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Haftstrafe im Vatikan-Prozess um fragwürdige Millionendeals

16. Dezember 2023

Erstmals in der Kirchengeschichte ist ein Kardinal von der Vatikan-Justiz wegen einer Straftat verurteilt worden. Das Gericht verhängte gegen den italienischen Kardinal Angelo Becciu eine langjährige Haftstrafe.

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Vatikan | Kardinal Giovanni Angelo Becciu
Im Zuge des Prozesses verlor Kardinal Angelo Becciu seine Kardinalsprivilegien (Archivbild)Bild: Guglielmo Mangiapane/REUTERS

Wegen seiner Verwicklungen in einen verlustreichen Immobilienskandal hat der Vatikan-Gerichtshof gegen den italienischen Kardinal Angelo Becciu eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verhängt. Noch nie zuvor war ein Kurienkardinal von einem Vatikan-Gericht zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Beccius Anwälte kündigten an, gegen das Urteil Einspruch einzulegen.

Zusammen mit Becciu, einem ehemaligen engen Berater von Papst Franziskus, waren neun weitere Personen angeklagt. In dem seit mehr als zwei Jahren andauernden Prozess ging es im Kern um den verlustreichen Kauf einer Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea durch das vatikanische Staatssekretariat, in dem Becciu mehrere Jahre ein wichtiger Abteilungsleiter war.

Kardinal Angelo Becciu und Papst Franziskus
Angelo Becciu war ein enger Berater von Papst Franziskus (Archiv)Bild: Stefano Spaziani/picture alliance

Der Deal ging schief, weil der Vatikan mehr Geld investierte als geplant. Am Ende stand ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. Die Ermittlungen rund um den fragwürdigen Millionendeal in London deckten unterdessen weitere krumme Geschäfte und Machenschaften innerhalb des Vatikans auf.

Die vatikanische Strafverfolgung warf dem italienischen Kirchenmann und den neun weiteren Angeklagten unter anderem Erpressung, Geldwäsche, Betrug, Korruption, Veruntreuung und Amtsmissbrauch vor. In Folge der Vorwürfe verlor der 75-jährige seine Kardinalsprivilegien und hätte damit auch bei einer Papstwahl nicht dabei sein dürfen.

Franziskus zieht Konsequenzen

Allerdings durfte Becciu, der einst selbst als möglicher Anwärter auf das Papstamt, galt, sich weiter Kardinal nennen. Papst Franziskus zog ihn damals zudem von der Position des Leiters der Behörde für Heilig- und Seligsprechungsprozesse ab.

Franziskus und die Verwaltung des Vatikans zogen aus dem Immobilienskandal Konsequenzen. Der Pontifex ordnete danach die Zuständigkeiten in der Kurie neu. Er entzog dem mächtigen Staatssekretariat und anderen Behörden des Heiligen Stuhls die Verfügungsgewalt über Vermögenswerte. Diese obliegt nun der vatikanischen Güterverwaltung sowie der Vatikanbank IOR.

uh/hf (dpa, kna, afp)