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Grosz-Gemälde "Hitler in der Hölle" vorgestellt

Stuart Braun tl
5. Februar 2020

George Grosz malte im Exil 1944 ein düsteres Bild. Es zeigt Adolf Hitler, schwitzend auf einem Leichenberg. Über 75 Jahre nach Fertigstellung wird das Werk nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als Wiedergutmachung.

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George Grosz, "Cain or Hitler in Hell", 1944
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2020/GFLP

George Grosz, ein Pionier des Dadaismus und glühender Kritiker von Krieg und Nationalismus, schaffte es noch vor der Machtergreifung Hitlers 1933 raus aus Berlin. Er ging ins Exil in die USA. Während dieser Zeit vollendete er 1944 ein Gemälde, das Hitler als einen Diktator darstellt, der über eine monströse Unterwelt voller Massenmord und Zerstörung herrscht.

Das Meisterwerk mit dem Titel "Cain or Hitler in Hell" ("Kain oder Hitler in der Hölle") befand sich seit seiner Fertigstellung im Privatbesitz der Familie Grosz, bis das Deutsche Historische Museum (DHM) es 2019 erwarb. In Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, DHM-Präsident Raphael Gross und Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, wurde das Gemälde nun in Berlin enthüllt.

Der Ankauf durch das DHM - unterstützt vom Bund und von der Kulturstiftung der Länder - stellt einen Coup für die Institution dar, denn das Gemälde gilt als eines der herausragenden Werke eines deutschen Exilkünstlers nach dem Aufstieg des Nazi-Regimes. "Kain oder Hitler in der Hölle" wird demnächst als Teil der ständigen Sammlung des Museums der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Wichtiges Zeugnis

"Wir sind sehr dankbar, dass dieses wichtige Zeugnis deutscher Exilkunst im Nationalsozialismus für unsere Sammlung gesichert werden konnte", sagte Raphael Gross bei Enthüllung im DHM. "Gerade im Hinblick auf unsere neue Dauerausstellung, die wir derzeit gestalten, wird es ein zentrales Objekt sein, das uns viel über die künstlerische Auseinandersetzung mit Hitler und dem Nationalsozialismus erzählt."

Grosz, der sich während der Weimarer Republik einen Ruf als politischer Dada-Künstler erwarb, war ein Veteran des Ersten Weltkriegs. 1918 schloss er sich dem Spartakusaufstand an und wurde später ein scharfer Kritiker des deutschen Nationalismus. Als Kommunist und erbitterter Nazi-Gegner verurteilte er den Faschismus in ganz Europa und emigrierte kurz vor Hitlers Machtübernahme 1933 in die USA. Wenig später bezeichneten die Nazis sein Werk als "entartete Kunst" und entfernten es aus den öffentlichen Sammlungen des Deutschen Reichs.

George Grosz Collage
George Grosz' Dada-Collage von 1918 verspottet die preußischen Generäle und religiösen Führer inmitten eines katastrophalen KriegesBild: VG Bild-Kunst, Bonn 2011

In den späten 1930er Jahren begann Grosz in seinem Haus in New York wieder zu arbeiten. Dabei griff er viele seiner früheren Themen wieder auf. "Kain oder Hitler in der Hölle" gilt als eines der Hauptwerke dieser Epoche.

Grosz selbst beschrieb das Bild als Darstellung von "Hitler als faschistischem Monster oder als apokalyptischer Bestie, die von seinen eigenen Gedanken verzehrt wird". Der Künstler setzte Hitler mit der Figur des Kain gleich, der in der Bibel als archetypischer und zugleich erster Mörder in der Menschheitsgeschichte dargestellt wird.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters betonte bei der Vorstellung des Bildes, dass viele Werke von George Grosz von den Nazis zerstört wurden, nachdem sie 285 seiner Werke aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt hatten. "Mit dem Ankauf eines seiner wichtigsten Bilder setzen wir ein Zeichen der Wiedergutmachung und ehren einen der talentiertesten Künstler der Weimarer Republik", sagte sie. "Das Werk 'Kain oder Hitler in der Hölle' hat seit seiner Entstehung 1944 nichts von seiner Kraft verloren."

George Grosz, ein Wintermärchen
George Grosz 1940 bei der Arbeit in seinem Studio in Long IslandBild: Archiv Ralph Jentsch, Rom.

Lehren aus der Geschichte

George Grosz' apokalyptische Vision des Terrors sei eine Warnung vor dem Vergessen, "angesichts des erneuten Antisemitismus in unserer Gesellschaft", sagte Grütters weiter. "Es sind Kunstwerke wie dieses, die uns helfen, die richtigen Lehren aus der Geschichte zu ziehen".

"Dieses dezidiert politische Bild zeigt, wie Grosz seine kritische Formensprache im Exil entwickelte", sagte Markus Hilgert von der Kulturstiftung der Länder. "Es ist mir wichtig, dass gerade junge Menschen Zugang zum Bild haben und sich mit der kritischen Sicht des Künstlers auf den Nationalsozialismus auseinandersetzen können", so Hilgert.

Es sei wichtig, den Wunsch der Familie Grosz zu erfüllen, das Bild dauerhaft dort zu zeigen, wo Grosz geboren wurde und auch gestorben ist. Obwohl der Künstler 1938 US-Bürger wurde, kehrte er 1958 mit seiner Frau in seine Heimatstadt Berlin zurück, wo er ein Jahr später starb.

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.