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Urlaub trotz Krisenstimmung

Alexandra Kosma5. Juli 2015

Die aufgeheizte Stimmung in Griechenland bereitet vielen Menschen Kopfschmerzen. Die politischen Entwicklungen der nächsten Wochen werden auch großen Einfluss auf den Tourismus haben.

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Griechenland Deutscher Wanderverband
Bild: Dimitris Koutoulas

Es ist schwierig einzuschätzen, wie sich der Tourismus in Griechenland in den nächsten Wochen entwickeln wird. Die Situation wird durch die Kapitalverkehrskontrollen seit vergangenem Montag (29.6.2015) zusätzlich belastet. Bilder von Rentnern, die vor Banken Schlange stehen, gingen um die Welt und wirkten nicht gerade einladend. Doch weder deutsche Reiseveranstalter noch der griechische Tourismusverband zeigen sich pessimistisch. Die Rede ist von einem bis dato guten Jahr.

Trotzdem gab es in den letzten Tagen einen Einbruch bei den Reservierungen, wie der Chef des griechischen Tourismusverbandes, Andreas Andreadis zugibt: "Bis zum 20. Juni waren die Reservierungen normal, wir hatten ein gutes Jahr und waren auf dem Weg, die 24 Milllionen Ankünfte vom Vorjahr zu übertreffen. Seit letzter Woche sehen wir, dass die Reservierungen um ungefähr 30 bis 40 Prozent zurück gegangen sind."

Ähnlich beschreibt die Lage auch Mario Köpers, Executive Director für Unternehmenskommunikation bei TUI, dem deutschen Marktführer für Griechenlandreisen. Er verweist aber darauf, dass Urlauber in Griechenland nichts zu befürchten haben. Er war vor kurzem selbst auf Kreta, der größten Insel Griechenlands und Ziel Tausender Touristen, um sich von der Situation ein eigenes Bild zu machen: "Außer dass auf den Straßen über die Zukunft Griechenlands debattiert wird, läuft der Alltag normal ab - und in den touristischen Resorts und Hotels kriegt man davon sowieso rein gar nichts mit. Man verbringt den Urlaub eigentlich wie immer, die Versorgungslage ist momentan absolut gesichert.“

Ungewissheit der größte Feind

Das Gleiche kann man allerdings nicht über die Griechen selbst behaupten. Die Einheimischen befinden sich zurzeit in einer äußert schwierigen Lage, wobei die Ungewissheit ihr größter Feind ist. Das bestätigt auch Andreadis: "Die Menschen tun alles, was in ihrer Macht steht, und es ist wirklich rührend zu sehen, wie sie versuchen, die Touristen zufriedenzustellen, so dass sie nichts von ihren Problemen mitbekommen. Auch wenn die Griechen um sich selbst und ihr Land besorgt sind, für den Besucher gibt es überhaupt keine Probleme".

Tatsächlich ist es so, dass sich deutsche Urlauber von den Bildern nicht haben abschrecken lassen, zumindest diejenigen, die schon im Voraus gebucht hatten. Es gebe keine Stornierungen, die mit der aktuellen Lage in Griechenland zu verbinden wären, sagt auch Köpers. In Deutschland bucht ein großer Teil der Urlauber pauschal und lange im Voraus. So auch Alison Erkens. Die 27-Jährige hatte schon vor Monaten zusammen mit ihrem Freund zwei Wochen auf Rhodos mit Halbpension gebucht.

Die Nachrichten der vergangenen Tage haben sie zwar beunruhigt, trotzdem sah sie keinen Grund, die Reise zu stornieren. "Wir waren noch nie vorher in Griechenland und wir sehen das jetzt auch nicht so eng. Anfangs habe ich mich auch erst mal verrückt gemacht, aber wir nehmen sowieso immer nur Bargeld mit in den Urlaub, wir heben im Urlaub nie Geld ab, von daher machen wir uns da nicht so große Sorgen.“ Sowohl Köpers als auch Andreadis versichern, dass in Griechenland ausländische EC- und Kreditkarten momentan ohne Einschränkungen funktionieren.

Über Umbuchungen nach Hellas

Einige Reisende gelangen auch über Umwege nach Griechenland. So haben inzwischen viele ihren geplanten Urlaub in Tunesien abgesagt. Der Anschlag auf das Hotel in Sousse (26.6.2015) mit 38 Toten hat viele Touristen verängstigt. Diese haben sich nun andere südliche Länder als Ersatzziel ausgesucht. Unter anderem auch Griechenland. Viele Reiseanbieter, wie auch TUI, kommen ihren Kunden entgegen und ermöglichen Umbuchungen, ohne die sonst üblichen Gebühren zu erheben.

Zeitgleich mit der Sommersaison und den Schwierigkeiten in Griechenland schreckt eine ganz andere Meldung auf: Der Konzern TUI trennt sich von der Hotelkette Grecotel und verkauft seine Anteile. Die Vermutung, dass die Tourismusbranche in Griechenland doch nicht so blüht, liegt nahe. Doch der Leiter der TUI-Unternehmenskommunikation bestreitet dies: "Das ist einfach ein unglückliches Zusammentreffen. Da geht es auch überhaupt nicht um die Finanzkrise, das hat ganz andere Hintergründe. Wir wollen uns einfach auf wenige Hotelmarken reduzieren. Nichtsdestotrotz wird Grecotel und damit auch diese Marke weiter ein guter Partner von TUI sein."