Großrazzia gegen Clan-Kriminalität
16. August 2020Kontrolliert wurden in mehr als zehn Kommunen unter anderem Shisha-Bars, Wettbüros, Spielhallen, Kulturvereine und Teestuben. "Es geht darum, denen, die im Alltag diese Städte unsicher machen, zu zeigen: Das ist beendet, ihr kriegt hier jeden Tag Unruhe", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) beim Besuch eines Einsatzortes in Essen. Es gelte die klare Ansage: "Hier gilt nicht das Recht der Familie, sondern das Recht des Staates." Es handle sich nicht um Kleinkram, sondern um "großkriminelle Taten".
Durchsuchungen gab es auch in Mülheim, Duisburg, Bochum, Herne, Witten, Gelsenkirchen, Dortmund, Wuppertal und im Kreis Mettmann. An den Durchsuchungen waren der Zoll, die Steuerfahndung, städtische Behörden und in einigen Städten die Bundespolizei beteiligt.
In Essen wurde in einem Hinterzimmer eines Internet-Cafés ein Raum entdeckt, in dem Spielautomaten und Tische aufgestellt waren. Der Zugang zu dem Raum war hinter einem Spind versteckt. In einem Bistro in der Stadt fanden die Beamten drei mutmaßlich illegale Spielgeräte und einen Pokertisch. In Duisburg entdeckte die Polizei eine illegale Spielhalle. Sie habe sich in einer vermeintlichen Teestube befunden, sagte ein Polizeisprecher. Entdeckt worden seien 17 Geldspielautomaten, für die keine Gewerbeanmeldung vorliege. In Dortmund wurden nach dem Fund von unversteuertem Tabak zwei Shisha-Bars geschlossen.
Die NRW-Landesregierung fährt seit über zwei Jahren einen harten Kurs gegen kriminelle Großfamilien. Das Landeskriminalamt hatte im Mai 2019 das erste Lagebild zur Clan-Kriminalität in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Demnach sah die Polizei 104 Großfamilien-Clans unterschiedlichster Nationalität mit kriminellen Mitgliedern am Werk. Allein in den Jahren 2016 bis 2018 sollen im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland rund 6500 Verdächtige aus der Szene für mehr als 14.000 Straftaten verantwortlich gewesen sein.
qu/wa (dpa, afp)