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Protest gegen Nicaragua-Kanalprojekt

14. Juni 2015

Das milliardenschwere Projekt des Nicaragua-Kanals sorgt seit Monaten für Diskussionen. Jetzt haben sich in Managua Tausende Gegner zu einer Protestaktion versammelt. Auch antichinesische Töne wurden laut.

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Massenprotest gegen den geplanten Nicaragua-Kanal (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/O. Rivas

Die Demonstranten versammelten sich am Samstag in Juigalpa südöstlich der Hauptstadt Managua. Sie warfen Präsident Daniel Ortega vor, das "Vaterland zu verkaufen". In den Händen hielten sie nicaraguanische Flaggen und Schilder mit Aufschriften wie "Raus mit den Chinesen". Nach Angaben der Veranstalter nahmen 15.000 Menschen an der Aktion teil. Damit wäre es die größte Protestkundgebung gegen das größte Bauprojekt in Lateinamerika.

Der Startschuss für den Nicaragua-Kanal war im Dezember gefallen. Die chinesische Betreibergesellschaft HKND will die 278 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Pazifischen Ozean und der Karibik bis 2019 fertigstellen. Der Kanal beginnt an der Brito-Mündung an der pazifischen Seite Mittelamerikas, führt durch den Nicaraguasee und soll die Karibik an der Punta-Gorda-Mündung erreichen.

Karte Nicaragua-Kanal (Grafik: DW)
Auf dieser Route soll der Nicaragua-Kanal verlaufen

Konkurrenz für Panama-Kanal

Der Kanal soll 30 Meter tief sein und Schiffen bis zu einem Gewicht von 400.000 Tonnen Raum bieten. Für den Bau des Kanals sind 50 Milliarden Dollar (mehr als 44 Milliarden Euro) eingeplant. Bei der Fertigstellung würde der Nicaragua-Kanal dem Panama-Kanal weiter südlich Konkurrenz machen, der seit einem Jahrhundert eine Abkürzung quer durch den südamerikanischen Teilkontinent bietet.

Präsident Ortega hofft auf zahlreiche Arbeitsplätze, um die Armut in dem zentralamerikanischen Land zu mildern. Gegen den Kanal protestieren vor allem Bauern, die durch das Bauprojekt ihre Ländereien verlieren. Sie werden von Umweltschützern, Menschenrechtlern und Oppositionspolitikern unterstützt.

Es wird damit gerechnet, dass wegen des Kanals 30.000 Bauern und Ureinwohner umgesiedelt werden müssen. Umweltschützer befürchten zudem Verschmutzungen durch die Schifffahrt und eine Verunreinigung des Trinkwassers, da die Route auf einer Länge von gut hundert Kilometern durch den Nicaraguasee verläuft - das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas.

Nachfragen aus Costa Rica

Kürzlich hatte das südliche Nachbarland Costa Rica von Nicaragua nähere Angaben zu den Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt angefordert. Präsident Luis Guillermo Solis Rivera sagte, man erwarte Antworten auf die Frage, wie eine stärkere Ablagerung von Sedimenten im Fluss San Juan durch den Kanalbau verhindert werden kann. Die Baupläne sehen vor, die Fahrrinne durch den Nicaraguasee zweimal so tief auszubaggern, wie der See jetzt tief ist.

Anfang Juni legte der chinesische Investor HKND eine Studie zu den sozialen und ökologischen Auswirkungen des Großprojekts vor. Inhalte wurden allerdings bisher nicht bekannt. Die Ergebnisse des Gutachter-Teams sollten nun von der Regierung ausgewertet werden, hieß es auf der staatlichen Informationsplattform "El 19 Digital". Das britische Beratungsunternehmen Environmental Resources Management hatte für die Studie eine zweijährige Feldforschung betrieben. Bisher hatte das fehlende Gutachten den Beginn der eigentlichen Bauarbeiten am Kanal verhindert.

kle/se (afp, dpa, rtre, ape)