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Hoffnung für den Regenwald

Saroja Coelho14. Februar 2013

Einer der größten Papierkonzerne Asiens und der Welt hat nach einer Boykott-Kampagne zugesagt, die Abholzungen im Regenwald Indonesiens zu beenden. Umweltschützer fordern weiterhin zu Wachsamkeit auf.

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Luftaufnahnme Regenwald in Sumatra (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Die tropischen Regenwälder Sumatras, beziehungsweise was von ihnen nach Jahrzehnten der Brandrodung übrig geblieben ist, sind weiterhin von Wirtschaftsinteressen bedroht. Insbesondere die Forstmaschinen des in Singapur ansässigen Holz- und Papierkonzerns Asia Pulp and Paper (APP) haben in den vergangenen Jahren in massivem Umfang Wälder abgeholzt - Rohstoff unter anderem für Toilettenpapier, Küchentücher und ähnliche Artikel in westlichen Haushalten. Nach Angaben des World Wildlife Fund (WWF) haben APP und seine Zulieferer mehr tropischen Regenwald auf Sumatra vernichtet als irgendein anderes Unternehmen.

"Seit 1984 haben APP und mit ihm verbundene Unternehmen Schätzungen zufolge mehr als 20.000 Quadratkilometer tropischen Regenwald zu Zellstoff für die Papierherstellung verarbeitet. Vor kurzem haben sie mit aggressiven Abholzungen in West- und Ost-Kalimantan (Borneo) begonnen", berichtet WWF-Biologe Michael Stuewe gegenüber der Deutschen Welle.

Weitreichende Verpflichtungen

Jetzt aber sollen die Bulldozer und Forstmaschinen stillstehen. Gemäß einem mit dem Forest Trust getroffenen Abkommen wird APP alle Abholzungen in Indonesien einstellen. Das Unternehmen hat zugesagt, ausschließlich nicht bewaldete Flächen wirtschaftlich zu nutzen und bewaldete Moorgebiete zu schützen, die eine wichtige Funktion als bedeutende Kohlenstoffspeicher haben. Desweiteren will der Papierkonzern die Rechte der indigenen Bevölkerung in den Gebieten schützen, die für neue Holzplantagen vorgesehen sind.

Oran-Utan-Mutter mit baby (Foto: dpa)
Indonesiens Orang Utans könnten in 20 Jahren ausgestorben seinBild: picture alliance/dpa

APP sieht sich nach eigener Darstellung mit seiner "neuen Politik der Schonung der Wälder" auf dem Weg zu einem "weltweit führenden Papierkonzern, der ausschließlich nachhaltige Plantagenressourcen nutzt".

Mit dieser Kursänderung hat der Konzern auf eine Kampagne der Umweltschutzorganisation Greenpeace reagiert. 2011 legte die Organisation Beweise vor, dass Ramin-Bäume aus dem indonesischen Regenwald gefällt und zu Papier verarbeitet wurden. Ihre Abholzung ist illegal, dort, wo sie wachsen, ist unter anderem der Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Sumatra-Tigers.

Tchibo und andere schlossen sich Boykott an

Greenpeace benannte elf Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu APP. Einige davon, wie Danone, Xerox und Tchibo, beendeten darauf ihre Zusammenarbeit mit dem Papierhersteller. In Deutschland wurden Verlage gedrängt, sich dem Boykott anzuschließen, nachdem sich herausstellte, dass auch viele Kinderbücher auf Papier aus dem indonesischen Regenwald gedruckt wurden. "Der Druck durch Greenpeace war sehr effektiv", so Julien Troussier, Sprecher des Forest Trust, einer Non-Profit-Organisation, die Unternehmen bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Methoden hilft. Troussier befürwortet zwar den Boykottaufruf, hält es aber für wichtig, das Unternehmen jetzt bei seiner Neuausrichtung zu unterstützen.

Kinder mit Büchern (Foto: dpa)
Auch für Kinderbücher wurden Indonesiens geschützte Bäume als Rohmaterial genutztBild: picture-alliance/dpa

Stefan Dierks von der deutschen Kaffee- und Einzelhandelskette Tchibo begründet, warum der Konzern seine Geschäftsbeziehungen zu APP unterbrochen hat. "Das Vorgehen von APP entsprach nicht unserer Vorstellung davon, Gewinne mit umweltverträglichen Methoden zu erzielen." Auf die Frage der Deutschen Welle, ob Tchibo wieder mit APP zusammenarbeiten werde, sagte Dierks, man begrüße, dass APP auf das Abholzen in Indonesien künftig verzichten wolle und werde die weiteren Fortschritte auf diesem Gebiet beobachten.

Skepsis und Optimismus

Mitarbeiter des Zentrums für internationale Forstwissenschaft (CIFOR) in Indonesien sehen die Ankündigung von APP skeptisch. Versprechen nachhaltiger Waldbewirtschaftung habe es schon früher gegeben, gleichzeitig sei die Vernichtung von Waldbeständen in Moorgebieten weitergegangen. "Wir hoffen, dass das Unternehmen diesmal seine Versprechen einhält", sagt WWF-Biologe Michael Stuewe. "Aber Papierabnehmer sollten, bevor sie wieder Geschäfte mit APP machen, unbedingt die Bestätigung der neuen Geschäftspolitik durch unabhängige Institutionen abwarten", fordert Stuewe.

Arbeiter neben Harvester auf gerodetem Gebiet in Indonesien (Foto: AP)
Werden diese Bilder der Vergangenheit angehören?Bild: AP Photo/Ed Wray

Julien Troussier vom Forest Trust ist optimistischer. Zwar habe das Unternehmen früher seine Versprechungen nicht gehalten, aber diesmal stünden Forstspezialisten bereit, die an Ort und Stelle die Behauptungen überprüften. Diesmal sei APP wirklich um Transparenz bemüht, so Troussier. "Wir sind an allen Stationen der Produktion präsent, von der Plantage bis zur Papierfabrik. Es gibt eine Satellitenüberwachung der Gegend." Man befinde sich an einem Wendepunkt, das gelte für das Unternehmen, für die indonesischen Wälder und "hoffentlich für die Welt".