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Griechenland kämpft um jeden Euro

10. März 2015

Die ums finanzielle Überleben ringende griechische Regierung hat an die Bürger appelliert, ins Ausland transferiertes Geld zurückzuholen. Bundesfinanzminister Schäuble vermisst Informationen über Athens Kassenlage.

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Euromünze (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris beschönigte die Lage nicht: "Wir sind in einem Existenzkampf und wir brauchen jeden einzelnen Euro", sagte er in einem Rundfunkinterview. Deshalb müssten alle Griechen ins Ausland gebrachtes Geld sofort zurückbringen.

22 Milliarden Euro abgehoben

Nach Schätzungen haben die Bürger in Griechenland in den vergangenen drei Monaten aus Sorge um ihr Erspartes mehr als 22 Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgehoben. Die Geldeinlagen bei den Banken seien auf etwa 150 Milliarden Euro gefallen - das sei der niedrigste Stand seit mehr als zehn Jahren, berichtete die griechische Finanzpresse.

Die Regierung in Athen steht akut unter Druck, weil sie ihre Schulden weiter bedienen muss. Noch im März muss ein Kredit über 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds IWF zurückgezahlt werden, im Sommer werden 6,7 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank EZB fällig.

Geld von Fonds

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will die Regierung 555 Millionen Euro aus dem Bankenrettungsfonds HFSF entnehmen, um ihre Verpflichtungen erfüllen zu können. Das Vorgehen sei mit dem Euro-Rettungsfonds EFSF abgestimmt. Wie Reuters weiter meldete, will die Regierung sich zudem bei Pensionsfonds Geld borgen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble beklagte, dass die Euro-Partner keine präzisen Angaben über die finanzielle Lage Griechenlands hätten. "Wie es genau aussieht, wissen wir nicht", sagte Schäuble nach Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel.

Die Euro-Finanzminister hatten sich am Montag geeinigt, von diesem Mittwoch an auf technischer Ebene die Gespräche über Reformen und Sparmaßnahmen mit Griechenland fortzusetzen. Bei den Beratungen mit den bisher unter dem Namen "Troika" firmierenden Vertretern der EU-Kommission, der EZB und des IWF soll geklärt werden, ob Griechenland Anspruch auf die Auszahlung weiterer Hilfen aus dem zweiten Rettungspaket von 7,2 Milliarden Euro hat.

Bis Ende April muss Athen auch darlegen, welche alternativen Reformvorschläge es der Euro-Zone macht. Viele der bisherigen Auflagen der Geldgeber lehnt die neue Links-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras als unsozial ab.

Schäuble setzt auf "Troika"

Schäuble betonte, Griechenland müsse die Überprüfung seiner Reformvorhaben und Haushaltslage durch alle drei Institutionen der ehemaligen Troika akzeptieren. "Die Institutionen machen das gemeinsam, das ist so", unterstrich der deutsche Finanzminister. Sein griechischer Kollege Yanis Varoufakis habe dies schriftlich in der Erklärung vom 20. Februar zugesichert, die Voraussetzung für die Verlängerung des griechischen Hilfsprogramms war.

Schäuble reagierte damit auf Meldungen wonach Varoufakis nur Gespräche mit einzelnen Institutionen zulassen wollte. Die sogenannte Troika ist in Griechenland wegen ihrer Sparauflagen regelrecht verhasst. Schäuble berichtete zudem, er habe sich am Montagabend mit Varoufakis unter vier Augen getroffen. Dieser habe in Athen keinen einfachen Job, resümierte der CDU-Politiker. Bisher hatte es geheißen, die "Chemie" zwischen beiden Politikern stimme nicht.

Schäuble (l.) und Varoufakis Anfang Februar in Berlin (Foto: Reuters)
Schäuble (l.) und Varoufakis Anfang Februar in BerlinBild: Reuters/F. Bensch

wl/SC (dpa, afp, rtr)