Harris und Walz starten ihre Wahlkampftour in Philadelphia
7. August 2024Anhänger der Demokratischen Partei begrüßten die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihren frisch auserkorenen Stellvertreter Tim Walz in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der umjubelte Auftritt bildet den Auftakt ihrer Tour durch politisch besonders umkämpfte Bundesstaaten, die bei der Präsidentenwahl im November eine Schlüsselrolle spielen dürften. Dass das Wahlkampfdebüt des Duos im Bundesstaat Pennsylvania stattfand, war kein Zufall. Pennsylvania gehört zu den Bundesstaaten, die Präsident Joe Biden bei der Wahl im Jahr 2020 zum Sieg verholfen hatten.
"Wir sind die Außenseiter in diesem Rennen", sagte Harris über den Wahlkampf gegen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump und dessen Vize J.D. Vance. "Unsere Kampagne - diese Kampagne - ist ein Kampf für die Zukunft", fuhr die 59-Jährige fort. "Wir kämpfen für eine Zukunft, in der wir unsere grundlegendsten Freiheiten verteidigen", betonte Harris. Sie habe sich auf die Suche nach einem Partner gemacht, der dabei helfen könne, diese bessere Zukunft aufzubauen. Eine Führungspersönlichkeit, "die unsere Nation eint und uns voranbringt. Ein Kämpfer für die Mittelschicht, ein Patriot, der wie ich an das außergewöhnliche Versprechen Amerikas glaubt."
Harris lobt Walz als Motivator
Harris, die nach dem überraschenden Rückzug von Präsident Joe Biden vor zwei Wochen in das Rennen um das höchste Amt im Staat eingestiegen war, sagte, Walz sei jemand, "der den Menschen das Gefühl gibt, dazuzugehören und sie inspiriert, große Träume zu verfolgen". Die 59-Jährige hob in ihrer Rede das politische Profil ihres "Running Mates" hervor, betonte dabei unter anderem seine Unterstützung für Militärveteranen, Gewerkschaften, das liberale Abtreibungsrecht und striktere Waffengesetze.
Nur wenige Stunden zuvor hatte sie ihn zu ihrem Vize gemacht. Walz ist seit 2019 Gouverneur des Bundesstaats Minnesota und saß vorher lange als Abgeordneter im Repräsentantenhaus.
Vor mehr als 10.000 Anhängern an der Temple University schilderte Walz seinen Weg vom Kleinstadtjungen aus Nebraska über 24 Jahre Dienst in der Nationalgarde und als Sozialkundelehrer bis zum Gouverneur von Minnesota. "Es waren meine Schüler, die mich ermutigt haben, für ein Amt zu kandidieren", sagte er. "Sie sahen in mir, was ich ihnen vermitteln wollte: Engagement für das Gemeinwohl und den Glauben daran, dass ein Einzelner etwas bewirken kann."
Walz attackiert Trump
Bei seiner ersten Rede in seiner neuen Funktion griff Walz auch den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump scharf an. "Er macht sich über unsere Gesetze lustig, er sät Chaos und Spaltung", sagte Walz. Trump habe keine Ahnung, was es bedeute, dem Land zu dienen, weil "er zu sehr damit beschäftigt ist, sich selbst zu dienen". Walz fügte unter Gelächter und Jubel hinzu: "Er ist angesichts der Corona-Krise in Schockstarre verfallen, er hat unsere Wirtschaft in den Abgrund gerissen, und die Gewaltkriminalität ist unter Donald Trump gestiegen. Und dabei sind die Verbrechen, die er selbst begangen hat, noch gar nicht mitgezählt." Damit übernahm er als Vizepräsidentschaftskandidat die traditionelle Rolle des "angriffslustigen Kampfhundes" im Wahlkampfteam. Walz überzog auch den republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance mit Spott.
Vor seiner politischen Laufbahn war Walz lange als Lehrer tätig. Der verheiratete Vater zweier Kinder hat kein starkes nationales Profil, ist aber bekannt für seine Bodenständigkeit und direkte Art, politische Botschaften zu transportieren. Seine Frau Gwen ist ebenfalls Lehrerin. Der 60-Jährige gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang auch zu Wählern ohne akademische Bildung findet, zugleich aber liberale Positionen vertritt.
Die Wahl von Walz als Vizepräsidentschaftskandidat mit Regierungserfahrung, militärischem Hintergrund und der Fähigkeit, ländliche weiße Wähler anzusprechen, gilt als strategischer Schachzug der Demokraten. Nach der Bekanntgabe von Walz als Vizepräsidentschaftskandidat gingen nach Angaben von Harris' Wahlkampfteam mehr als 20 Millionen US-Dollar an Spenden ein.
Trump und Vance ätzen gegen Walz und Harris
Von Trumps Republikanern kamen derweil scharfe Attacken auf Walz und Harris. "Das ist das linksradikalste Duo in der amerikanischen Geschichte", schrieb Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. "So etwas hat es noch nie gegeben und wird es auch nie wieder geben." Der 78-jährige bezeichnete Harris außerdem als "verrückt".
Trumps Vizekandidat Vance hat in den vergangenen Wochen einen eher holprigen Start hingelegt. Mit Blick auf Walz wählte der Senator aus dem Bundesstaat Ohio ähnliche Worte wie Trump. Die Personalie unterstreiche, "wie radikal Kamala Harris" sei, sagte Vance vor Journalisten und warf der Demokratin unter anderem vor, damit "auf den Hamas-Flügel ihrer eigenen Partei gehört" zu haben. Das Wahlkampfteam von Trump bezeichnete Walz als "gefährlichen linksliberalen Extremisten".
kle/se (afp, dpa, rtr)