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Die Verfolgerinnen lassen Federn

Alina Schwermer
6. Februar 2022

Hoffenheim und Frankfurt fallen zurück, die Spitzenteams Wolfsburg und Bayern setzen sich ab. Sara Doorsoun erlebt einen unglücklichen Einstand. Und im Senegal rollt ein neuer Partnerklub von Olympique Lyon die Liga auf.

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Hoffenheims Spielerin Nicole Billa liegt während des Spiels gegen den 1. FC Köln enttäuscht auf dem Bauch
Hoffenheims Torjägerin Nicole Billa verzweifelt: Gegen den 1. FC Köln wäre mehr drin gewesenBild: Stefan Mayer/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Hoffenheim noch nicht reif für die Spitze

Die TSG Hoffenheim ist am 13. Spieltag der Frauen-Bundesliga zurückgefallen und hat aus dem bisherigen Spitzentrio ein Duo gemacht. Eigentlich war das unnötig, spielte die TSG in der Partie gegen den verletzungsgeschwächten 1. FC Köln größtenteils souverän runter, allerdings auch ohne sich allzu viel zu überarbeiten. Torjägerin Nicole Billa mit ihrem achten Saisontreffer in der ersten Halbzeit und Saisonentdeckung Jule Brand mit zahllosen Chancen in Halbzeit zwei hätten das Spiel eigentlich entscheiden müssen. Doch dann traf die Kölnerin Amber Barrett in der 85. Minute mit der berüchtigten ersten echten Chance zum 1:1-Ausgleich. Es war ein Hinweis auf das, was sich schon im Saisonverlauf erahnen ließ: Für das anvisierte Titelrennen wirkt die TSG noch nicht reif genug.

"Das Unentschieden ist sehr bitter, weil wir viel mehr Spielanteile und Ballbesitz hatten. Wir hatten das Spiel eigentlich im Griff", resümierte TSG-Verteidigerin Judith Steinert gegenüber der DW. "Das sind solche Spiele, bei denen es drauf ankommt. Wenn wir oben mitspielen wollen, dürfen wir solche Punkte nicht liegenlassen." Die nun bestehende Lücke zur Spitze von drei Punkten auf den FC Bayern und vier auf Tabellenführer VfL Wolfsburg schmälert allerdings nicht die eindrucksvolle Entwicklung, die Hoffenheim in den vergangenen Jahren durchlaufen hat: von der Kandidatin für die Plätze sechs bis acht zur Champions-League-Teilnehmerin mit attraktivem Offensivspiel und der reellen Chance, in zwei Jahren eine echte Titelkandidatin zu sein. Steinert, seit 2013 Teil des Teams, erzählt, sie habe auf diesem Pfad der Leistungssteigerung "echt alles mitbekommen": Immer professionellere Bedingungen, mehr Training und zuletzt seien die zusätzlichen Spiele in der Champions League sehr hilfreich gewesen, das Team spielstärker zu machen. "Wir verstehen uns blind und haben einen richtig guten Zusammenhalt. Es war schon eine super Hinrunde."

Unglücklicher Einstand für Sara Doorsoun

Die beim VfL Wolfsburg zunehmend chancenlose Sara Doorsoun ist der namhafteste Transfer der Frauen-Bundesliga in der abgelaufenen Winterpause. Bei Eintracht Frankfurt soll die erfahrene Nationalspielerin dabei mithelfen, am Ziel Champions League zu basteln. Der Einstand der 30-Jährigen verlief aber mehr als unglücklich: Frankfurt leistete sich eine Niederlage gegen den SC Freiburg, wesentlich verursacht durch eine unkluge Aktion Doorsouns, die in der 35. Minute nach einer Notbremse mit roter Karte vom Platz flog. Damit nicht genug: Den folgenden Freistoß verwandelte Freiburgs Kapitänin Hasret Kayikci wunderschön zur Führung.

