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Hoffnungen auf Teilautonomie

21. September 2013

Erstmals seit dem Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka finden im tamilischen Norden Regionalwahlen statt. Ein Erfolg der Separatisten ist zu erwarten.

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Soldat vor einem Wahllokal (Foto: picture alliance/AP)
Bild: picture-alliance/AP

Bei der Abstimmung können die Wählerinnen und Wähler in der Nordprovinz Sri Lankas zum ersten Mal über die Zusammensetzung einer halbautonomen Provinzversammlung entscheiden. Solche Provinzräte sind in den übrigen Regionen Sri Lankas, in denen die singhalesische Bevölkerungsmehrheit der Inselrepublik dominiert, seit langem eingeführt. In den Tamilen-Gebieten im Norden, dem Schauplatz des Jahrzehnte währenden Bürgerkrieges, wird es erst jetzt, vier Jahre nach Ende der blutigen Auseinandersetzungen, zum ersten Mal einen solchen Provinzrat geben. Vorgesehen war die Teil-Autonomie bereits seit 1987.

Separatisten weiterhin stark

Die Tamilen-Partei TNA, die einst der Rebellenorganisation "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) nahestand, dürfte nach allen Vorwahleinschätzungen als Siegerin aus der Abstimmung hervorgehen. Allerdings wirft die TNA der Zentralregierung in der Hauptstadt Colombo vor, ihre Chancen auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit zu untergraben. Der Vorwurf scheint nicht aus der Luft gegriffen. Denn in Colombo wird befürchtet, dass ein allzu klarer Sieg der TNA den weiterhin stark verbreiteten separatistischen Tendenzen unter den Tamilen des Landes erneut Auftrieb geben könnte. Die Macht der 36 Abgeordneten im neuen Provinzrat bleibt allerdings begrenzt, denn die eigentliche Entscheidungsgewalt liegt weiterhin beim Gouverneur, den die Zentralregierung einsetzt.

Regionalwahl unter Militärbewachung

Die Wahl findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Soldaten patrouillierten gemeinsam mit Polizisten in den Straßen des früheren Rebellengebiets, berichteten Wahlbeobachter. Mehrere Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf Augenzeugen in den letzten Wochen Versuche des Militärs, Politiker und Parteiaktivisten der Tamilen einzuschüchtern. Die Armee, die im Norden Sri Lankas Zigtausende von Soldaten stationiert hat, bestreitet die Vorwürfe.

Warten auf die Stimmabgabe (Foto: picture alliance/AP)
Warten auf die StimmabgabeBild: picture-alliance/AP

Vor den Wahllokalen in der Regionalhauptstadt Jaffna bildeten sich bereits vor der Öffnung zum Teil lange Schlangen. Die Wahllokale sind schwer bewacht. "Nach so langer Zeit haben wir die Möglichkeit, einen Wandel herbeizuführen", sagte ein 63-jähriger Wähler. "Wir möchten unabhängig sein." Zur Wahl aufgerufen sind mehr als 700.000 Menschen.

Blutiger Bürgerkrieg bis 2009

Sri Lankas Armee hatte die LTTE, die im Norden der Insel einen unabhängigen Tamilenstaat errichten wollte, 2009 nach mehr als 25 Jahren Bürgerkrieg besiegt. Nach UN-Schätzungen sollen allein in den letzten Kriegsmonaten bis zu 40.000 Zivilisten getötet worden sein.

qu/uh (dpa, afpe, ape)