Helene Hegemanns filmischer Trip "Axolotl Overkill"
Ihr Sensations- und Skandalroman von 2010 hieß "Axolotl Roadkill". Nun hat Helene Hegemann das Buch zum Film gemacht. "Axolotl Overkill" setzt andere Akzente und erinnert doch stark an die Romanvorlage.
Trip durch Berlins Nachtleben
Es ist vor allem ihre Geschichte: Die 16-jährige Mifti (Jasna Fritzi Bauer, links im Bild) ist orientierungslos, aber offen für alle neue Erfahrungen. Die Schule interessiert sie nicht. Berlins Bars und Clubs dafür um so mehr. Dort verbringt sie viel Zeit, auch mit der ihr wesensverwandten Freundin Ophelia (Mavie Hörbiger, rechts im Bild).
Junges Multitalent: Helene Hegemann
Die junge Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Helene Hegemann (links, während der Dreharbeiten) ist zweifelsohne ein ganz originäres Talent. Bereits mit jungen Jahren schrieb sie Theaterstücke und Drehbücher, inszenierte kürzere Filme. Ihr Romandebüt "Axolotl Roadkill" erhielt gute Kritiken. Die Autorin wurde aber mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. "Axolotl Overkill" ist ihr Spielfilmdebüt.
Aufgeweckt: Jasna Fritzi Bauer
Sie könne "die Widersprüche" ihrer Hauptfigur "auf den Punkt" bringen, sagt Hegemann über ihre Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer: "Sie versteht sie und kann sie analysieren, trotzdem ist sie spielerisch genug, um nicht viel darüber nachzudenken." Die 1989 geborene Schweizerin ist ein Naturtalent - das hat sie schon oft bewiesen und liefert nun auch in "Axolotl Overkill" eine Glanzleistung ab.
Komplizierte Familiengeschichten
"Axolotl Overkill" ist auch ein Film über Familienstrukturen. Hegemann erzählt in dem Film, wie sich die junge Mifti inmitten einer chaotisch agierenden Patchwork-Familie zu behaupten versucht. Die Mutter ist gestorben, der Vater lebt mit einer neuen Frau zusammen, die beiden Geschwister kämpfen mit ihren ganz eigenen Problemen. Mifti sucht nach einem Weg, ihr Leben zu gestalten.
Sehnsucht nach einer Frau
Das junge Mädchen fühlt sich zu einer wesentlich älteren Frau hingezogen - im Film verkörpert von der Schauspielerin Arly Jover. Hegemann ist mit der Besetzung der spanischen Darstellerin, die vor allem durch den erfolgreichen Hollywood-Horrorfilm "Blade" einem internationalen Publikum bekannt wurde, ein Coup gelungen.
Spiel mit dem Feuer
Helene Hegemann beschreibt die Figur der Mifti so: "Ein Mädchen, das sich bewusst gegen gesellschaftliche Standards wehrt. Sie ist nicht devot, sondern der unmoralische, tragikomische Trottel, den in Filmen eigentlich immer nur Männer spielen dürfen."
Formenvielfalt und Bilderflut
"Axolotl Overkill" überzeugt vor allem mit seiner unkonventionellen, nichtlinearen Erzählweise und den sorgfältig gestalteten Bildern. Die überzeugten auch die Jury beim nordamerikanischen Sundance-Filmfest. Dort erhielt der belgische Kameramann Manuel Dacosse den Preis für die beste Bildgestaltung.
Der Film zielt auf das Herz des Zuschauers
Helene Hegemann hat nach Romanen und Kurzfilmen sowie Auftritten als Schauspielerin nun mit "Axolotl Overkill" ihren ersten eigenen langen Spielfilm vorgelegt. Wenn man sich auf die Geschichte, das Spiel mit Erzählformen und die wilde Bilderflut einlässt, dann kommt man als Zuschauer auf seine Kosten. Wie Hauptfigur Mifti sollte man vor allem eines sein: offen für neue Erfahrungen.