Heilende Gräser und Kugelfischgift: So behandeln Tiere sich selbst
Forschende haben beobachtet, wie ein Orang-Utan eine Gesichtswunde selbstständig versorgt hat. Tiere kennen viele Mittel und Kniffe, um sich selbst zu helfen. Und einige davon haben wir Menschen uns abgeguckt.
Pflanzen-Pflaster
Forschende haben einen Orang-Utan dabei beobachtet, wie er eine Wunde mit einer Heilpflanze behandelte. Der Menschenaffe hat die Pflanze erst zerkaut, den Saft auf die Verletzung aufgetragen und die Blätter als eine Art Pflaster genutzt. Innerhalb einer Woche war die Wunde geschlossen. Die verwendete Liane, Fibraurea tinctoria, ist auch bei uns Menschen in der traditionellen Medizin bekannt.
Zauberwort Zoopharmakognosie
Tiere nutzen eine Vielzahl von Naturheilmittel, um Wunden zu pflegen oder Parasiten loszuwerden. Dieser Vorgang heißt Zoopharmakognosie. So wurden etwa auch schon Schimpansen in Gabon im westlichen Afrika beobachtet, wie sie ihre Wunden behandeln - allerdings nicht mithilfe von Pflanzen.
Insekten zur Heilung
Bei mehreren Schimpansen im Loango Nationalpark beobachteten Forschende, wie die Tiere bestimmte Insekten aus der Luft fingen, sie zwischen ihre Lippen pressten und dann über ihre offenen Wunden strichen. Das Besondere: Die Schimpansen taten das nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei Artgenossen, wie hier zu sehen. So ein Verhalten ist bei Tieren ungewöhnlich.
Der Mensch lernt vom Bären
Der Schwarzbär in Nordamerika macht sich die heilenden Kräfte der Osha-Wurzel zunutze. Der Biologe Shawn Sigstedt beobachtete die Tiere im US-Bundesstaat New Mexico und stellte fest, dass sie mit der Pflanze ihre Arthritis-Schmerzen behandelten. Er geht fest davon aus, dass die Ureinwohner des Staates von den Bären lernten und so ebenfalls begannen die Osha-Wurzel zu nutzen.
Wenn Hunde ins Gras beißen
Hundehalter kennen das Selbstheilungsverhalten von Tieren. Hunde schlingen verschiedene Gräser hinunter, wenn sie Magenprobleme oder Würmer haben. Kurze Zeit später scheiden sie sie unverdaut wieder aus oder erbrechen sie. So werden die Hunde Krankheitserreger oder Parasiten los.
Vogel-Bad im Ameisenhaufen
Von mehr als 200 Vogelarten ist bekannt, dass sie quasi in Ameisenhügeln "baden". Der Grund: Die Ameisensäure, die die Insekten aufgrund des Verhaltens des Störenfrieds absondern, ist ein wirksames Mittel gegen Pilze und Bakterien auf Vogelfedern.
Pränatale Gesundheit durch Baumrinde
Schwangere Lemuren in Madagaskar kauen auf Rinde und Blättern von Feigen- und Tamarindenbäumen. So kurbeln sie ihre Milchproduktion an, töten Parasiten ab und erhöhen die Chance auf eine erfolgreiche Geburt.
Raus mit dem Baby!
Eine Elefantenschwangerschaft dauert rund 22 Monate und damit länger als bei jedem anderen Tier. Elefantenkühe in Kenia wurden dabei beobachtet, wie sie hochschwanger von ihren normalen Routen abwichen, um die Blätter von Bäumen aus der Familie der Raublattgewächse zu verspeisen. Wenig später setzte die Geburt ein. Kenianische Frauen nutzen die Pflanze ebenfalls, um eine Geburt einzuleiten.
Berauschte Rentiere
Tiere wissen aber nicht nur ihre Krankheiten selbst zu heilen. Sie bedienen sich bei Mutter Natur auch, um high zu werden. Rentiere in Finnland und Sibirien berauschen sich an Fliegenpilzen (Amanita muscaria). Schamane vom Volk der Samen haben sich das abgeguckt und glauben, nach dem Verzehr prophetische Kräfte zu haben und mit den Rentieren kommunizieren zu können.
Trance durch Kugelfischgift
Beim Filmen einer BBC-Dokumentation beobachteten Forschende, wie Delfine mit einem Kugelfisch "spielten". Sie stießen ihn sanft hin und her, bis zu einer halben Stunde lang. Beutefische dagegen wurden sofort verspeist. Der Kugelfisch gab in dieser Stresssituation ein Gift zur Verteidigung ab - das die Delfine in Trance versetzte. Ein sanftes High durch einen giftigen Fisch.