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Google wird versilbert

Thomas Kohlmann29. Oktober 2003

Seit Jahren wartet die Wall Street auf den spektakulärsten Börsengang der Internetszene und hofft, dass die Google-Mania auch anderen Dot.com-Akteuren zum Sprung an die Börse verhilft.

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Google Gründer Larry Page und Sergey Brin
Google-Gründer Larry Page (links) und Sergey Brin Bild: picture-alliance/dpa

Die jahrelange Depression an der Sand Hill Road scheint langsam aber sicher zu Ende zu gehen. Google und Börsengang heißen die Zauberwörter, die auf bessere Zeiten hoffen lassen. Hier im kalifornischen Menlo Park residieren die wichtigsten Risiko-Kapitalgesellschaften der High-Tech-Szene. Und wenn es an der Börse wieder nach oben geht, dann lassen sich auch endlich wieder millionenschwere Investitionen in Internet-Gründungen per Börsengang versilbern.

Traum von guten alten Börsenzeiten

Das wissen auch die Geldgeber der Suchmaschine Google, die an der Sand Hill Road und einen Katzensprung vom Campus der Elite-Universität Stanford entfernt residieren. Dass nach Jahren der High-Tech-Flaute jetzt wieder ein Börsengang Geld in ihre Kassen spülen könnte, ist für Kleiner Perkins Caufield & Byers und Sequoia Capital schon an sich eine gute Nachricht. Doch von einem Börsengang à la Google, der für das Frühjahr 2004 immer wahrscheinlicher wird, würde nicht nur die gesamte Venture Capital-Szene profitieren. Auch die Wall Street hofft im Schlepptau einer überragenden "Equity-Story" auf ein besseres Klima für Börsengänge von Technologieunternehmen. Und da käme die PR-trächtige Geschichte der Suchmaschinen- Aktie genau richtig.

Schon seit Jahren träumen Börsianer weltweit vom befreienden Gang eines High-Tech-Unternehmens an die Börse. Beim Gedanken an den Google-IPO, das Initial Public Offering, läuft ihnen das Wasser im Munde zusammen. Ihre Hoffnung: Der Google-Börsengang könnte an die spektakulären Börsengänge von Netscape 1995 oder der des Online-Auktionshauses eBay 1998 anschließen. "Trotzdem sollte man erst einmal genau hinsehen, wie glatt das Ganze abläuft, bevor man Rückschlüsse auf die übrige Branche zieht", warnt Knut Woller, Chef-Analyst für Technologiewerte bei der HypoVereinsbank in München. "Doch vom Zeichen her ist das natürlich gut, gerade wenn man bedenkt, wie stark der gesamte Internet-Sektor in den vergangenen dreieinhalb Jahren gelitten hat."

Milliardenschwere Hoffnungen

Schon die Liste der Google-Finanziers liest sich wie das "Who is Who" der High-Tech-Legenden. Kleiner Perkins Caufield & Byers und Sequoia Capital hatten schon als Geburtshelfer von Riesenunternehmen wie Sun Microsystems, Amazon.com, AOL oder Cisco Systems den richtigen Riecher. Mit dem Geld der Risiko-Kapital-Geber und dem Marketing Know-how von Eric Schmidt wurde in rund fünf Jahren aus der Idee zweier College-Studenten der Platzhirsch unter den Suchmaschinen – geschätzter Wert beim bevorstehenden Börsengang: mehr als 15 Milliarden Dollar. Schmidt ist seit den 1980er-Jahren als Technologie-Chef von Sun Microsystems eine feste Größe im Silicon Valley südlich von San Francisco. Neben seinem Job bei Google versucht er als Vorstands-Chef den ehemaligen Software-Giganten Novell aus der Krise zu führen.

Es ist die Profitabilität von Google, die die Herzen der Börsianer höher schlagen lässt. Bisher wurden zwar keine Geschäftszahlen veröffentlicht, doch Experten schätzen, dass Google bei einem Jahresumsatz von 500 Millionen Dollar rund 150 Millionen Dollar Gewinn macht. "Das ist der entscheidende Unterschied zu den Börsengängen der späten 1990er-Jahre", meint auch Knut Woller von der HypoVereinsbank: "Die Leute kennen es, weil es jeder benutzt und das Unternehmen ist hochprofitabel. Ein Börsengang von Google wird deshalb Signalwirkung haben, keine Frage."

Geld für Kampf gegen Microsoft ?

Auch wenn die Geschäfte glänzend laufen, könnte die Mannschaft um Google-Chef Eric Schmidt das Geld gut gebrauchen, um in neue Dienste zu investieren. Denn wie schnell ein Konkurrent aus dem Nichts auftauchen kann, beweist die Google-Entstehungsgeschichte. Die College-Studenten Larry Page und Sergej Brin brauchten gerade einmal fünf Jahre, um aus ihrer Idee die dominierende Suchmaschine im Internet zu machen, mit einem geschätzten Marktanteil von mehr als 70 Prozent. Schon jetzt ist "to google" für englische Internetnutzer zum Synonym für die Suche im Internet geworden.

Kein Wunder, dass das "Googlepol" früher oder später einen anderen Monopolisten der Informationstechnologie auf den Plan rufen würde. Schon seit Jahren wird gemunkelt, Microsoft wolle mit einer eigenen Suchmaschine und einem Milliarden-Dollar-Budget in den Markt drängen. Bereits im Sommer 1997 waren die Gerüchte erstmals hochgekocht, dass Bill Gates Unternehmen unter dem Codenamen "Yukon" eine Suchmaschine aufs Netz loslassen wollte.

Ständig neue Features

Seit diesem Jahr experimentiert Microsoft mit einem Webspider, einem Roboter, der nach dem Prinzip von Google das Internet nach Informationen durchstöbert und für Suchanfragen speichert.

Und so tut die Google-Crew alles andere, als sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Wer regelmäßig die Homepage anklickt, wird immer wieder mit Neuerungen überrascht. Aktuelle Clous der Google-Strategen: der Google Alert hält Internet-Suchende über neue Suchergebnisse früherer Anfragen per E-Mail auf dem Laufenden. Der Service ist zwar kostenlos – Nutzer müssen sich aber registrieren. Und wohin die Reise bei den vermeintlich werbefreien und ehrlichen Helfern bei Google wirklich geht, zeigen die Google-News oder die Produkt-Suchmaschine "Froogle". Vor kurzem ist der Testbetrieb für das neue Suchportal angelaufen - für alle Produkte, die es im Netz zu kaufen gibt, wie die Google-Marketing-Strategen versprechen.