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"Handball-Kaiser" Brand ist 65

25. Juli 2017

Der Mann mit dem Schnauzbart ist für viele auch heute noch das Gesicht des deutschen Handballs - obwohl er seit sechs Jahren im Handball-Ruhestand ist. Heiner Brand feierte am Mittwoch seinen 65. Geburtstag.

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Heiner Brand. Foto: dpa-pa
Bild: picture alliance/dpa/U. Anspach

Auf das große Rampenlicht kann Heiner Brand gut verzichten. Seinen 65. Geburtstag an diesem Mittwoch ging der Handball-Weltmeister und langjährige Bundestrainer lieber ruhig an: "Es ist nichts Großes geplant. Wir stoßen im Kreis der Familie und vielleicht ein paar guten Freunden an." Der eher private Rahmen für seinen Ehrentag passt ins Bild. Sechs Jahre nach seinem Rückzug als Bundestrainer fällt es dem Mann mit dem markanten Schnauzbart nicht schwer, die Öffentlichkeit zu meiden. Der Profi-Handball, lange Zeit ein Fixpunkt seines Lebens, hat für ihn viel an Bedeutung verloren. "Ich habe von dem Zeitpunkt an, als ich aufgehört habe, kein einiges Mal den Wunsch verspürt, wieder auf der Trainerbank zu sitzen", sagt Brand. Spiele der Nationalmannschaft verfolge er nur, wenn der Terminkalender es zulässe: «Ich richte meine Planungen nicht mehr danach aus." Mit Handball beschäftigt er sich nur noch ab und zu: als Experte des TV-Senders Sky. Außerdem hält Brand Vorträge bei Unternehmen über Teambildung und Führungsstil. "Darüber hinaus gehe ich in den Fitnessraum und spiele Golf. Da ist man manchmal erstaunt, dass der Tag zu kurz ist", sagt Brand.

Kredit fürs Auto statt Gehalt

Brand im WM-Finale 1978 gegen Russland. Foto: dpa.-pa
Brand (2.v.r.) im WM-Finale 1978 gegen RusslandBild: picture alliance/dpa/W.-D.Pfeiffer

Die ersten Schritte als Spieler machte Heiner Brand in seiner Heimatstadt Gummersbach. Weil auch seine beiden älteren Brüder für den VfL auf Torejagd gingen, blieb ihm kaum eine andere Wahl. Mit sieben Jahren trat er dem Klub bei. Als er Jahre später in der Bundesliga-Mannschaft des VfL debütierte, bekam er zunächst kein Gehalt, sondern einen Kredit für ein Auto in Höhe von 1500 Mark. Den musste er mit den monatlich 100 Mark Fahrgeld abstottern. Es war eine gute Investition des Vereins: Brand holte mit "seinem" VfL als Spieler sechsmal die deutsche Meisterschaft, viermal den DHB-Pokal und auch auf internationaler Ebene zahlreiche Titel. 1978 wurde er mit der von Vlado Stenzel trainierten deutschen Nationalmannschaft Weltmeister.

WM-Triumph im eigenen Land

Dieses Kunststück gelang ihm auch später als Bundestrainer. Von 1997 bis 2011 führte er die DHB-Auswahl zurück in die Weltspitze. Nach zweiten Plätzen bei der EM 2002 und der WM 2003 gewann sein Team 2004 die Europameisterschaft und wenig später in Athen die olympische Silbermedaille. Spätestens der WM-Sieg 2007 im eigenen Land machte Brand nach Aussage des einstigen Handball-Stars Stefan Kretschmar zur "Lichtgestalt" und brachte ihm - in Anlehnung an den Fußball-"Kaiser" Franz Beckenbauer - den inoffiziellen Titel "Handball-Kaiser" ein.

Nach dem WM-Sieg 2007 tragen die deutschen Handballer Brand durch die Halle. Foto: dpa-pa
Unvergessen: Der Triumph des deutschen Teams bei der WM im eigenen Land 2007 Bild: picture-alliance/dpa

Funkstille zum DHB

Bei allen Verdiensten um den deutschen Handball ist Heiner Brands Verhältnis zum Deutschen Handballbund (DHB) in den vergangenen Jahren abgekühlt. Seit dem in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streit mit seinem ehemaligen Co-Trainer, dem heutigen DHB-Vizepräsidenten Bob Hanning herrscht Funkstille. Der Vorwurf, er habe einen Rentenvertrag beim DHB angestrebt, verärgert ihn bis heute. "Ich hatte dem damaligen Präsidenten Bernhard Bauer lediglich angeboten, ihm zu helfen - ehrenamtlich", sagt Brand.

sn/sw (dpa, sid)