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Spannender Showdown der Frauen-Bundesliga

26. Mai 2023

Wird der FC Bayern oder der VfL Wolfsburg Meister? Wer steigt neben Turbine Potsdam ab? Egal wie Titelrennen und Abstiegskampf ausgehen, schon vor dem Saisonfinale steht die Frauen-Bundesliga selbst als Gewinnerin fest.

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Sarah Zadrazil vom FC Bayern versucht sich, mit dem Ball gegen zwei Wolfsburgerinnen durchzusetzen.
Wer holt den Meistertitel: der FC Bayern oder der VfL Wolfsburg?Bild: Memmler/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Die Parallelen sind nicht zu übersehen: Wie in der Fußball-Bundesliga der Männer gibt es auch am letzten Spieltag der Frauen-Bundesliga einen Showdown. Wie Borussia Dortmund bei den Männern hat es bei den Frauen der FC Bayern selbst in der Hand, den Meistertitel zu holen. Es wäre der  fünfte der Vereinsgeschichte. Auf Platz zwei lauern jeweils die Meister und Meisterinnen des Vorjahrs auf einen Patzer des Tabellenführers, um in der letzten Partie vielleicht doch noch die Meisterschale erneut zu erobern: bei den Männern der FC Bayern, bei den Frauen der VfL Wolfsburg.

Popp: "Bayern hat den Druck"

"Mir ist natürlich bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist. Ich bin aber doch sehr optimistisch unterwegs. Fragt mich nicht, warum", sagte Wolfsburgs Kapitänin Alexandra Popp im Vorfeld des Saisonfinals: "Und grundsätzlich hat Bayern natürlich den Druck, unbedingt punkten zu müssen." Gewinnen die DFB-Pokalsiegerinnen um Popp am Sonntag auch die Neuauflage des Duells gegen den SC Freiburg, muss München im Heimspiel gegen das schon als Absteiger feststehende Team von Turbine Potsdam ebenfalls unbedingt gewinnen. Ein Punkt wäre zu wenig, da Wolfsburg das deutlich bessere Torverhältnis hat.

Alexandra Popp jubelt nach dem Champions-League-Spiel beim FC Arsenal über den Einzug ins Finale.
Die Wolfsburgerin Alexandra Popp führt mit 16 Treffern die Torjägerinnen-Liste der Bundesliga klar anBild: Paul Terry/CSM via ZUMA Press Wire/picture alliance

Dennoch liegt der Matchball beim FC Bayern, der seit dem 5. Spieltag ungeschlagen ist: Nach dem 1:2 gegen Wolfsburg spielte das Team des norwegischen Trainers Alexander Straus 15 Siege in Serie ein. Hätten die Münchenerinnen auch am vorletzten Spieltag bei Bayer 04 Leverkusen gewonnen, wäre der Titelgewinn schon vorzeitig perfekt gewesen. Da die Partie jedoch nur torlos endete, wurde die Entscheidung vertagt.

Dennoch sind die Tabellenführerinnen klare Favoritinnen auf den Titel. Darauf weist auch die Entscheidung des DFB hin, die Original-Meisterschale und als prominente Vertreterin Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach München zu schicken, während in Wolfsburg nur ein Duplikat der Trophäe und Bundes-Co-Trainerin Britta Carlson anwesend sein werden.

Drei Teams zittern noch um Klassenerhalt

Auch im Abstiegskampf herrscht in der Frauen-Bundesliga eine vergleichbare Dramatik wie bei den Männern. Jeweils ein Absteiger steht fest: bei den Frauen Turbine Potsdam, bei den Männern Hertha BSC. Wer als zweiter Klub direkt in die zweite Liga muss, ist in beiden Ligen noch offen. Während bei den Männern der FC Schalke 04, der VfL Bochum, der VfB Stuttgart und - rein rechnerisch - sogar noch der FC Augsburg zittern müssen, sind es bei den Frauen drei Klubs: der SV Meppen (17 Punkte), der MSV Duisburg (18) und der 1. FC Köln (18).

Für knisternde Spannung im Saisonfinale ist also gesorgt. Da verwundert es kaum, dass der Bezahlsender Magenta TV erstmals in der Geschichte der Frauen-Bundesliga am letzten Spieltag eine Live-Konferenz aller sechs Spiele anbietet.

