Hollywood und der Rassismus im Film
Das Rassismusdrama "Green Book" ist mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet worden. Das Thema Rassismus ist von Hollywood schon öfters aufgegriffen worden. Wir stellen Ihnen 16 bemerkenswerte Filme vor.
Bester Film 2019: "Green Book"
Die Geschichte, die Peter Farrelly in dem prämierten Film erzählt, beruht auf wahren Ereignissen. Viggo Mortensen (l.) spielt einen Chauffeur, der einen schwarzen Pianisten durch die Südstaaten fährt und sich dort an dem "Green Book" orientiert. Das Besondere: Das Buch stellt Autofahrern Restaurants und Motels vor, die ausschließlich für Schwarze sind - eindeutiges Zeichen der Rassentrennung.
Oscar auch für "BlacKkKlansman"
Der Oscar für das "Beste adaptierte Drehbuch" ging 2019 ebenfalls an einen Film, der sich mit dem Thema beschäftigt. Auch "BlacKkKlansman" von Regisseur Spike Lee beruht auf wahren Ereignissen. In den 1970er Jahren ermittelt ein schwarzer Polizist in Kreisen des Ku-Klux-Klan. Spike Lee setzt sich seit den 1980er Jahren in seinen Filmen mit Rassismus in den USA auseinander.
Für ein Millionenpublikum: "Black Panther"
Schließlich konnte noch ein dritter Film in diesem Jahr Oscars abräumen, der - im weitesten Sinne - dem Thema Rassismus zuzurechnen ist. Die Marvel-Verfilmung "Black Panther" stellte im vergangenen Jahr erstmals einen schwarzen Superhelden in den Mittelpunkt. Die Comic-Autoren Stan Lee und Jack Kirby hatten die Figuren in den 1960er Jahren auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung erfunden.
Weiße Männer urteilen...
1957 war der Film "Die zwölf Geschworenen" eines der ersten Werke des US-Kinos, das Rassismus thematisierte. In erster Linie ein Justizthriller, beschäftigte sich das Filmdebüt von Regisseur Sidney Lumet auch mit Vorurteilen der zwölf weißen Geschworenen im Gericht, die ein Urteil gegen einen jungen Puerto-Ricaner fällen sollen.
Sidney Poitier in "In der Hitze der Nacht"
Zehn Jahre später war es Sidney Poitier, der in Hollywood weitere Türen aufstieß. Im Drama "In der Hitze der Nacht" spielt Poitier einen aus dem Norden stammenden Polizisten, der im Süden der USA einen Fall aufzuklären hat und auf abgrundtiefen Rassismus stößt. Der Film wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet - und Poitier zum ersten afro-amerikanischen Superstar des US-Kinos.
Tabubrecher "Mississippi Burning"
"Mississippi Burning", den der Brite Alan Parker 1988 in den USA drehte, erzählt von einem Mord an Schwarzen und FBI-Ermittlungen. Ein Kritiker schrieb: "Parkers effekthascherische Regie (tut) so ziemlich alles, um 'Mississippi Burning' in den Abklatsch eines Gangsterfilms zu verwandeln. Dennoch durchbricht der Film ein Tabu: er setzt eine ganze Schicht weißer amerikanischer Spießer ins Unrecht."
Rührende Geschichte: "Driving Miss Daisy"
Ein Jahr später brachte der Australier Bruce Beresford die in Hollywood produzierte sentimentale Freundschaftsgeschichte "Driving Miss Daisy" (dt. Titel "Miss Daisy und ihr Chauffeur) in die Kinos. Wie "Green Book" viele Jahre später war auch dieser Film ein Beispiel dafür, wie mit dem Thema auf der Leinwand umgegangen werden kann: versöhnlich und sentimental. Auch dafür gab es vier Oscars.
Ein geläuterter Clint Eastwood in "Gran Torino"?
2008 überraschte Regisseur und Hollywood-Star Clint Eastwood seine Fangemeinde mit dem differenziert erzählten Drama "Gran Torino". Darin spielt Eastwood einen rassistischen Amerikaner, der vor allem Vorurteile gegen in den USA lebende asiatisch-stämmige Menschen hegt. Im Laufe der Filmhandlung wandelt sich der von Eastwood gespielte Charakter durch persönliche Begegnungen zum Guten.