Sara Doorsoun im Trikot von Eintracht Frankfurt
Gleich beim ersten Bundesliga-Auftritt für Eintracht Frankfurt mit Rot vom Platz: Sara Doorsoun Bild: Carlotta Erler/picture alliance

Es blieb trotz Unterzahl der Eintracht eine sehr unterhaltsame Partie, bei der die Frankfurterinnen mit starkem Kombinationsspiel bis zur letzten Minute anrannten, während Freiburg klug konterte. Jedes Ergebnis wäre auf seine Weise gerechtfertigt gewesen - am Ende unterlagen die Frankfurterinnen mit 1:2. Den Satz des Tages lieferte in der auch meteorologisch stürmischen Partie die Siegtorschützin Erëleta Memeti: "Bei dem Wetter sieht man, dass wir der Sonnenschein sind, mit einem Lächeln auf dem Gesicht." So poetisch geht Bundesliga.

FifPro fordert neuen Spielplan

Die Spieler:innen-Gewerkschaft FifPro fordert einen anderen Spielplan für den Frauenfußball. Der unregelmäßige Spielkalender und zu wenige Pflichtspiele würden die sportliche Entwicklung behindern, so die Gewerkschaft in einer Studie, die den Spielplan von 85 Spielerinnen analysierte. "Der Gesamtspielplan ist unausgewogen mit langen Ruhephasen, gefolgt von einer hohen Anzahl von Spielen in einem kurzen Zeitraum." Vor allem gebe es anteilig zu viele Länderspiele, dagegen zu wenige internationale Klubturniere, kritisieren die Autorinnen. Die nationalen Ligen seien zu klein. Die Forderung daher: mehr Vereinswettbewerbe.

Ableger von Olympique Lyon rollt den Senegal auf

Während das Nationalteam der Männer aus dem Senegal zum zweiten Mal in Folge das Finale beim Afrika-Cup erreichte, vollzieht sich in der senegalischen Frauenliga ein interessanter Machtwechsel. Über Jahre dominierten in der 1997 gegründeten Liga die Sirènes de Grand Yoff fast nach Belieben. Nun bekommen sie Konkurrenz durch einen Verein, der woanders wohl als Plastikklub geschmäht würde. Erst seit 2017 existiert die Frauenabteilung des AS Dakar Sacré-Cœur, der überhaupt erst 2010 gegründet wurde. Aufgezogen als Versuch, afrikanischen Fußball anders zu denken, und als Partnerklub, wie es so heißt, von Olympique Lyon. Der Aufstieg verlief steil: 2019 kamen die Frauen in die erste Liga. Schon 2020 waren sie Tabellenführerinnen, als die Saison wegen Corona abgebrochen wurde, 2021 folgte der erste Meistertitel mit einem Tor Differenz.

Auf seiner Website kritisiert der AS Dakar Sacré-Cœur chronische Probleme des senegalesischen Fußballs: fehlende Infrastruktur und Materialien, schlecht ausgebildete Coaches sowie Jugendliche, die unter teils skandalösen Umständen nach Europa gelockt werden. Einen Klub, der all das ändern will und noch dazu die Frauen mitnimmt und mit Marianne Boye eine weibliche Cheftrainerin an Bord hat, kann man schwerlich schlecht finden, so denn mehr dahinter steckt als bloße PR. Seinen "völlig neuen Ansatz" bewirbt das Projekt unter anderem mit frisch gebauter Infrastruktur, einem Nachwuchszentrum von der U11 bis zur U19, einer Fußballschule für Kinder, aber auch Aktivitäten für Kinder mit geistigen Einschränkungen, Projekten für Straßenkinder und so fort. In der globalen Lieferkette freilich steht hier nur die afrikanische Filiale von Olympique Lyon. Frischen Wind im Frauenfußball hat der Senegal aber allemal verdient: Mit den Gazelles de Dakar existierte hier schon in den 70er Jahren das erste senegalesische Frauenteam, eine Pionierin des Kontinents.