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HSV taumelt Richtung Abstieg

Sarah Wiertz1. Februar 2014

Fünf Niederlagen in Folge, 44 Gegentore, Absturz auf den Relegationsplatz: Dem Hamburger SV droht der erste Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte. Leverkusen, Dortmund und Schalke gewinnen ihre Partien.

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Fußball Bundesliga 19. Spieltag: TSG 1899 Hoffenheim - Hamburger SV
Bild: picture-alliance/dpa

"Wir haben die Schnauze voll", sangen die Fans des Hamburger SV während des Spiels bei 1899 Hoffenheim. Mit 0:3 (0:2) unterlag der HSV, es ist die fünfte Niederlage in Folge. Selbst gegen die bis dato schlechteste Abwehr der Liga gelang ihm kein Tor. Im Gegenzug kassierte er selbst drei und ist nun mit 43 Gegentreffern die Mannschaft mit der anfälligsten Defensive. "Wie die Tore reingehen - ich kann es nicht mehr sehen", sagte Kapitän Rafael van der Vaart. "Die Fans schimpfen zu Recht." Bei einem Sieg des 1. FC Nürnberg am Sonntag (02.02.2014) bei Hertha BSC würden die Norddeutschen gar vom Relegations- auf den vorletzten Tabellenplatz abrutschen.

Der Traditionsverein, der als einziges Team der Bundesligageschichte immer in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten war, muss sich nun ernsthaft mit dem Thema Abstieg auseinandersetzten. "Die Situation ist prekär und wird durch das Ergebnis heute nicht besser. Wir sind richtig dick im Abstiegskampf drin", gibt nun auch Sportdirektor Oliver Kreuzer zu. Indiskutabel war der Auftritt der Hamburger bei den ebenfalls angeschlagenen Hoffenheimern: Kinderleicht ließ sich die Verteidigung bei allen drei Gegentoren ausspielen. Roberto Firmino brachte bereits in der 4. Minute die Gastgeber mit seinem neunten Saisontor in Führung. Kurz vor der Halbzeit erhöhte Niklas Süle auf 2:0 (44. Minute). Andreas Beck sorgte dann für den Endstand (61.). Aber natürlich ist es zu einfach, nur der Defensive die Schuld zu geben. Hamburgs "Starspieler" van der Vaart hat schon immer im Mittelfeld die Arbeit nach hinten vernachlässig und liefert seit Wochen - womöglich aufgrund seiner privaten Turbulenzen - jedoch auch nach vorne nicht mehr viel. Da Stürmer Pierre-Michel Lasogga mal wieder verletzt ist, musste Winter-Neuzugang Ola John ran, der stellte vorne jedoch keine Gefahr dar.

Hoffenheims Süle (r.) erzielte das 2:0 gegen Hamburg
Hoffenheims Süle (r.) erzielte das 2:0 gegen HamburgBild: picture-alliance/dpa

Elf Trainer in den letzten fünf Jahren

Nach dieser Nicht-Leistung wird es sie geben, die Trainerdiskussion in Hamburg, einer Stadt mit einer großen Medienlandschaft. Wie immer. Allein in den letzten fünf Jahren gab es in der Hansestadt elf Übungsleiter. Keinem von ihnen wurde wirklich mal Zeit gegeben, in Ruhe eine Mannschaft zu formen und eine Spielphilosophie zu entwickeln. Das weiß auch Sportdirektor Kreuzer: "Ständig immer alles auf den Trainer zu schieben - das hat man in den letzten Jahren immer gemacht. Ich sage, dass ist der richtige Trainer für diese Verein. Da muss man andere Dinge hinterfragen." Stimmt, nämlich zum einen sich selbst, die Vereinsführung. Diese glaubt weiterhin, dass der Hamburger SV international, also mindestens Platz sechs, erreichen muss. Diese Erwartungen sind realitätsfern und im Abstiegskampf nur kontraproduktiv.

Zum anderen muss auch die Mannschaft dringend ihre Leistung hinterfragen. Wenn es um Gehaltserhöhung geht, sind die Profis aus Hamburg die lautesten. Aber auf dem Platz spielen sie viel zu oft schlechten Fußball, zeigen weder Kampf- noch Teamgeist. Allerdings ist auch hier die Vereinsführung gefragt, Spieler mit Charakterstärke und einer Leidenschaft für ihren Beruf zu verpflichten. Mit dem Trainer, der die Mannschaft offensichtlich nicht erreicht, mit Spielern, die den Ernst der Lage nicht verstehen können oder wollen und einer Vereinsführung, die seit Jahren kein langfristiges Konzept vorweisen kann, wird es für den Bundesliga-Dino schwer, den Klassenerhalt zu schaffen. Hoffenheim dagegen kann erst mal durchatmen: Nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg hat die Mannschaft von Markus Gisdol nun wieder drei Punkte geholt und steht damit derzeit im Tabellenmittelfeld.

Gestikuliert wild mit den Armen: HSV-Coach Bert van Marwijk
Wirkt hilflos: HSV-Coach van MarwijkBild: picture-alliance/dpa

Kießling erstes Tor nach Phantomtor

Auch für den Zweiten der Liga, Bayer 04 Leverkusen, war es ein guter Spieltag: Nach zuletzt drei Niederlagen in Serie gelang der Werkself mit dem 2:1 (1:1) gegen den VfB Stuttgart wieder ein Erfolgserlebnis. Moritz Leitner (12.) sorgte mit einem höchst sehenswerten Linksschuss für die Führung der Gäste. Torjäger Stefan Kießling, der erstmals seit seinem Phantomtor Mitte Oktober wieder traf, glich für Leverkusen aus. "Joker" Eren Derdiyok sorgte sechs Minuten für Spielende für die Entscheidung zugunsten der Gastgeber.

Im Kampf um die europäischen Plätze gewann der FC Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg mit 2:1 (1:0). Felipe Santana (9.) und Kevin-Prince Boateng (81.) waren die Torschützen für die Gelsenkirchener, Maximilian Arnold (65.) traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Allerdings musste Wolfsburg 40 Minuten mit nur zehn Mann spielen, nachdem Daniel Caligiuri mit einer Roten Karte wegen unsportlichen Verhaltens den Platz verlassen musste.

Fußball Bundesliga 19. Spieltag FC Schalke 04 - VfL Wolfsburg
Schalkes Boateng bejubelt seinen TrefferBild: picture-alliance/dpa

Zwei Südkoreaner treffen für Mainz

Der FSV Mainz 05 träumt nach dem 2:0 (1:0) gegen den SC Freiburg weiter vom Europacup. Sowohl Joo-Ho Park (24.) als auch Winter-Neuzugang Ja-Choel Koo (86.) - beide aus Südkorea - erzielten dabei ihre ersten Bundesliga-Tore. Der FC Augsburg gewann gegen Werder Bremen mit 3:1 (1:1) und bleibt nach fünf Spielen ohne Niederlage bisher die positivste Überraschung in der Saison. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit kassierte Bremens Santiago Garcia eine Gelb-Rote Karte und fehlte damit seiner Mannschaft.

Der neue Trainer von Hannover 96, Tayfun Korkut, hat auch in seinem zweiten Spiel drei Punkte geholt. Gegen Borussia Mönchengladbach gewann sein Team mit 3:1 (0:0). Artjoms Rudnevs (57.) und Mame Diouf (82./90) machten die Tore für Hannover, Peniel Mlapa (84.) den Ehrentreffer für die Gäste. Am Sonntag empfängt dann noch Hertha BSC den FC Nürnberg und Bayern München trifft auf Eintracht Frankfurt.