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Israel bleibt FIFA-Mitglied

Joscha Weber29. Mai 2015

Mit einer emotionalen Rede zog Jibril Al Rajoub, Präsident des palästinenischen Fußballverbandes, seinen Antrag zum Ausschluss Israels zurück. Nun soll eine Kommission den Konflikt überwachen.

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Zürich FIFA Kongress Handschlag zwischen Eini und Al Rajoub (EPA/WALTER BIERI)
Bild: picture-alliance/dpa/W. Bieri

Lange Zeit klang der Slogan "Handschlag für den Frieden" wie ein weiterer Marketing-Slogan des Fußballweltverbands FIFA: Schön, richtig, aber irgendwie wohlfeil. Im Laufe des Kongresses erhielt er plötzlich eine greifbare Bedeutung: Im seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt zwischen Israel und Palästina forderte der israelische Verbandspräsident Ofer Eini seinen Kollegen Jibril Al Rajoub zu eben jenem Handschlag auf. Doch der zögerte. Erst wollte er abstimmen lassen über seinen Antrag, eine Kommission als Überwachungsinstrument für die Freizügigkeit der Fußballspieler sowie der Einhaltung der Anti-Rassismus-Regeln zu gründen. Nach einigem hin und her, das FIFA-Präsident Joseph Blatter versuchte zu moderieren, stimmten schließlich 90 Prozent für den Antrag.

Anschließend kam es tatsächlich zum Handschlag der beiden Verbandspräsidenten. Unter dem Beifall des Saales im Züricher Hallenstadion lief Eini zu Al Rajoub und reichte ihm die Hand. Zuvor hatten beide in emotionalen Reden für Ihre Sicht der Dinge geworben. "Es ist an der Zeit, Erniedrigung die Rote Karte zu zeigen", so Al Rajoub und die FIFA-Delegierten applaudierten, noch größer wurde die Zustimmung im Saal als er verkündete, dass er den ursprünglichen Antrag zum Ausschluss Israels aus der FIFA zurückzieht. "Ich tue dies nicht weil ich aufgebe, sondern, weil ich den palästinensichen Fußball schützen will", begründete Al Rajoub seinen Entschluss. Al Rajoub geht es vor allem um die Freizügigkeit der palästinensischen Spieler und die Unterbindung von Schikanen gegen seine Verband. So berichtete er von verlorenen Sachspenden, die von israelischen Behören einbehalten worden seien. Er habe dafür Lösegeld bezahlen müssen, um die Fußballspenden wieder zurückzuerhalten.

"Wir sollten uns zuhören"

Sein israelischer Gegenüber Ofer Eini antwortete auf dem Kongress nicht minder emotional, in der Sache aber versöhnlicher: "Überlassen wir diese Fragen der Politik. Ich möchte, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Wir sollten uns zuhören. Wir sitzen alle hier als Freunde zusammen."

Hintergrund der Auseinandersetzung der Verbände im Nahen Osten ist neben dem politischen Konflikt auch ein sportlicher: Angebliche Restriktionen und Schikanen bei der Reisefreiheit palästinensischer Spieler sowie Offizieller und Rassismus-Vorwürfe stehen im Raum. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hatte in den vergangenen Wochen vergeblich auch mit einer Reise versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln. Die palästinensische PFA wirft der israelischen IFA zahlreiche Repressionen vor. Palästinensischen Spielern und Offiziellen soll systematisch die Reisefreiheit genommen worden sein, zudem geht es um fünf in den besetzten Gebieten beheimatete Klubs (im Westjordanland), die in der israelischen Liga spielen. Die Israelis argumentierten zuletzt, keine Handhabe über das sicherheitsrelevante Vorgehen ihrer Regierung zu haben.