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Goethe-Medaillen verliehen

28. August 2021

Die Preise gingen an die kamerunische Sozialökonomin Marilyn Douala Bell, den japanischen Komponisten Toshio Hosokawa und die chinesische Tänzerin Wen Hui.

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Wen Hui mit tänzerischer Geste
Erhält die Goethe-Medaille 2021: Die Tänzerin und Choreographin Wen Hui aus ChinaBild: Richy Wong

In diesem Jahr feiert das Goethe-Institut sein 70-jähriges Jubiläum. Eigentlich wäre es ein ganz besonderer Anlass, die Goethe-Medaille am 28. August, dem Geburtstag des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe, den Geehrten zu überreichen. Doch konnte die Verleihung der vom Vorstand des Goethe-Instituts gestifteten Auszeichnung auch in diesem Jahr nicht am langjährigen Wirkungsort Goethes in Weimar stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie hatte man den Festakt in Zusammenarbeit mit der DW schon zum zweiten Mal ins Digitale verlegt.

Seit 1975 ist die Goethe-Medaille als offizielles Ehrenzeichen der Bundesrepublik anerkannt. Mit dem Preis würdigt das Goethe-Institut seither Persönlichkeiten für ihr herausragendes Engagement im internationalen Kulturaustausch. In diesem Jahr erhielten ihn die kamerunische Sozialökonomin Princess Marilyn Douala Manga Bell, der japanische Komponist Toshio Hosokawa und die Tänzerin und Choreografin Wen Hui aus China. "Kultur ist ein besonderer Saft - im Netz der globalen Gemeinschaft" - unter dieses Motto hatte das Goethe-Institut seine diesjährige Preisvergabe gestellt.

Kolonialismus und Erinnerungskultur

Princess Marilyn Douala Manga Bell, 1957 in Kamerun geboren, will die Erinnerungskultur an die Kolonialzeit fördern und setzt sich für die Gleichstellung afrikanischer Museen und die Restitution kultureller Exponate aus kolonialen Kontexten ein. 2016 nahm sie an einer Konferenz des Goethe-Instituts Johannesburg teil, auf der es um die Konzeption des Humboldt Forums aus afrikanischer Perspektive ging. Sie ist Mitbegründerin des 1991 eröffneten Contemporary Art Center doual'art in Kameruns größter Stadt, Douala.

Ihr Urgroßvater war Anführer einer wichtigen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Kolonialmacht. "Marilyn Douala Manga Bell verbindet in herausragender Weise zivilgesellschaftliches Engagement mit internationalem kulturellem Schaffen", heißt es in der Begründung der Jury. "Sie nimmt eine versöhnende und zukunftsweisende Position zu gesellschaftlichen Konflikten und historisch begründeten Problemen ein."

Begegnungsort Konzertsaal

Das Schaffen des 1955 in Hiroshima geborenen Toshio Hosokawa umfasst Opern, Orchester- und Solo-Werke, Kammer- und Filmmusik ebenso wie Arbeiten für traditionelle japanische Instrumente. Hosokawa studierte Komposition in Deutschland. Seine Arbeiten wurden unter anderem von den Wiener Philharmonikern und dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg aufgeführt.

Beim Kompositionswettbewerb zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker gewann er den ersten Preis. Auch über Hosokawa ist die Jury voll des Lobes: "Mit seinen Kompositionen öffnet Hosokawa Räume und verbindet Menschen in der ganzen Welt", stellen die Preisrichter fest. "Der besondere Klang seiner Musik transzendiert und macht den Konzertsaal zu einem Ort globaler Begegnung."

Klangkunst verbindet Welten

Wen Hui gehört zur Avantgarde des Tanztheaters in China. 1960 in Yunnan geboren, studierte sie nach einer Ausbildung zur Volkstänzerin und Choreografin  modernen Tanz in den USA und Europa, darunter bei der Tanzkompanie von Pina Bausch. 1994 gründete sie das "Living Dance Studio", Chinas erste unabhängige Tanztheater-Gruppe. Ihr Schaffen kreist um das Thema Körpergedächtnis: Welche Spuren hinterlässt Geschichte auf menschlichen Körpern und macht sie zu "reflektierenden Archiven"? Lokal verortet, international inspiriert - das ist Wen Huis Tanz, der nach Einschätzung der Jury "die kulturelle Vielfalt und das breite Spektrum alltäglicher Geschichten jenseits offizieller Narrative" verkörpert.

In ihren Ländern seien alle drei Preisträger Vorkämpfer einer offenen, demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft, teilte die Präsidentin des Goethe-Instituts, Carola Lentz, mit - "auch über Ländergrenzen hinweg". Die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), sagte bei der Verleihung: "Wer sich zumauert, verbaut die Zukunft". Deshalb sei die Arbeit der Ausgezeichneten so wichtig: "Mit Ihrer Arbeit machen Sie sich wieder und wieder auf den Weg in das Offene der Gesellschaft."

"Medienpartner der Medaillenverleihung ist die Deutsche Welle. Der Deutsche Auslandssender steuert Porträtfilme zu Wirken und Schaffen der Preisträger bei. Der digitale Festakt wurde am 28. August ab 11 Uhr MESZ auf den Kanälen des Goethe-Instituts live ausgestrahlt.

2020 erhielten die bolivianische Künstlerin Elvira Espejo Ayca, die Schriftstellerin Zukiswa Wanner sowie ihr Kollege Ian McEwan die Auszeichnung.

Mit dem Körper erinnern

sd/suc (Goethe-Institut, dpa, epd, kna)