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Musik

Wut und Freude bei den Grammys

Philipp Jedicke
25. November 2020

Beim begehrten Musikpreis liegt US-Superstar Beyoncé mit neun Nominierungen uneinholbar vorne. The Weeknd wundert sich lautstark, dass er nicht dabei ist.

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The Weeknd mit Gesichtsbandagen und Handschuhen bei den American Music Awards
Wie ein geprügelter Hund erschien The Weeknd bei den American Music Awards - um vor Alkohol am Steuer zu warnenBild: Chris Pizzello/AP Photo/picture alliance

Am 31. Januar 2021 ist es wieder soweit: Die Grammys werden bei einer Gala verliehen, die live vom US-amerikanischen TV-Sender CBS übertragen wird. Gastgeber Trevor Noah und zahlreiche Laudatorinnen und Laudatoren werden dann die Gewinner des begehrtesten Musikpreises der Welt  vorstellen.  

Der Grammy ist für die Musikbranche, was der Oscar für den Film: Im Mainstream-Bereich gewinnen meist die üblichen Verdächtigen, doch immer wieder gibt es Überraschungen. Die etwa 13.000 Mitglieder der veranstaltenden Recording Academy entscheiden über die Preisträger, und in 83 Kategorien werden Preise verliehen. Dabei werden sämtliche bekannte musikalische Genres abgedeckt.

Grammys: wichtige Karriere-Beschleuniger

Neben den Preisen für die besten Alben, Singles oder Performances gibt es unter anderem auch Trophäen für Produktion, Arrangements und Filmmusiken. Ein Grammy in der Tasche ist wie ein Sechser im Lotto: Im beinharten Geschäft der Musikbranche bringt einem die Auszeichnung nicht nur Prestige, sondern erhöht vor allem den Marktwert. Dass US-Sängerin Beyoncé abräumen würde, war angesichts des Riesenerfolgs ihres visuellen Albums "Black Is King" schon im Vorfeld abzusehen: Mit neun Nominierungen in acht Kategorien bricht sie wieder einmal Rekorde. Weitere mehrfach Nominierte sind Taylor Swift, Dua Lipa, Roddy Ricch, Billie Eilish, Megan Thee Stallion und DaBaby. Unter jenen, die leer ausgehen, gab es in der Geschichte der Grammys immer wieder Enttäuschung und Frust, doch dieses Jahr teilen einige Musikerinnen und Musiker ihren Unmut so deutlich wie nie in den sozialen Medien. Allen voran zwei Kanadier: Justin Bieber und The Weeknd. 

Grammy-Trophäe: ein goldenes Grammophon auf einem schwarzen Sockel
So sieht er aus, der begehrte US-amerikanische Musikpreis: goldenes Grammophon auf schwarzem SockelBild: Valerie Macon/AFP/Getty Images

Justin Bieber und The Weeknd: Enttäuschung und Ärger

Popstar Bieber ist mit der stilistischen Einordnung seines Albums "Changes" in der Kategorie "Pop" nicht einverstanden und schrieb auf Instagram: "'Changes' war und ist ein R&B-Album. Es ist seltsam, dass es nicht als solches anerkannt wird." Und er ergänzt: "Bitte versteht dies nicht als Undankbarkeit, es sind lediglich meine Gedanken. Nehmt sie an oder nicht."

Beyoncé bei einem Auftritt mit Mikrofon in der Hand und goldenem Blazer
Abräumerin bei den diesjährigen Grammy-Nominierungen: R&B-Queen BeyoncéBild: Scott Varley/Orange County Register/ZUMA/picture alliance

Bieber ist in vier Kategorien nominiert worden, sein Landsmann, R&B-Star The Weeknd, gar nicht. Dieser machte seinem Ärger auf Twitter umgehend Luft und sprach in einem Tweet sogar von Korruption: "Die Grammys bleiben korrupt. Ihr schuldet mir, meinen Fans und der Industrie Transparenz", so The Weeknd.

The Weeknds aktuelles Album "After Hours" hatte in den US-Hitlisten abgeräumt und war unter anderem vier Wochen lang auf Platz 1 der Billboard-Albumcharts, die Single-Auskopplung "Blinding Lights" war ebenfalls immens erfolgreich.

Das US-Promiportal "TMZ" mutmaßte zunächst, dass die Grammys The Weeknd dafür abstrafen wollten, dass er in der begehrten Halbzeitshow des American-Football-Großereignisses Super Bowl auftreten wird und damit ein Exklusivkonzert bei der Grammy-Gala, für das er laut TMZ angefragt war, nicht mehr möglich sei. Der Vorsitzende der Academy, Harvey Mason jr., entkräftete diese Vorwürfe umgehend und schrieb, dass er selbst vom Votum der Akademie-Mitglieder überrascht sei. Er hätte The Weeknd ganz offensichtlich eine oder mehrere Nominierungen gegönnt.

His Bobness schweigt

Das Level an Wut und Enttäuschung rund um die diesjährigen Nominierungen scheint höher und die Bereitschaft, diese nach außen zu tragen, größer als zuvor. Ob das an der aktuellen, hoch angespannten Situation der Musikbranche angesichts der Corona-Pandemie liegt oder an der immer niedrigeren emotionalen Hemmschwelle in den sozialen Medien, sei dahingestellt. 

Bob Dylan auf der Bühne mit Mikrofon (Helle Arensbak / Ritzau Scanpix / AFP).
Pfeift auf Medienrummel: Bob DylanBild: Helle Arensbak/AFP/Getty Images

Bob Dylan, der mit dem Album "Rough And Rowdy Ways" die Kritik begeisterte und mit der Single "Murder Most Foul" eine Nummer 1 in den Billboard-Charts hatte, war dieses Jahr auch nicht nominiert. Dabei hat er im Laufe seiner Karriere schon zehn Grammys gewonnen und war 38 Mal nominiert. Dylan aber tat das, was er immer tut, wenn die Aufregung groß wird: Er schweigt. Vielleicht hatte er sein Album gar nicht erst eingereicht.