Guttenberg: Steile Karriere, schnelles Ende
1. März 2011Er ist noch keine 40 Jahre alt und hat bereits eine steile Politikerkarriere hinter sich: Der am 5. Dezember 1971 geborene Karl-Theodor zu Guttenberg ist Spross eines fränkischen Adelsgeschlechts. Seine politische Karriere wurde ihm in die Wiege gelegt: Sein gleichnamiger Großvater war Bundestagsabgeordneter und parlamentarischer Staatssekretär. Er gehörte zu den Gründern der Christlich-Sozialen Union (CSU).
Nach dem Abitur ging Karl-Theodor zu Guttenberg zur Bundeswehr, aus der er als Unteroffizier der Reserve ausschied. Nach dem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften in München und Bayreuth begann er mit seiner Promotion, die er 2006 mit dem Prädikat "summa cum laude" abschloss.
Karriere und Kinder
Während dieser Zeit gründete er eine Familie mit Stefanie von Bismarck-Schönhausen und arbeitete zeitweise in einem kleinen elterlichen Betrieb. Zudem betätigte sich Karl-Theodor zu Guttenberg im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG. 2002 verkaufte die Familie zu Guttenberg ihre Anteile an der Rhön-Klinikum AG, was das Familienvermögen deutlich vergrößerte.
Ganz in der Tradition seiner Vorfahren engagierte sich Karl-Theodor zu Guttenberg in der bayrischen CSU - zunächst in lokalen und regionalen Parteigruppierungen, später in der Münchener Parteizentrale. Dorthin wurde er von Parteichef Horst Seehofer nach der Niederlage bei der bayrischen Landtagswahlen 2008 als CSU-Generalsekretär berufen.
100-prozentiger Politiker
Nun startete Guttenberg eine steile politische Karriere. Im Frühjahr 2009 trat der glücklose Michael Glos vom Amt des Bundeswirtschaftsministers zurück. Horst Seehofer informierte kurz darauf die Presse über den neuen Mann an der Spitze des Ministeriums in Berlin. Michael Glos werde sein Ministeramt zur Verfügung stellen und habe dies auch der Kanzlerin mitgeteilt. "Und dass ich der Bundeskanzlerin Karl-Theodor zu Guttenberg als Nachfolger vorschlage", sagte Seehofer.
Aus dem jüngsten Generalsekretär war in diesem Augenblick der jüngste Wirtschaftsminister geworden, der seine Aufgabe mit Engagement und Ernsthaftigkeit angehen wollte. "Das ist eine Bewährungsprobe, der ich mich persönlich gerne stellen will und stellen werde", so Guttenberg, "mit Kraft, mit Zuversicht, mit dem entsprechenden Mut, der dazu gehört, aber auch mit der notwendigen Bodenhaftung."
Dabei war der Zeitpunkt der Amtsübernahme denkbar schwierig, denn die Bundesrepublik trudelte 2009 in den Sumpf der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise - mit unabsehbaren Folgen. In den Augen der Öffentlichkeit machte der neue Mann seine Sache gut, schnell führte er alle Beliebtheits-Ranglisten des Landes an.
Neue Aufgaben für den Shootingstar
Nach der Bundestagswahl 2009 trat Verteidigungsminister Franz-Josef Jung zurück wegen der Bombardierung eines Tanklastzuges in Afghanistan. In der Nähe der Stadt Kundus sollen dabei bis zu 140 Menschen gestorben sein. Nach Jung war wieder Karl-Theodor zu Guttenberg zur Stelle.
Er wurde neuer Verteidigungsminister mit einem alten Problem: Dem verlustreichen Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan: "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Soldaten und ihren Familien", sagte Guttenberg damals. "Es ist ein Einsatz, liebe Kolleginnen und Kollegen, der unserer Sicherheit dient und der in diesem Hause beschlossen wurde." Zu Guttenberg habe von Anfang an Informationen weitergeben wollen, wie sie waren, nicht beschönigen und beschwichtigen. "Wie gesagt, die Gedanken und Gebete sind bei den Familien und bei den Soldaten."
Der Einsatz in Afghanistan, dessen politische Rechtfertigung und der künftige Umgang damit waren die größten Herausforderungen des Verteidigungsministers zu Guttenberg - bis er Anfang 2011 mit den Plagiatsvorwürfen wegen seiner Doktorarbeit konfrontiert wurde. Am 1. März 2011 reichte er deswegen seinen Rücktritt als Verteidigungsminister ein.
Autor: Matthias von Hellfeld
Redaktion: Nicole Scherschun / Klaudia Prevezanos