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Schauspielerin Hannelore Elsner gestorben

Katharina Abel
23. April 2019

Sie begann als Starlet in Unterhaltungsfilmen, war viele Jahre TV-Kommissarin und glänzte dann in preisgekrönten Kinodramen. Fast 60 Jahre lang stand Hannelore Elsner vor der Kamera. Jetzt ist sie überraschend gestorben.

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Hannelore Elsner
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

Die meisten Schauspielerinnen haben Schwierigkeiten, ab einem gewissen Alter überhaupt noch gute Rollen zu bekommen, bei Hannelore Elsner lief es genau anders herum: Sie stieg erst mit Ende 50 zu einer der größten deutschen Charakterdarstellerinnen auf.

Hannelore Elsner, die eigentlich Elstner hieß, wurde am 26. Juli 1942 im oberbayerischen Burghausen geboren und wuchs in München auf. Früh hat sie zwei Schicksalsschläge zu verkraften: Ihr zwei Jahre älterer Bruder kommt im März 1945 bei einem Fliegerangriff ums Leben; ihr Vater stirbt, als sie acht ist. Sie wechselt mehrmals die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. "Ich war nirgendwo richtig daheim", schreibt sie in ihrer Autobiografie "Im Überschwang. Aus meinem Leben" (2011) über ihre Jugend.

Leichte Unterhaltung mit Sex-Appeal

Hannelore Elsner mit Mario Adorf in dem Film Die Herren mit der weißen Weste (1969
Elsner mit Mario Adorf in "Die Herren mit der weißen Weste" (1969)Bild: picture alliance/KPA

Mit 16 Jahren wird Elsner bei einem Spaziergang in München fürs Schauspiel entdeckt. Ein Jahr später dreht sie an der Seite des damals enorm populären Schauspielers und Sängers Freddy Quinn ihren ersten Film: "Freddy unter fremden Sternen". Nach einer Schauspielausbildung in München steht sie 1961 zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. 1968 soll sie in Slawomir Mrozeks "Tango" der Münchner Kammerspiele die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein - wenn auch nur für drei, vier Sekunden, wie sie selbst sagte. 

Hannelore Elsner hat in mehr als 200 Kino- und Fernsehproduktionen mitgespielt, u.a. an der Seite von Peter Alexander, Georg Thomalla und Mario Adorf. Zunächst wird sie dank ihres Sex-Appeals vor allem für leichte Unterhaltungsfilme wie "Die Lümmel von der ersten Bank" und Krimis gebucht. Dazu stand sie bis zuletzt: "Ich weiß, was ich alles gemacht habe, das belanglos war. Aber das kann man mir nicht vorwerfen. Ich habe ein Leben lang mich und die meinen selber versorgt, ich musste ja auch Geld verdienen", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (2010). Internationale Anerkennung verschafft ihr dann 1975 die weibliche Hauptrolle der Marlit in "Berlinger" (Regie: Alf Brustellin und Bernhard Sinkel). 

Hannelore Elsner, Schauspielerin
Hannelore Elsner bei einer Gala im Sommer 2017Bild: Imago/Future Image

Mitte der 1980er Jahre legt Elsner eine knapp 15-jährige Kinopause ein, ist aber im Fernsehen sehr präsent. Besonders populär ist sie als "Die Kommissarin", die sie in der ARD von 1994 bis 2006 in 66 Folgen verkörpert. Es ist das erste Mal, dass eine Frau die Hauptrolle in einer Krimiserie übernimmt. Zu Beginn an ihrer Seite: der junge Til Schweiger. 

"Die Unberührbare" und "Mein letzter Film" - Elsner als Charakterdarstellerin

Das große Kino-Comeback gelingt Elsner als "Die Unberührbare" im Jahr 2000. Regisseur Oskar Roehler verfilmt darin die letzten Tage seiner Mutter, der DDR-Autorin Gisela Elsner (mit der Hannelore Elsner nicht verwandt ist), die mit dem Fall der Berliner Mauer ihre Existenzgrundlage verliert und schließlich Selbstmord begeht. Elsner wird für ihre Leistung - ebenso wie der Film selbst - mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Sie selbst bezeichnet "Die Unberührbare" in dem Boulevardblatt "Die Bunte" als "das Nonplusultra meiner bisherigen Karriere".

Filmszene Die Unberührbare mit Hannelore Elsner
Hannelore Elsner als "Die Unberührbare" (2000)Bild: picture-alliance/dpa/KPA

Fortan gilt sie als große deutsche Charakterschauspielerin. Den nächsten Filmpreis heimst sie drei Jahre später für "Mein letzter Film" ein, in dem sie als alternde Diva glänzt, die in einem 90-minütigen Monolog über ihr bisheriges Leben sinniert, mit ihrem Mann abrechnet und dann zu einem Neuanfang aufbricht. Erfolge wie "Alles auf Zucker!" (2004, Regie: Dani Levy) und Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami" (2008) folgen. 2019 folgt mit "Kirschblüten & Dämonen" eine Fortsetzung, die Anfang März im deutschen Kino startete. Gemeinsam mit Filmpartner Elmar Wepper spielt sie ein verstorbenes Ehepaar, das dem Sohn das Leben weiterhin aus dem Jenseits schwer macht. Es wird Hannelore Elsners letzter Kinofilm sein.

Neben ihrer Schauspielkarriere war Hannelore Elsner für das Fritz Bauer Institut aktiv und setzte sich gegen das Vergessen des Holocaust ein. Anlässlich des Films "Auf das Leben!" (2014), in dem sie eine traumatisierte Holocaust-Überlebende spielte, sagte sie der Jüdischen Allgemeinen, sie hätte sich auf diese Rolle nicht besonders vorbereiten müssen: "Seit ich 20 bin, beschäftige ich mich mit den Verbrechen der Nazis. (...) Ich habe diese Zeit in mir." 

Ihr Privatleben hielt die Schauspielerin, so weit es ging, aus den Schlagzeilen heraus. Sie war zweimal verheiratet und hinterlässt einen Sohn, Dominik, aus einer Beziehung mit Regisseur Dieter Wedel.

Zu ihren Geburtstagen gab Elsner nicht gerne Interviews. "Ich muss über mein Alter reden, seit ich 25 bin", beschwerte sie sich in ihrer Autobiografie. "Mir gefällt die buddhistische Idee, die sagt, bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter."