Goldene Hochzeit in Brunei

Das kleine Sultanat Brunei an der Nordküste der Insel Borneo gilt als eines der reichsten Länder der Erde. Und diesen Reichtum stellte das Land auch jenseits aller Bescheidenheit zur Schau. Zur Hochzeitszeremonie lud das Paar - sitzend auf Thronen aus purem Gold - in einen riesigen Prunksaal.

Rund 6.000 Gäste waren zu den Feierlichkeiten geladen, darunter viele Regierungsmitglieder, aber auch Mitglieder von Königsfamilien aus aller Welt, sowie ausländische Diplomaten, Würdenträger und hohe Politiker aus ganz Asien.

Aufgeregt wartet die designierte Prinzessin Raabi'atul Adawiyyah auf ihren künftigen Ehemann. Um ihr die Wartezeit ein wenig zu versüßen, hat sie einen Brautstrauß aus mit Diamanten besetztem purem Gold in die Hand gedrückt bekommen. Ob dieser nach vollendeter Hochzeitszeremonie auch geworfen wurde, ist nicht überliefert, aber eher unwahrscheinlich.

Auch die Schuhe der Braut sind über und über mit Edelsteinen besetzt. Darüber schmückt ein Fußreif aus purem Gold den royalen Knöchel der Prinzessin. Nur die Falten der fleischfarbenen Strümpfe oberhalb des Fußgelenks stören ein wenig das ansonsten opulent-akkurate Bild.

Nur wenig später betritt Prinz Abdul Malik von Brunei den Saal. Der 31-Jährige steht in der Thronfolge des Sultanats an zweiter Stelle, die Familie der Braut hat Medienberichten zufolge Verbindungen zum Königshaus.

Unter den strengen Augen seines Vaters beginnt die eigentliche Vermählungszeremonie. Sultan Hassanal Bolkiah gilt als einer der reichsten Menschen der Welt und regiert absolutistisch über das kleine, ölreiche Land auf Borneo.

Schauplatz der prunkvollen Hochzeit war der Istana Nural Iman-Palast in Bruneis Hauptstadt Bandar Seri Begawan. Hier mussten die Gäste sich nicht drängeln, denn der Palast besitzt 1.788 Zimmer, fünf große Swimmingpools, 257 Badezimmer und eine Garage mit Platz für 110 Luxuskarossen.

Für das royale Festbankett warf sich das königliche Paar erneut in Schale. Die goldenen Roben mussten weichen, dafür legte Prinz Abdul seine Galauniform mit diamantbesetzten Epauletten an. Die Prinzessin trug ein purpurnes bodenlanges Gewand mit eingewebten Silberfäden.

Auf dem Kopf trug die 22-jährige Prinzessin eine rubinbesetzte Krone, deren wertvollster Edelstein die Größe eines 2-Euro-Stücks besitzt. Und auch die prunkvolle Halskette war mit zahlreichen Rubinen und Diamanten besetzt. Raabi'atul 'Adawiyyah war vor ihrer Hochzeit IT-Systemadministratorin. In ihrer Freizeit, heißt es, liest sie am liebsten Bücher über die Rolle der Frau im Islam.

Prinz Abdul Malik ist der jüngste Sohn von Sultan Hassan Bolkiah und dessen Erstfrau, Königin Saleha. Sultan Hassanal Bolkiah hat mit drei Frauen insgesamt zwölf Kinder. Der 31-jährige Abdul Malik hat einen älteren Bruder, der als einziger in der Thronfolge über ihm steht.

Innehalten und beten vor dem Festbankett: In Brunei ist der Islam Staatsreligion. Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Und auch wenn die Verfassung des Landes auf dem Papier die Religionsfreiheit garantiert, beklagen Menschenrechtsorganisationen immer mehr Beeinträchtigungen für Andersgläubige.

Im Mai 2014 hat Sultan Hassanal Bolkiah die schrittweise Einführung der Scharia in das Rechtssystem des Landes beschlossen. Der Sultan, der in Personalunion auch Regierungschef, Außen- und Finanzminister ist, sieht sich auch als oberster Hüter des Glaubens in seinem Land. Schon seit Jahren unternimmt er wiederholt Schritte zu einer orthodoxeren Auslegung des Islam in Brunei.

Am Abend nach der Vermählungszeremonie stieg im Palast ein rauschendes Fest, ein mehrgängiges Festbankett für 6.000 Gäste wurde serviert. Die gesamten Feierlichkeiten begannen bereits am 5. April und dauerten elf Tage. Wo das Prinzenpaar nach diesem Hochzeitsmarathon seine Flitterwochen verbringen wird, wurde allerdings nicht bekannt.