Eastwood zum Zweiten
Das Thema Rassismus in variierter Form griff Eastwood kurz danach noch einmal auf. In dem Sportdrama "Invictus" erzählt er die Geschichte der südafrikanischen Rugbynationalmannschaft. "Wie aus Feinden Freunde wurden" hieß in deutscher Übersetzung die literarische Vorlage. Eastwood blickte nach Südafrika in Zeiten nach dem Apartheid-System. Morgan Freeman spielte Nelson Mandela.
Von schwarzen Dienern: "The Butler"
Auch dieser Film steht in der Tradition amerikanischer Kinowerke über Rassismus mit aufklärerischem Impetus: "The Butler" (2013) mit Forest Whitaker und Oprah Winfrey in den Hauptrollen. Er erzählt die auf authentischen Ereignissen beruhende Geschichte des afro-amerikanischen Butlers Eugene Allen, der acht US-Präsidenten diente. "The Butler" war auch ein Spiegel jüngerer US-Zeitgeschichte.
Auch oscarwürdig: "12 Years a Slave"
Der 2013 in den Kinos angelaufene und ein Jahr später mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnete "12 Years a Slave" blickt tief zurück in die Anfänge des Sklaventums in den USA. Der Film des Künstlers Steve McQueen, der auch zum Regisseur erfolgreicher Kinofilme wurde, inszenierte das Rassismus-Drama mit prominenten Schauspielern - und überzeugte damit die Oscar-Akademie.
Weiße Ignoranz: "Selma"
Ein Jahr später blickte auch US-Regisseurin Ava DuVernay in die Historie. In "Selma" setzte sie sich mit den Märschen schwarzer Bürgerrechtler und der Bevölkerung von Selma nach Montgomery im US-Bundesstaat Alabama auseinander. David Oyelowo spielte in dem Film Martin Luther King, Tom Wilkinson (unser Bild) tritt als hartherziger Präsident Lyndon B. Johnson auf.
Bewegend: "Loving"
Vor drei Jahren überraschte US-Regisseur Jeff Nichols das Publikum mit dem feinfühligen Drama "Loving". Auch das ein Film, der sich eines historischen Kapitels des nordamerikanischen Rassismus annimmt. Der Film thematisiert den Kampf eines Paares, das sich gegen das Gesetz verbotener Mischehen auflehnt - und damit vor Gericht Erfolg hat.
Originell: "Get Out"
Sicher einer der eigenwilligsten Beiträge zum Thema Rassismus im Kino war 2017 der Film "Get Out". Anders als so viele gut gemeinte, dabei oft aber auch rührselige Hollywood-Filme, setzte der afro-amerikanische Regisseur Jordan Peele auf eine Genre-Geschichte. Rassismus wird hier mit Horror- und Comedy-Elementen präsentiert - das Ergebnis ist ein überaus origineller und überzeugender Genre-Mix.
Bester Film 2017: "Moonlight"
Im gleichen Jahr eroberte Barry Jenkins "Moonlight" die Oscar-Trophäe als "Bester Film". In drei Kapiteln erzählt Regisseur Jenkins die Geschichte eines afroamerikanischen, homosexuellen Mannes. Ästhetisch überzeugend ist "Moonlight" Beispiel für ein Filmwerk, das sein Thema differenziert und hintergründig umsetzt, auf große Melodramatik und Sentimentalität verzichtet und formal interessant ist.
Dokumentarisch: "I Am Not Your Negro"
Neben den vielen Spielfilmen, die das amerikanische Kino in den letzten Jahrzehnten zum Thema beigesteuert hat, gab es hin und wieder auch Dokumentationen. Sehr überzeugend geriet 2016 "I Am Not Your Negro" des aus Haiti stammenden Regisseurs Raoul Peck, der sich bei seiner Rückschau auf Rassismus in den USA vor allem auf Texte des afro-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin stützte.