Mehr Reichweite - in den Medien und den Stadien

Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bunds ist das Interesse an der Bundesliga in dieser Saison stark angestiegen. Angefacht wurde es durch den begeisternden Auftritt des DFB-Teams bei der Europameisterschaft im Sommer 2022 in England, der mit Platz zwei hinter den Gastgeberinnen endete. Im Fernsehen schalteten rund 20 Prozent mehr bei Spielen der Frauen-Bundesliga ein als in der Vorsaison. In den sozialen Netzwerken wurde ein Plus von 125 Prozent verzeichnet, die Online-Reichweite insgesamt stieg um 92 Prozent. Auch der Zuschauerschnitt in den Stadien stieg an: von rund 800 auf etwa 2800.

Selbst wenn man die sogenannten "Highlight-Spiele" - attraktive Partien, die in große Stadien verlegt und massiv beworben wurden - herausrechnet, bleibt ein Anstieg auf etwa 2000 Fans im Schnitt pro Spiel.

Saison der Rekorde

Die Zuschauer-Rekorde purzelten in dieser Saison. Bereits am siebten Spieltag wurde die bisherige Bundesliga-Saisonbestmarke der Spielzeit 2021/2022 (rund 108.000 Zuschauende) übertroffen. Vor dem letzten Spieltag wurden bereits insgesamt 330.000 Fans in den Stadien gezählt. Das Konzept der Highlight-Spiele ging auf. Die fünf meistbesuchten Partien der Bundesliga-Geschichte datieren aus dieser Saison.

Gut gefüllte Ränge beim Spiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt am 18. Bundesliga-Spieltag
Gut gefüllte Ränge beim Spiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt am 18. Bundesliga-Spieltag Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance

Den Rekord hält nun das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt, das 38.365 Menschen ins Stadion lockte. Der Frauenfußball sei endlich in der deutschen Gesellschaft angekommen, heißt es beim DFB. "Die Türen gehen auf, das Thema ist positiv besetzt. Wir können eine Menge bewegen", sagte jüngst die frühere Nationalspielerin Doris Fitschen, die im DFB seit etwa einem Jahr die Maßnahmen koordiniert, mit denen die Rolle der Frauen im Fußball verstärkt werden sollen.

Kaum Chancen für reine Frauen-Vereine 

Konkrete Pläne, die Bundesliga von zwölf auf mehr Vereine aufzustocken, gibt es nach Angaben des DFB aktuell aber nicht. Die Professionalisierung der höchsten Frauenklasse mache zwar Fortschritte, müsse aber noch fortschreiten, ehe man über eine größere Liga nachdenken können. Je professioneller die Liga wird, desto geringer werden offenbar die Chancen reiner Frauen-Fußballvereine. Mit Turbine Potsdam verabschiedet sich nach dieser Saison einer der letzten Vertreter dieser Zunft. Mit zwei Champions-League-Erfolgen, sechs deutschen Meisterschaften und drei DFB-Pokalsiegen sowie sechs DDR-Meistertiteln gehört Turbine zu den erfolgreichsten Klubs der deutschen Frauenfußball-Geschichte. Jetzt geht es hinunter in die 2. Liga.

"Persönlich finde ich es sehr schade", sagt DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich. Aber der Trend sei eindeutig: Erfolgreich seien immer mehr jene Vereine, die bisher für ihre Männerteams bekannt gewesen seien und nun massiv in eigene Frauenteams investierten. "Die Durchsetzungskraft [dieser Klubs - Anm. d. Red.] führt dazu, dass sich das Teilnehmerfeld der ersten und zweiten Liga deutlich verändern wird", glaubt Ullrich.

Mit Zweitliga-Meister RB Leipzig, der bereits das Ticket für die Bundesliga sicher hat, wird in der kommenden Saison ein weiterer Männer-Bundesligaverein auch in der höchsten deutschen Spielklasse der Frauen vertreten sein. In dieser Saison galt dies für acht der zwölf Bundesligisten. Und egal wie das spannende Saisonfinale um die Meisterschaft ausgeht, stehen mit Bayern, Wolfsburg und Frankfurt schon jetzt die drei deutschen Champions-League-Teilnehmer fest - Vereine, die auch bei den Männern schon in Europas Königsklasse gespielt haben. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter