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Politik

Hakenkreuze nach Unfalltod: Verdächtige ermittelt

Ben Knight
6. August 2018

Nach dem Unfalltod eines syrischen Kindes in Mecklenburg-Vorpommern hatten unbekannte Täter den Unglücksort mit Hakenkreuzen beschmiert. Durch Hinweise aus der Bevölkerung haben die Ermittler zwei Verdächtige ausgemacht.

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Landtag debattiert über Kriminalität und Rechtsextremismus
Bild: picture-alliance/dpa/A.Burgi

Zweimal wurde die Straße in Schönberg mit Hakenkreuzen beschmiert. Zweimal ließ die Stadtverwaltung die Schmierereien entfernen. Unbekannte malten das Nazi-Symbol auf den Boden, auf dem am 20. Juni ein neunjähriger Junge aus Syrien von einem Traktor erfasst worden und einige Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen war.

"Womit haben wir das verdient, dass an diese Stelle ein Hakenkreuz gezeichnet wird?", fragt die Mutter des getöteten Jungen in der Boulevardzeitung "Bild". Die Familie kommt ursprünglich aus der syrischen Stadt Idlib und war 2015 vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen.

Am Montag erklärte die Staatsanwaltschaft, dass nach Hinweisen aus der Bevölkerung zwei Männer, 22 und 23 Jahre alt, in Zusammenhang mit dem Verbrechen identifiziert worden seien. "Wir haben zwar kein Sprayer-Equipment in den Wohnungen der beiden gefunden, aber der Verdacht bleibt bis zum Ende der Ermittlungen bestehen", heißt es in einer Pressemitteilung der Ermittler. Die beiden würden verdächtigt, verfassungsfeindliche Symbole benutzt zu haben und den öffentlichen Raum geschändet zu haben. Die Ermittler gehen von einem "fremdenfeindlichen" Motiv aus.

Politiker überrascht und empört

Das Verwenden von Nazi-Symbolen ist in Deutschland strafbar, rechtsradikale Gruppierungen werden vom Inlandsgeheimdienst, dem Verfassungsschutz, überwacht. Es gebe im Ort zwar keine rechtsradikale Szene, sagte der Schönberger Bürgermeister Lutz Götze der DW, "aber wir haben in der Kommune geteilte Meinungen zur Flüchtlingspolitik." Er habe aber noch nie jemanden gehört, der faschistische Ideen offen unterstützt hätte. "Das lehnt hier jeder ab", sagt Götze. Es lebten ungefähr 40 Flüchtlinge in der Kleinstadt, so der Bürgermeister, und sie seien gut ins Gemeindeleben integriert: "Sie arbeiten, sie gehen zur Sprachschule, sie gehen in die Schule." Außer den Flüchtlingen gebe es eine ganze Reihe von Menschen anderer Nationalitäten in der Stadt: aus Russland, Kasachstan, Indien, dem Irak: "Die Menschen arbeiten hier, es gibt keine Schwierigkeiten. Das gilt auch für die syrischen Flüchtlinge."

11. Open-Air "Jamel rockt den Förster"
Besucher des Musikfestivals in Jamel. Das Festival will ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzenBild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Lorenz Caffier, Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, beschrieb die Hakenkreuze auf dem Bürgersteig als "grausame Verhöhnung der Opfer." Eine Verbindung zwischen der Hakenkreuz-Schmiererei und dem tragischen Unfall sei höchstwahrscheinlich, fügte Caffier in der "Bild"-Zeitung hinzu. Er habe den Sicherheitskräften Instruktion gegeben, den Fall so schnell wie möglich zu untersuchen.

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, verurteilte den Vorfall ebenso: "Das ist einfach eine ekelhafte Tat," sagte sie der Regionalzeitung Nordkurier: "Es gibt nichts Schlimmeres als das eigene Kind zu verlieren. Ich bin zutiefst erschüttert, dass jemand so voller Hass sein kann. Es muss alles getan werden, damit die Täter gefunden werden."

Neonazis im Nordosten Deutschlands

Nur 30 Kilometer vom Tatort entfernt liegt Jamel. Jamel hat sich in den vergangenen Jahren zur Hochburg für Neonazis entwickelt. Anfang der 2000er Jahre wurden hier Migranten durch Brandanschläge aus dem Ort vertrieben. Ein Anti-Nazi-Rockkonzert wurde im vergangenen Jahr in der Stadt abgehalten, um dem Image eines rechten Dorfes entgegenzuwirken.

Der Bürgermeister der kleinen Nachbargemeinde Schönberg mit nur knapp 4.000 Einwohnern, Lutz Götze, vermied es, sich an Spekulationen zu beteiligen, wer an den Hakenkreuz-Schmierereien in seinem Ort beteiligt war. Allerdings, so Götze, "sei es nicht ausgeschlossen", dass die Täter von außerhalb gekommen seien.