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HIV-Test jetzt schon nach sechs Wochen möglich

Brigitte Osterath23. August 2015

An einer blutigen Nadel gestochen und Angst, sich mit HIV infiziert zu haben? Die Zeit des Wartens und Bangens verkürzt sich: HIV-Tests weisen jetzt bereits nach sechs Wochen zuverlässig eine HIV-Infektion nach.

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Testergebnis: HIV-positiv (Foto: Bernd Müller)
Bild: Bernd Müller

HIV-Tests sind heutzutage empfindlicher als früher. Sie können bereits kleinste Mengen einer Substanz im Blut nachweisen. Daher gilt ab sofort offiziell: Selbst wenn sich jemand erst vor sechs Wochen mit HIV infiziert hat, können Tests bereits sicher sagen, dass derjenige HIV-positiv ist. Genauso können die Tests nach sechs Wochen sicher eine Infektion ausschließen. Bisher galt eine Wartefrist von zwölf Wochen, also doppelt so lang.

"Während dieser Monate mussten die Menschen Qualen ausstehen, denn das Warten war immer auch mit Angst verbunden", sagt Holger Wicht von der Deutschen AIDS-Hilfe im DW-Interview. "Außerdem haben einige ihr Risiko in dieser Zeit vielleicht schon wieder verdrängt und lassen sich doch nicht testen, weil sie sich sagen: 'Ist schon alles gut gegangen'."

Hochrechnungen schätzen, dass 14.000 Menschen in Deutschland HIV-positiv sind - viele schon seit Jahren - ohne es zu wissen. Je früher ein Test HIV sicher nachweisen kann, desto besser, fügt Wicht hinzu.

Viel besser als früher

HI-Virus (Foto: picture alliance)
Der HI-Virus trägt Eiweiße auf seiner Hülle, die sich nachweisen lassenBild: picture-alliance/dpa

HIV-Tests binden Antikörper, die der menschliche Körper gegen das HI-Virus herstellt, und weisen sie so nach. Der Körper braucht aber Zeit, bis er eine größere - also detektierbare - Menge an Antikörpern produziert hat. Daher muss man eine Weile warten, bevor man sich testen lässt. Heutzutage erfassen die Tests schon sehr geringe Konzentrationen von Antikörpern.

Und noch etwas ist neu: Moderne HIV-Tests - die der vierten Generation, wie Wicht sie nennt - weisen jetzt HI-Viren direkt nach. Sie identifizieren ein Eiweiß in der Hülle des Virus: das Antigen p24. Es vervielfältigt sich zusammen mit dem Virus im menschlichen Körper.

England wartet nur vier Wochen

Nach einer HIV-Infektion dauert es etwa zwei bis drei Wochen, bis sich p24-Antigene nachweisen lassen, und im Allgemeinen vier Wochen, um Antikörper nachzuweisen.

Eigentlich würden dann doch vier Wochen Warten genügen? Das jedenfalls haben die Virologen im Vereinigten Königreich beschlossen. "Die Briten sind noch großzügiger und sagen, ein HIV-Test sei bereits nach vier Wochen sicher", erklärt Wicht. Deutsche Virologen und Mediziner hätten sich hingegen "für einen kleinen Puffer entschieden, um sicher zu gehen". Schließlich haben Menschen unterschiedlich gute Immunsysteme und auch die HI-Viren sind nicht alle gleich. Sechs Wochen Wartefrist stimmen zudem mit den europäischen Richtlinien überein.

Die Ausnahmen

Wie bei fast jeder Regel gibt es auch hier Ausnahmen. Zum einen gelten sechs Wochen Wartefrist nur für moderne Labortests. Schnelltests hingegen sind dafür nicht empfindlich genug. Hier gilt auch weiterhin: zwölf Wochen warten.

Die Streifen benötigen nur einen Tropfen Blut und haben das Testergebnis nach weniger als einer Stunde verfügbar. Die Drogenhilfe, viele Gesundheitsämter, vor allem aber Hilfsorganisationen, die in abgelegenen Orten der Welt arbeiten, nutzen solche Schnelltests.

Schnelltest (Foto: AP)
HIV-Schnelltests sind nach sechs Wochen nach wie vor nicht zuverlässigBild: AP

Nach sechs Wochen sind zudem noch nicht alle HIV-Varianten und -Subtypen nachweisbar, HIV-2 beispielsweise nicht. Diese Virusvariante trägt nicht das Antigen p24. Es ist daher nur indirekt über Antikörper nachweisbar. Nach sechs Wochen lässt sich eine Infektion mit HIV-2 daher auch weiterhin nicht sicher ausschließen - selbst wenn ein HIV-Test negativ ist.

HIV-2 ist allerdings im Vergleich zum weit verbreiteten HIV-1 extrem selten. Nach Angaben der Deutschen AIDS-Hilfe sind nur 0,3 Prozent aller HIV-positiven Menschen in Deutschland allein mit HIV-2 infiziert. Viele Menschen tragen beide Varianten in sich.