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Hoffnungsschimmer am US-Arbeitsmarkt

5. Juni 2020

Die Corona-Krise hat in den USA zu Massenarbeitslosigkeit geführt. Es ist die schwerste Krise am Arbeitsmarkt seit vielen Jahrzehnten. Doch nun gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer.

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USA Pasadena | "Workers Available" Flyer am Pasadena Community Job Center
Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Dovarganes

Die Arbeitslosenquote in den USA ist im Mai trotz der anhaltenden Coronavirus-Pandemie leicht auf 13,3 Prozent gesunken. Im April hatte die Quote noch bei 14,7 Prozent gelegen, wie die US-Regierung am Freitag mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft sei um 2,5 Millionen angestiegen, hieß es. "Die Zahlen sind unglaublich", schrieb Präsident Donald Trump auf Twitter. Die Zahlen seien "erstaunlich" und sprengten jede Vorstellungskraft, schrieb er weiter.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit kam überraschend: Die meisten Analysten hatten mit einem Anstieg auf etwa 20 Prozent gerechnet. Der Arbeitsmarkt in den USA ist flexibler als zum Beispiel in Deutschland: Arbeitnehmer können viel schneller entlassen werden, es kommt aber auch viel schneller wieder zu Neueinstellungen. Starke Neueinstellungen vermeldeten im Mai vor allem die Bereiche Handel, Bildung, Dienstleistungen und der Gesundheitssektor. Die Arbeitslosenquote war jedoch immer noch dramatisch höher als vor der Zuspitzung der Pandemie: Im Februar hatte sie bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten.

"Die USA scheinen schneller durch die Krise zu kommen als befürchtet", so Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Die Lockerung der Kontaktbeschränkungen und das allmähliche Wiederanfahren der Wirtschaft habe Arbeitgeber offenbar dazu bewogen, einen Teil der entlassenen Belegschaft wieder zurückzuholen: "Allerdings ist der Weg zurück noch weit, wurden doch im März und April zusammen über 22 Millionen Personen entlassen", so das Fazit des Ökonomen.

Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba verweist darauf, dass im Mai auch die Stundenlöhne nachgaben: "Möglicherweise werden schlechter bezahlte Jobs wieder verstärkt aufgebaut. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Verbesserung am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten fortsetzt", so Wortberg. Wie schnell eine "Art Normalität" zurückkehre, lasse sich schwer abschätzen.

Gigantische Konjunkturprogramme

Seit März hatten in den USA mehr als 42 Millionen Menschen mindestens zeitweise ihren Job verloren - so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit. Infolge der graduellen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen in den meisten Bundesstaaten waren die Zahlen der wöchentlichen Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe zuletzt zurückgegangen. Besonders betroffen von Entlassungen waren Angehörige von Minderheiten wie Latinos und Afroamerikaner, was die jüngsten Proteste nach dem Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz zusätzlich angeheizt haben dürfte. Die Arbeitslosenquote für Schwarze lag im Mai nun bei 16, Prozent, jene für Weiße bei 12,4 Prozent.

US-Präsident Trump hofft, dass sich der Arbeitsmarkt in der zweiten Jahreshälfte wieder rasch stabilisieren wird. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Arbeitslosigkeit selbst Ende nächsten Jahres noch knapp unterhalb der Marke von zehn Prozent liegen könnte. Der US-Kongress hat bislang Corona-Konjunkturpakete in Höhe von rund 2,7 Billionen US-Dollar beschlossen, was gut zehn Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung entspricht.

Auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat Programme aufgelegt, um einen Absturz von Wirtschaft und Finanzmärkten zu verhindern. Nach Einschätzung von Fed-Chef Jerome Powell hat die Corona-Pandemie die US-Wirtschaft in die schlimmste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. In den USA gibt es Daten der Universität Johns Hopkins zufolge bislang knapp 1,9 Millionen bekannte Corona-Infektionen und mehr als 108 000 Todesfälle. Das entspricht fast einem Drittel der weltweit bestätigten Infektionen und gut einem Viertel der Todesfälle.

hb/bea (dpa,rtr)