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Früherer Opioid-Hersteller verurteilt

24. Januar 2020

In den USA ist der frühere Chef eines Schmerzmittel-Herstellers zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Er muss für fünfeinhalb Jahre hinter Gitter. Hintergrund ist die Opioid-Krise mit zehntausenden Toten ist in den USA.

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USA John Kapoor
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Krupa

Der 76-jährige John Kapoor, Gründer des Pharmaunternehmens Insys, war bereits im Mai zusammen mit vier weiteren Angeklagten von einem Gericht in Boston der Bestechung von Ärzten schuldig gesprochen worden. Sie hatten Ärzten jahrelang Schmiergelder in einer Gesamthöhe von mehr als zehn Millionen Dollar (neun Millionen Euro) gezahlt, damit diese Patienten das Fentanyl-Spray Subsys verschreiben - ein starkes und süchtig machendes Opioid für Krebspatienten im Endstadium. Das Mittel ist 50- bis 100-mal stärker als Morphin.

Das Unternehmen verlangte von Ärzten, große Mengen des Medikaments zu verschreiben und auch Patienten eine hohe Dosierung zu empfehlen, die das Mittel eigentlich nicht brauchten. Die Schmiergeldzahlungen wurden als Honorare für Reden der Ärzte bei Veranstaltungen verschleiert.

Stärstes Schmerzmittel

Opioide sind die stärksten Schmerzmittel, die uns zur Verfügung stehen. Sie docken an bestimmte Rezeptoren im Nervensystem an, vor allem im Gehirn. Darüber entfalten sie ihre Wirkung. Wenn man sie medikamentös einsetzt, lindern sie Schmerzen oder führen zu Schmerzfreiheit.

Opioide sind teilweise synthetisch hergestellte Substanzen. Heroin ist das bekannteste Opioid. Auch Methadon und Fentanyl gehören in diese Gruppe. 

In der Schmerztherapie sind Opioide nicht mehr wegzudenken. Ärzte verschreiben sie vor allem als Tablette oder als Pflaster, das kontinuierlich den Wirkstoff abgibt. Als Medikament verabreicht bleibt die Euphorie aus. Die Wirkung lässt länger auf sich warten als beim Spritzen in die Vene. Es kann bis zu drei Stunden dauern, bis die Schmerzen beim Patienten abnehmen.

Opioide als Rauschmittel machen abhängig

Die Wirkung von Opioiden als Rauschmittel bleibt nicht immer gleich stark. Folglich muss ein Drogenabhängiger die Dosis ständig erhöhen, damit er etwas spürt beziehungsweise irgendwann gar nichts mehr spürt. Er wird körperlich und auch psychisch abhängig.

Die Abhängigkeit rückt in den Mittelpunkt des Lebens. Alles dreht sich darum, die nächste Dosis zu organisieren und zu spritzen. Oft kommen Alkoholkonsum, Psychopharmaka oder andere Drogen hinzu. Die Gefahr, sich etwa mit Hepatitis oder HIV anzustecken, steigt. Gefährlich sind auch unsaubere Drogen, die mit verschiedenen Substanzen gemischt werden. Dadurch zerstört sich der Körper immer mehr.

Die körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen aber sind gravierend: Schon wenige Stunden nach dem letzten "Schuss" kann es zu Schweißausbrüchen und Zittern kommen, zu Nervosität, Magenkrämpfen und Brechreiz oder auch zu Kreislaufstörungen.

In den USA sind Millionen Menschen von Opioiden abhängig. In weniger als zwei Jahrzehnten starben mehr als 400.000 Menschen an einer Überdosis. Allein im Jahr 2017 gab es den Behörden zufolge landesweit rund 47.600 Todesfälle.

hf/mak (afp, dpa)