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Grütters will Anlaufstelle für Missbrauchsopfer

11. Februar 2018

Kulturstaatsministerin Monika Grütters will eine Beratungsstelle für Missbrauchsopfer aus der Kreativbranche finanzieren. Eine Schauspielerin erhebt derweil Vorwürfe gegen die Berlinale-Organisatoren.

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Deutschland Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters in der Podiumsdiskussion "Filmfestivals heute"
Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Vor Beginn der Berlinale hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine Anlaufstelle für Missbrauchsopfer in den darstellenden Künsten angekündigt. "Die Betroffenen brauchen einen geschützten Raum, in dem sie sich anonym und ohne Angst vor negativen Folgen offenbaren und beraten lassen können - auch rechtlich", sagte Grütters (Artikelbild) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "So ein Hilfsangebot darf nicht am Geld scheitern. Wir bieten an, das für den Kulturbereich anzuschieben und für drei Jahre zu finanzieren", sagte die CDU-Politikerin. Sie hat eigenen Angaben zufolge bereits mit Spitzenvertretern aus den Bereichen Film, Theater, Tanz und Musik gesprochen. Das Projekt soll möglichst branchenübergreifend auf den Weg gebracht werden.

Werbung für die Berlinale am Potsdamer Platz in Berli
Werbung für die Berlinale am Potsdamer Platz in BerlinBild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Eine südkoreanische Schauspielerin warf den Organisatoren der Berlinale derweil Scheinheiligkeit in der #MeToo-Missbrauchsdebatte vor. Zu dem Filmfest in Berlin sei auch der südkoreanische Regisseur Kim Ki Duk eingeladen, der ihr körperliche und sexuelle Gewalt angetan habe, sagte die Schauspielerin, die öffentlich nicht identifiziert werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Die Entscheidung sei "zutiefst traurig und extrem scheinheilig", da das am Donnerstag beginnende Festival sich in diesem Jahr als Forum im Kampf gegen Missbrauch in der Filmindustrie verstehe.

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick
Berlinale-Direktor Dieter KosslickBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Die Schauspielerin wirft Kim vor, sie bei Dreharbeiten 2013 misshandelt zu haben. Kim räumte ein, die Frau geschlagen zu haben, wies aber die übrigen Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft in Seoul ließ den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs aus Mangel an Beweisen fallen; Kim musste jedoch im Zuge eines Vergleichs fünf Millionen Won (etwa 3700 Euro) Strafe zahlen.

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick teilte AFP mit, das Filmfest wisse von den Vorwürfen gegen Kim. Dieser habe eine Strafe zahlen müssen, die Vorwürfe der sexuellen Belästigung seien jedoch fallengelassen worden. Die Berlinale habe erst jetzt von einem Berufungsverfahren erfahren. Selbstverständlich verurteile die Berlinale jegliche Form von Gewalt und sexuellen Fehlverhaltens, erklärte Kosslick.

Gegen den Regisseur Dieter Wedel erhoben zahlreiche Frauen Vorwürfe
Gegen den Regisseur Dieter Wedel erhoben zahlreiche Frauen VorwürfeBild: picture-alliance/dpa/H. Ossinger

Zuvor hatte Kosslick erklärt, die #MeToo-Debatte habe auch das Festivalprogramm verändert. "Wir haben in diesem Jahr Arbeiten von Leuten nicht im Programm, weil sie für ein Fehlverhalten zwar nicht verurteilt worden sind, es aber zumindest zugegeben haben", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bei #MeToo gebe es seiner Meinung nach eine klare Grenze: "Alles, was durch Gewalt aufgezwungen wird, ist ein Vergehen." Jenseits dieser Grenze gebe es aber viele Schattierungen und Einzelfälle, über die diskutiert werden müsse, betonte der Festivaldirektor. Dazu sei die Berlinale da.

Die #MeToo-Debatte war durch den Skandal um die Missbrauchsvorwürfe gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein losgetreten worden. Spätestens mit den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Regisseur Dieter Wedel erreichte die Debatte über Machtverhältnisse und sexuelle Gewalt auch die deutsche Kulturindustrie.

stu/mak (afp, dpa)