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Hodenkrebs: Baumgartl spricht Haller Mut zu

20. August 2022

Drei Bundesliga-Profis sind kürzlich mit der Diagnose Hodenkrebs konfrontiert worden. Union-Profi Timo Baumgartl hält engen Kontakt zu Dortmunds Sébastien Haller und freut sich auf ein Rasen-Duell im kommenden Jahr.

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Timo Baumgartl (l.) und Teamkollege Janik Haberer (r.) beim Fußball-Training bei Union Berlin
Timo Baumgartl (l.) trainiert nach seiner Chemotherapie schon wieder - hier mit Teamkollege Janik HabererBild: Matthias Koch/IMAGO

Die beiden an Hodenkrebs erkrankten Fußballprofis Timo Baumgartl vom 1. FC Union Berlin und Sébastien Haller von Borussia Dortmund befinden sich im täglichen Austausch über ihre Krankheit.

"Wir schreiben viel. Er hat mir viele Fragen gestellt und ich versuche täglich, ihm zu helfen und ihn zu motivieren", sagte Baumgartl am Samstag beim TV-Sender Sky. Der Franzose Haller sei derzeit "in der Situation, in der ich vor zwei Monaten war, in der Chemotherapie", erklärte der 26-jährige Baumgartl.

Duell im April 2023 in Dortmund?

Schon jetzt freut sich der Union-Profi, der gerade wieder ins Training eingestiegen ist, auf ein Wiedersehen auf dem Platz. "Das wird ein direktes Duell und sicher auch ein emotionales", sagte der Abwehrspieler, der auf ein Aufeinandertreffen mit dem Stürmer in der Rückrunde setzt. Die Berliner treten im April 2023 in Dortmund an.

Haller wechselte Ende Juli für mehr als 30 Millionen Euro Ablösesumme von Ajax Amsterdam zum BVB. Kurz nach dem Wechsel wurde die Hodenkrebs-Diagnose bei Haller bekannt. Der Ivorer wurde operiert und muss wie zuletzt Baumgartl eine Chemotherapie machen. Haller wird dem BVB mehrere Monate fehlen.

"Es ist ein anderer Kampf, ganz anders als Fußball. Es geht ein Stück weit ums Leben, da wird Fußball nebensächlich, wenn man mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert ist", sagte Baumgartl zu seiner Situation und ergänzte: "Die ersten Tage waren schon geprägt von Emotionen, aber es ist schon schnell umgeschlagen. Es hilft nur eins: Positiv sein. Ich denke, das ist der richtige Weg."

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Leistungssport und Hodenkrebsrisiko?

Wie bei Haller und Baumgartl war bei Marco Russ von Eintracht Frankfurt 2015 sowie bei Marco Richter von Hertha BSC im Juni ein Hodentumor entdeckt worden. Der 24-Jährige war operiert worden, hatte aber keine Chemotherapie machen müssen. Er stand am Freitagabend bei der 0:1-Niederlage in Mönchengladbach erstmals wieder im Kader der Berliner.

Fußball Hertha BSC Training |  Marco Richter
Bild: Matthias Koch/IMAGO

Die jüngsten Hodenkrebs-Erkrankungen der drei Profis haben einige Verantwortliche in der Bundesliga wachgerüttelt. Die Spieler von Union Berlin waren beispielsweise kürzlich geschlossen bei einer Vorsorgeuntersuchung.

2018 sind Wissenschaftler der Frage nachgegangen, ob es einen Zusammenhang zwischen Leistungssport und dem Hodenkrebsrisiko gibt. Die Ergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift BMC Cancer, ließen jedoch keine eindeutigen Hinweise darauf erkennen.

Baumgartl: "Geht zur Vorsorge!"

Wichtig sei, dass das Thema enttabuisiert und darüber aufgeklärt werde, erklärte Russ gegenüber der Deutschen Presseagentur: "Ich finde es gut, dass Marco Richter und Timo Baumgartl damit offen und in der Öffentlichkeit umgehen, um den Leuten zu zeigen, dass es eine schlimme Krankheit ist, die aber gut zu behandeln ist", so Russ, der 2020 seine Profi-Karriere beendete: "Wenn man die Leute mit ins Boot nimmt, ist das etwas sehr Positives. Wir können auch mehr Leute erreichen als das der Ottonormalverbraucher kann."

Genau dies tut Abwehrspieler Baumgartl mit einer offensiven Spielweise: "Im Endeffekt achtet keine Sau darauf, ob man jetzt einen oder zwei Hoden hat. Teilweise ist es mit einem sogar angenehmer, zum Beispiel beim Fahrradfahren. Da liegt jetzt nur noch einer im Weg", so der Union-Profi im Interview mit dem Magazin 11Freunde und appelliert: "Liebe Männer: Tastet euch regelmäßig ab" Geht zur Vorsorge!"

sw (mit dpa)