um gemeinsame Probleme. 

Denn die Themen, die auf der Agenda stehen, betreffen alle Menschen überall auf dem Globus: Klimawandel, Armut und Impfgerechtigkeit. Die Organisation Global Citizen hat sich zum Ziel gesetzt, die Armut bis 2030 zu beenden und eine gerechte, nachhaltige und gesunde Welt für alle Menschen zu schaffen.

Dafür hat sie Musikerinnen wie Billie Eilish, Lorde und Jennifer Lopez, Bands wie Metallica oder die indigenen Aldeia Mutum und Sänger wie Elton John oder Ed Sheeran eingeladen, um 24 Stunden lang musikalisch für die Anliegen zu werben - in New York und Los Angeles genauso wie in Paris, London, Rio, Lagos oder Mumbai. Auf der Bühne in New York standen auch Herzogin Meghan und Prinz Harry, um für eine gerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen zu werben. Die aktuelle Situation der Bevorzugung wohlhabender Länder bei Corona-Vakzinen nannte Harry eine "Menschenrechtskrise". Zuvor hatte Sängerin Cyndi Lauper gespielt und ihren Superhit "Girls Just Want to Have Fun" afghanischen Frauen gewidmet. 

Mit der Concorde in die USA

Weltumspannende Benefizkonzerte haben eine gewisse Tradition. 1985 spielten internationale Stars in London und Philadelphia die Live-Aid-Konzerte, die 2005 in zwölf Städten als Live 8 eine Neuauflage erfuhren. 2007 folgte das von Al Gore initiierte Live Earth. Solche Events, live übertragen in alle Welt, schaffen ein Gemeinschaftsgefühl. Wie sehr sich die Zeiten und Anlässe geändert haben, zeigt ein Rückblick auf den 13. Juli 1985: Stars wie Tina Turner, David Bowie oder Madonna fanden sich damals entweder im Londoner Wembley-Stadion oder im John F. Kennedy Stadium in Philadelphia ein, um bei den Live-Aid-Konzerten ihre Sets zu spielen und Spenden für die Afrika-Hungerhilfe zu sammeln. So weit, so gut.

Doch Phil Collins stieg nach seinem Auftritt in London damals in eine Concorde, um mit Überschall in die USA zu fliegen und auch dort live auftreten zu können. Vor 36 Jahren brachte ihm das von der Menge in Philadelphia Jubel ein, über den CO2-Fußabdruck machte sich damals niemand Gedanken.

Heute würde ein Shitstorm über Phil Collins hereinbrechen. Aber selbst in jüngerer Vergangenheit sind klimabewusste Protagonisten wie Leonardo DiCaprio zu Klimagipfeln mit Privatjets angereist. 2019 zählten Beobachter beim prominent besetzten Google Camp zum Thema Klimaschutz in Italien weit mehr als 100 Starts und Landungen von Privatjets, die Medienberichten zufolge zusammen angeblich 864 Tonnen Kohlenmonoxid ausgestoßen haben.

Global Citizen will Emissionen kompensieren

Ähnliches sollte bei Global Citizen Live möglichst vermieden werden. Die Veranstalter versprechen, alle CO2-Emissionen zu kompensieren, die durch das Event angefallen sind. Das bedeutet, einfach gesagt: Global Citizen will Projekte finanzieren, die das Klima schützen. Die Kompensation für Events aus den Jahren 2019 und 2020 kam Global Citizen zufolge einem brasilianischen Projekt zugute, das den Regenwald vor der Abholzung schützt.

Der Konzert-Tag, der weltweit live auf dem YouTube-Kanal von Global Citizen zu sehen war, ist Teil der globalen Kampagne "Recovery Plan for the World - ein Aktionsplan für eine gerechte Welt nach der Pandemie". So weisen die Veranstalter darauf hin, dass weltweit rund 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben.

Sängerin Billie Eilish streckt ihre Zunge raus und zeigt mit der Hand ein Rock 'n' Roll-Zeichen.
Grammy-Gewinnerin Billie Eilish tritt in New York aufBild: ANGELA WEISS/AFP

Ein Ziel der Kampagne ist die Abgabe von einer Milliarde Impfstoff-Dosen gegen das Corona-Virus bis Ende September an Länder des globalen Südens sowie weiterer zwei Milliarden Dosen bis zum Ende des Jahres 2022. Darüber hinaus sollen Hungerkrisen beendet und die Klimakrise durch das Null-Emissionsziel der größten Unternehmen der Welt eingedämmt werden.

Inbesondere für die Spende von Impfstoffen soll auch ein Teil der beim Event gesammelten Gelder eingesetzt werden. Die Veranstalter wollen, dass "Regierungen, Großunternehmen und Menschenfreunde zusammenarbeiten, um den Planeten zu schützen und Armut zu besiegen".

Diese Zusammenarbeit beinhaltet auch, dass zahlreiche Regierungschefs, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, das Event unterstützen, ebenso die EU-Kommission und die Vereinten Nationen. Wenngleich nicht ganz klar wird, worin die Unterstützung konkret besteht - und warum die Regierungen nicht selbst mehr unternehmen, um besagte Probleme zu lösen.