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Hamburger Wattenmeer ist Weltnaturerbe

27. Juni 2011

Die Wattgebiete vor Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den Niederlanden gehören schon seit 2009 zum Welterbe. Hamburg wollte den Titel wegen der Elbvertiefungspläne zuerst nicht haben. Nun ist die Lücke geschlossen.

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Wattgebiet nahe der Norseeinsel Neuwerl (Foto: dpa)
Wattgebiet zwischen Cuxhaven und der zu Hamburg gehörigen Insel NeuwerkBild: picture alliance/dpa

Das 137 Quadratkilometer große Wattgebiet rund um die Nordseeinseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn habe einen "außergewöhnlichen universellen Wert", heißt es in der Begründung der UNESCO. Konkrete Schutzgarantien sind mit dem Titel Weltnaturerbe allerdings nicht verbunden.

Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur stimmte am Montag (27.06.2011) in Paris dem Antrag Hamburgs auf die Auszeichnung zu. Die Hansestadt hatte sich zunächst gegen die Ausweisung ihres Wattgebiets als Welterbe gesperrt, um die geplante Elbvertiefung nicht zu gefährden, und zog sich Anfang 2008 aus den Planungen zurück.

Die UNESCO sicherte aber später zu, eine Erweiterung der Seeschifffahrtsstraße in der Elbmündung zu dulden. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) lobte diese Haltung am Montag nochmals ausdrücklich. "Über die Entscheidung kann sich ganz Hamburg freuen", fügte er hinzu.

Nur 1,4 Prozent der Gesamtfläche

Nach den Bürgerschaftswahlen 2008 hatte die Grün-Alternative Liste (GAL) der CDU in den Koalitionsverhandlungen abgerungen, dass Hamburg wieder in die Verhandlungen einsteigen soll. Im Dezember 2010 meldete dann der schwarz-grüne Senat das Wattenmeer als Kandidat für das Weltnaturerbe an.

Pferdekutschen auf einer Fahrt durchs Hamburger Wattenmeer im Sommer 2010 (Foto: dapd)
Pferdekutschen auf einer Fahrt durchs Hamburger Wattenmeer im Sommer 2010Bild: dapd

Die Wattregionen Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und der Niederlande stehen bereits seit Juni 2009 unter dem Schutz der UNESCO. Der Hamburger Teil des Wattenmeers macht nur 1,4 Prozent der Gesamtfläche aus.

Der Senat der Hansestadt erklärte, das Hamburgische Wattenmeer stehe nun in einer Reihe mit dem Grand Canyon, den Pyramiden von Gizeh und dem Kölner Dom. Für Hamburg ist es der erste Welterbetitel.

Zuhause für tausende Tierarten

Seehund im Meer (Foto: Stock/LKN-SH)
Seehunde fühlen sich neben zahlreichen anderen Tierarten wohl im Hamburger WattenmeerBild: Stock/LKN-SH

In dem hoch sensiblen Ökosystem leben nach Angaben der Hamburger Umweltbehörde tausende Tierarten, darunter Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Unter anderem Muschelbänke und Seegraswiesen bieten den Tieren Nahrung. Zudem kommen jährlich zehn bis zwölf Millionen Zugvögel.

Ein ausgedehntes System aus großen Wattströmen und kleinen Prielen durchzieht weite Flächen. Kein anderes Gebiet der Erde hat eine größere zusammenhängende Sand- und Schlickfläche. Wind und Gezeiten formen die Landschaft ständig neu.

Symbolischer Titel und Verpflichtung

Der Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Manfred Braasch, erklärte nach der Entscheidung: "Dies ist ein wichtiges Signal für den Erhalt dieses einmaligen Lebensraumes." Es sei zwar vorrangig ein symbolischer Titel, aber Deutschland müsse nun auch für den Hamburger Teil der UNESCO über den Zustand des Gebietes, geplante Änderungen oder Konflikte bei Tourismus, Fischerei und Schifffahrt berichten.

Für eine Anerkennung als Welterbe musste belegt werden, dass die Region weltweit einzigartig ist. "Der Titel verpflichtet, den Lebensraum für nachfolgende Generationen zu erhalten", sagte der Leiter des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer, Klaus Janke. Das Siegel gilt auch als international wirksames Werbeinstrument, um Touristen anzuziehen.

Auch Siedlungen aus sehr alten Zeiten ausgezeichnet

Prähistorische Pfahlbauten in Baden-Württemberg und Bayern genießen künftig als Weltkulturerbe ebenfalls besonderen Schutz. Das UNESCO-Komitee stimmte am Abend einem Gemeinschaftsantrag mehrerer europäischer Länder zu. Sie hatten insgesamt 111 Pfahlbauten und Relikte prähistorischer Siedlungen für die Weltkulturerbeliste nominiert.

Rekonstruierte Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit im Freilichtmuseum in Unteruhldingen am Bodensee (Foto: dpa)
Rekonstruierte Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit im Freilichtmuseum in Unteruhldingen am BodenseeBild: picture-alliance/dpa

Unklar ist, ob Deutschland sich noch über einen weiteren Welterbe-Titel freuen kann. Die Tagung des Komitees in der französischen Hauptstadt zögert sich derzeit wegen vieler Diskussionen weiter hinaus. Als Teil grenzüberschreitenden Weltkulturerbes stehen noch zwei Häuser in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung auf der Kandidatenliste. Sie wurden von dem französisch-schweizerischen Architekten und Stadtplaner Le Corbusier entworfen.

Am Samstag hatte die UNESCO bereits fünf deutsche Buchenwaldgebiete sowie eine vom Bauhaus-Architekten Walter Gropius entworfene Schuhleistenfabrik in Niedersachsen unter den Schutz der Weltgemeinschaft gestellt.

Autor: Thomas Grimmer (dpa, epd)
Redaktion: Sabine Faber