Hilfe für afghanische Helfer
12. Mai 2013"Die Menschen, die uns geholfen haben, die jetzt deswegen gefährdet sind, kommen selbstverständlich nach Deutschland", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich im Deutschlandfunk. Allerdings wollten manche der Betroffenen lieber in ihrem Land bleiben. Für sie würde es genügen, durch einen Umzug innerhalb Afghanistans aus der Gefahrenzone zu kommen, sagte der CSU-Politiker weiter. Eine Jobbörse in Afghanistan helfe bei der Vermittlung guter Leute in Projekte internationaler Organisationen. Deshalb setze die Bundesregierung im Gegensatz etwa zu den USA auf Einzelfall-Prüfungen. Wann über Anträge der Betroffenen entschieden werde, ließ Friedrich offen.
Taliban bestrafen Kollaborateure
Der Innenminister reagiert mit seinen Äußerungen nicht zuletzt auch auf das Drängen von Verteidigungspolitikern aus Regierung und Opposition, bei der Aufnahme bedrohter afghanischer Ortskräfte in Deutschland großzügig zu sein. "Ich kann und will nicht mit der Vorstellung leben, dass in Afghanistan Menschen erpresst oder getötet werden, nur weil sie für uns gearbeitet haben", sagte die sicherheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Elke Hoff, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Auch der CDU-Verteidigungspolitiker Ernst-Reinhard Beck sagte, es dürfe "auf keinen Fall der Eindruck entstehen, wir ließen unsere Leute im Stich".
Insgesamt beschäftigen das Verteidigungs- und das Innenministerium sowie das Auswärtige Amt rund 1500 afghanische Ortskräfte, etwa als Übersetzer, Handwerker oder Reinigungskräfte. Viele von ihnen haben Angst, nach dem weitgehenden Abzug der Bundeswehr bis Ende 2014 von den Taliban als Kollaborateure bestraft zu werden.
Erst 27 Helfer bitten um Schutz
Nach Informationen der FAS haben bislang 27 Afghanen einen Aufnahmeantrag gestellt. Der Kriterienkatalog zur Beurteilung sehe unter anderem vor, dass der Antragsteller eine konkrete Bedrohung nachweisen müsse. Die Behörden seien außerdem ausdrücklich gehalten zu prüfen, ob ein Umzug innerhalb Afghanistans nicht auch eine Lösung sein könne. Dieser auch von Innenminister Friedrich angesprochene Weg wird von der Opposition kritisiert: "Man kann angesichts der Clanstrukturen nicht einfach jemanden in ein fremdes Dorf verpflanzen", sagte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold.
rb/qu (afp, dpa, rtr)