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Golf-Krise: Qatar Airways in Turbulenzen

Brigitte Scholtes
6. Juni 2017

Die Isolation des Emirats Katar durch seine Nachbarstaaten hat die zweitgrößte der drei Golf-Airlines in eine handfeste Krise gestürzt. Was wird jetzt aus Qatar Airways - und aus dem wichtigen Drehkreuz Doha?

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Airbus A380 von Qatar Airways
Bild: Airbus - photo by master films/ H. Goussé

Der Flughafen in Doha entspricht in der Größe etwa dem des Köln-Bonner Flughafens (der Nummer sechs in Deutschland) - etwa 10 Millionen Passagiere werden da pro Jahr durchgeschleust. Qatar Airways sammelt sie in Europa und den Nachbarstaaten am Golf ein und bringt sie zu Zielen im Nahen Osten, Asien, Ozeanien und Afrika.

Vom Boykott Katars durch einige Nachbarstaaten sind vor allem Fluggäste aus diesen Staaten betroffen. Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain hatten am Montag ihre diplomatischen Verbindungen zu Katar abgebrochen und alle Verkehrsverbindungen in das Land gesperrt. Diese Fluggäste kann Qatar Airways also nicht mehr in sein System einbringen.

Und auch der Weg nach draußen ist mühsamer: Denn die Lufträume der Nachbarstaaten muss die Fluggesellschaft umfliegen, das führt zu weiteren Strecken, entsprechend höherem Kerosinverbrauch und Verspätungen. Fluggäste aus Deutschland sind noch wenig betroffen. Allenfalls diejenigen, die mit Qatar Airways von und nach Berlin, Frankfurt oder München fliegen möchten, müssen sich darauf entsprechend einstellen.

Jacdec Sicherheitsranking Luftfahrtgesellschaft Emirates
Emirates, die Nummer Eins der Golf-AirlinesBild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Auf Wachstum programmiert

Qatar Airways hat in den letzten Jahren versucht, sein Netz kräftig auszubauen. So hält die Fluggesellschaft inzwischen 20,01 Prozent an der International Airlines Group (IAG), dem britisch-spanischen Luftfahrt-Konzern, zu dem British Airways und Iberia sowie Aer Lingus und Vueling gehören. Auch an der südamerikanischen Latam Airlines ist sie mit zehn Prozent beteiligt. So will Qatar in Nord- und Südamerika neue Kunden gewinnen. Kunden dieser Fluggesellschaften werden die Auswirkungen des Boykotts stärker zu spüren bekommen, weil sie ihre Anschlussflüge womöglich nicht rechtzeitig erreichen. Diejenigen, die von der Aussetzung der Flugverbindungen betroffen sind, können nach Angaben der Fluggesellschaft ihre Tickets gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgeben oder zu anderen Zielen umbuchen. 

Ungüstiger Zeitpunkt

Das trifft Qatar Airways zu einer Zeit, in der die Airline ohnehin unter Druck steht. Die Fluggesellschaft hat wie ihre Konkurrenten im Mittleren Osten in den vergangenen Jahren kräftig investiert und expandiert, ähnlich wie auch die anderen beiden großen Fluggesellschaften vom Golf, Emirates und Etihad. "Jetzt zeigt sich zunehmend, dass das Wachstum etwas zu schnell war", sagt Stefan Schöppner, Luftverkehrsexperte der Commerzbank. "Man hat zu viele Flugzeuge bestellt, und jetzt kommen alle drei Gesellschaften unter Druck, wie denn die Flugzeuge gefüllt werden sollen." Die Geduld der Aktionäre - Qatar Airways gehört etwa zu 50 Prozent der Königsfamilie - lasse nach, weil sie nicht genug Geld verdienen. Denn die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft sprudeln nicht mehr so stark, weil die Ölpreise deutlich gesunken sind.

Abu Dhabi Verkehr Fluggesellschaft Etihad Airways Airbus A380
Und die Nummer Drei, Etihad, auch Mutter der schwer angeschlagenen Air BerlinBild: AP

Lufthansa spürt keine Auswirkungen

Kunden der Lufthansa seien nicht betroffen, versicherte ein Unternehmenssprecher: Die Fluglinie steuere nach Plan aktuell täglich außer dienstags die katarische Hauptstadt an, von Mitte Juni an wieder täglich. Anders als British Airways oder Iberia muss die Kranichlinie auch nicht mit Auswirkungen im Netz rechnen - Qatar ist Konkurrent, das Lufthansa-Netz also unabhängig von etwaigen Verspätungen der katarischen Fluglinie. Dass Lufthansa Flüge nach Doha streichen könnte, sei nicht zu erwarten, sagte der Sprecher. Man fliege planmäßig. Allerdings stehen für Lufthansa immer die Sicherheit der Fluggäste und der Crew im Vordergrund. Sollte die nicht mehr gegeben sein, werde man neu entscheiden. "Wir beobachten die Lage weiter", versicherte er.

Der internationale Branchenverband IATA, der derzeit im mexikanischen Cancun seine Generalversammlung abhält, hat sich gegen den Boykott ausgesprochen. Man sei für offene Grenzen, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac. Die Fliegerei sei ein Geschäft der Freiheit, und das hänge von offenen Grenzen ab.