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Gras im Depot

Anja Steinbuch
10. März 2018

Nicht nur die verarbeitende Wirtschaft hat den Hanf für sich entdeckt, auch die Finanzbranche verspricht sich und ihren Kunden satte Gewinne durch Cannabis-Aktien. Ein deutscher Grasfonds ist bereits in Planung.

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Cannabis Mariuhana Blatt
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Der weltweit zunehmende landwirtschaftliche Anbau von Industriehanf, der Handel mit Produkten aus der Nutzpflanze und die Legalisierung von Cannabis in mittlerweile neun Staaten der USA und ab 1. Juli in Kanada haben einen wachsenden Milliarden-Dollar-Markt geschaffen. An der wirtschaftlichen Renaissance der Pflanze, deren Samen und Fasern schon vor 5000 Jahren genutzt wurden, können auch private Anleger mitverdienen - selbst in Deutschland.

So hat sich in den vergangenen drei Jahren in Nordamerika der Marijuana Index (marijuanaindex.com) etabliert, in dem derzeit Aktien von 39 Unternehmen gelistet sind, die mit Hanf oder Cannabis Geld verdienen. Allein im Jahr 2017 hat sich die Kapitalisierung des Index auf über 30 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.

Infografik Medizinischer Cannabis Umsatz USA DEU

Im vergangenen Jahr wurden zudem drei Marihuana-Aktienfonds aufgelegt: der UIT Alternative Health Fund ETF, der Alternative Agroscience ETF und der Horizons Marijunana Life Sciences Index ETF. Letzterer wird an den Börsen in München und Düsseldorf gehandelt und setzt fast 40 Prozent seines Anlagekapitals auf drei Aktien: Aurora Cannabis, Canopy Growth und Aphira.

Mit Erfolg: Der Kurs des Index ist innerhalb von sieben Monaten von 5,85 Euro über einen Höchststand von 17,22 Euro auf aktuell knapp zwölf Euro gestiegen. Andreas Enke, Vorstand Geneon Vermögensmanagement und Bankenvertreter in der Hamburger Handelskammer glaubt, Hanf sei ein Rohstoff mit großem Potential und "ein Thema, das auch die Börse für sich entdeckt hat." Anleger aber sollten sich klar sein, sagt er, dass es ein junger Markt mit starken Schwankungen sei. "Solche Wertpapiere sind daher nur für erfahrene Investoren als Beimischung im Depot geeignet."

Indexzertifikate mit Pluszeichen

In Deutschland hat der Online-Marktplatz wikifolio frühzeitig den Trend erkannt. Hier können private Trader, Vermögensverwalter und Finanzmedien fiktive Musterdepots einrichten. Einige fungieren als Referenzdepots, auf die das Emissionshaus Lang & Schwarz Indexzertifikate begibt. Bereits Ende 2016 wurde so das erste Indexzertifikat mit Schwerpunkt Gras "geboren": BestOfCannabis.

Ein zweites Papier ist Hanf Aktien Global Benchmark mit einer Performance seit Juli 2017 von plus 65 Prozent. "Durch die wachsende politische und wirtschaftliche Zustimmung in Nordamerika für Cannabis und die Öffnung der Medizin in Deutschland schauen immer mehr Anleger nach Möglichkeiten, am Wachstum des Marktes zu partizipieren", sagt Asset Manager Marlon Werkhausen:

Kommt der erste deutsche Cannabis-Aktienfonds?

Das scheint erst der Anfang zu sein: Mehrere Emittenten haben für 2018 weitere Cannabis-Finanzprodukte angekündigt. Auch Hanfspezialist Werkhausen hat ehrgeizige Pläne. Zusammen mit dem Finanzexperten Daniel Stehr will er im Frühsommer den ersten in Deutschland konzipierten Fonds auflegen. Dabei solle "die gesamte Wertschöpfungskette des Hanfs, vom Anbau über Lizenzen, Patente, Forschung und Technologie bis zu Konsumgütern und Pharmazie" abgebildet werden.

Daniel Stehr ist nach eigener Aussage seit geraumer Zeit "mit relevanten Marktteilnehmern in positiven Verhandlungen". Sein Publikumsfonds werde ein Schritt auf dem Weg werden, "einen echten Bio-Rohstoff aus seinem Schattendasein ans Tageslicht zu holen". Ein solcher Cannabis-Aktienfonds habe gute Chancen, glaubt Nicolaus Thiele-Dohrmann, Chef des Analysehauses Alpha Assets. "Da sich die internationalen Hanf-Märkte stark unterscheiden, erscheint mir ein Finanzprodukt speziell für den deutschen und europäischen Markt vielversprechend."