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Hollywoods Hungerkünstler

Leona Frommelt19. November 2004

Mal Moppel, mal Bohnenstange: Besonders in den letzten Jahren sind Schauspieler mit vollem Körpereinsatz bei der Sache - und jedes Pfund, das sie zu- oder abnehmen, steigert ihren Marktwert.

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Bis auf die Knochen abgemagert: Christian Bale in "The Machinist"Bild: 3L

Die Fastenkur des 1,88 Meter großen Schauspielers Christian Bale ist einmalig im Filmbusiness: Er hungerte sich kürzlich für das Psychodrama "The Machinist" auf knapp 60 Kilo runter. "Ich habe einfach nichts mehr gegessen", ließ der Mime verlauten. Beim Anblick des nur noch aus Haut und Haaren bestehenden Bales drängt sich dem Zuschauer die Frage auf: Ist es wirklich nötig, seinen Körper derartigen Strapazen auszusetzen - nur für eine Filmrolle?

Körperliche Verschmelzung mit der Filmfigur

Schon Gary Oldsmans Verwandlungsdrang war kaum nachvollziehbar: Für "Sid and Nancy" machte er 1986 eine derart brutale Diät, dass er wegen akuter Unterernährung im Krankenhaus landete. Tom Hanks ging nicht ganz so weit, nahm für "Cast Away" aber immerhin 20 Kilo ab. Das Mindeste, was man von einem Schauspieler verlangen kann, der einen fast verhungerten Gestrandeten spielt und dafür sehr, sehr viel Geld bekommt. Macht ja auch Sinn: Einem Fettwanst hätte man kaum abgenommen, dass er jahrelang auf einer einsamen Insel gehaust hat. Und auch Tobey Maguire musste sich an eine strenge vegetarische Diät halten, um überhaupt in sein Spiderman-Kostüm zu passen. Seine Waage zeigte nach der Hungerkur knapp 14 Kilo weniger Körpergewicht an.

Filmszene Super Size Me
Filmplakat von "Super Size me"Bild: AP

Bales, Hanks und Co. sind gewissermaßen die Gegenstücke zu Morgan Spurlocks zeitweiliger Verfettung in "Super Size Me". Er hat in seinem Dokumentarfilm körperlich unter Beweis gestellt, dass Fast Food ungesund ist. Ein gelungener Selbstversuch: Big Mac und Frenche Fries haben ihn innerhalb eines Monats um 25 Pfund schwerer gemacht - Cholesterinspiegel und Leberfettwerte verschlechterten sich dramatisch. Spurlocks Anliegen war ehrenhaft, weshalb ihm der skrupellose Umgang mit seinem Körper auch nicht angekreidet wurde.

Speckrolle für die Filmrolle

Vorreiter derer, die für einen Film ordentlich zulegen, ist und bleibt Robert de Niro. Angeblich hat er sich 1980 für "Wie ein wilder Stier" in Elsässer Schlemmerlokalen einen Ranzen angefuttert. Ganze 25 Kilo nahm er zu - und man möchte tatsächlich kein Gramm an seiner Filmfigur, dem Boxer Jake La Motte, missen. Seinen Nachahmern werfen Kritiker nicht selten "Fishing for Oscars" vor. Und in der Tat: Viele Hunger- oder Fressattacken für eine Filmrolle wurden schon mit einem Oscar oder zumindest mit einer Nominierung bedacht - obwohl Gewichtsveränderungen allein noch keinen guten Schauspieler ausmachen.

So zum Beispiel bei den Damen: Mehrere Pfunde futterte sich im vergangenen Jahr das ehemalige Model Charlize Theron für die Rolle der mordenden Prostituierten in "Monster" an. Zur Belohnung gab's einen Oscar. Renée Zellweger wechselt die Gewichtsklasse wie andere ihre Unterwäsche. Um eine glaubwürdige "Bridget Jones" geben zu können, musste sie in wenigen Wochen mindestens zwölf Kilogramm zunehmen. Nach eigenen Angaben stopfte sie deshalb pro Tag 20 Doughnuts in sich hinein. Wenige Monate später im Musical "Chicago" brauchte Zellweger nicht mal mehr ein Bauch-weg-Höschen. Sie hatte in kürzester Zeit wieder abgenommen. Aber schon drohte Teil 2 von "Bridget Jones", und für das trottelige Pummelchen musste Zellweger erneut Schokolade schaufeln. Doch wer sagt bei 22 Millionen Dollar Gage schon nein?

Wo soll das hinführen?

Feige war hingegen Gwyneth Paltrow. Für ihre Rolle als Schwergewichtige in "Schwer verliebt" ließ sie sich vor jedem Dreh stundenlang künstlichen Speck auf die Hüften packen. Sie selbst nahm kein Gramm zu. Auch Nicole Kidman hat bisher darauf verzichtet, für eine Rolle zuzulegen. Allerdings hatte sie keine Hemmungen, sich für eine Filmrolle ein wenig zu entstellen: Bei dem Zinken, den sie als Virginia Woolf in "The Hours" im Gesicht trug, kann man froh sein, dass es noch nicht Mode ist, sich für eine Filmrolle unters Messer zu legen. Noch war die Nase aus Plastik. Wer weiß, was als nächstes kommt.