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Heinrich-Böll-Stiftung eröffnet neues Regionalbüro für den Südkaukasus

12. Mai 2003
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Köln, 12.5.2003, DW-radio, Ute Schaeffer

Die drei südkaukasischen Republiken Georgien, Armenien und Aserbaidschan sind ein wichtiger sicherheitspolitischer Faktor für Europa. Menschen-, Waffen- und Drogenhandel, illegale Migration sind dort verbreitet, gefährden aber auch Europa. Doch gibt es immer noch keine klare europäische Politik für die Region. Die den Bündnisgrünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung wird in Kürze ein neues Regionalbüro für den Südkaukasus in Tiflis eröffnen. Ute Schaeffer berichtet:

Mitte Juni wird das Regionalbüro der Heinrich-Böll-Stiftung in Tiflis eröffnet werden. Es wird Programme und Projekte in den drei südkaukasischen Republiken unterstützen sowie in den nicht anerkannten, aber von der Böll-Stiftung als "De-facto-Republiken" betrachteten Regionen Abchasien, Südossetien und Berg-Karabach. Die Böll-Stiftung setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit schon bestehenden Projekten im Nichtregierungsbereich, erklärt Walter Kaufmann, Leiter des Büros in Tiflis:

"Wir wollen mit den bestehenden Netzwerken kaukasischer Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten. Diese werden sich regelmäßig in verschiedenen Regionen des Kaukasus treffen. Dabei wird es nicht immer nur um das Thema Konfliktlösung gehen, sondern wir wollen einen Erfahrungsaustausch zwischen den Organisationen über den Aufbau von Zivilgesellschaft in der gesamten Region fördern."

Die Stiftung wird ein Stipendiatenprogramm im wissenschaftlichen Bereich aufbauen. Es richtet sich grenzübergreifend an Historiker und Soziologen, die sich mit nationalen Geschichtsbildern und -mythen befassen. Durch die gezielte Förderung von Forschungsprojekten im Bereich Stadtplanung und Architektur soll dem urbanen Wildwuchs in den kaukasischen Ballungszentren entgegen gewirkt und die nachhaltige Entwicklung im Bereich der Stadtplanung vorangebracht werden. Außerdem gibt es ein Förderprogramm, das sich an Theologen richtet, die über das Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft forschen. Aktiv unterstützen wird die Böll-Stiftung zudem Nichtregierungsorganisationen, die im Bereich Frauenrechte und -förderung arbeiten.

Die Böll-Stiftung will durch ihre Arbeit in der Region aber auch dazu beitragen, die Entwicklungen im Südkaukasus immer wieder in das Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit in Westeuropa zu bringen. Hier gebe es noch viel zu tun, meint Walter Kaufmann:

"Die Auseinandersetzung in der EU und Deutschland mit dem Südkaukasus zu fördern, für eine aktive europäische Politik gegenüber der kaukasischen Region zu werben und dafür zu sorgen, dass die Gelder, welche die EU in die Kaukasusregion investiert hat, begleitet werden von klaren politischen Konzepten und Analysen."

Für Europa stellt der südliche Kaukasus eine wichtige Peripherie dar. Den Risiken, die von dieser Region ausgehen und die auch Europa betreffen, wird aber immer noch nicht mit einer konsistenten und einheitlichen europäischen Politik begegnet. Für Brüssel ist es zur Zeit schon schwierig genug, eine einheitliche politische Linie für den Umgang mit den neuen Nachbarstaaten im Süden und Osten der EU zu finden. Walter Kaufmann sieht weitere Gründe, weshalb die Region von hohem Interesse ist:

"Der Kaukasus ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Russland, der Türkei, dem Iran - alles Länder, welche die EU auch künftig beschäftigen werden. Auch deshalb können wir diese Region, in der sich diese unterschiedlichen Interessen treffen, nicht vernachlässigen." (TS)