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"Ich möchte in der Nähe seines Grabes sein"

Benjamin Pargan30. Oktober 2015

Die Polizei hat den mutmaßlichen Mörder des vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed festgenommen. Mohameds Mutter wünscht sich, dass ihr Sohn in Berlin begraben wird - und hat große Angst um seine Schwester.

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Ein Fahndungsfoto mit dem vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Kappeler

Aldijana J. möchte, dass ihr vierjähriger Sohn seine letzte Ruhe in Deutschland findet und nicht in der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt Sarajevo, aus der die Roma-Familie stammt. Das teilte sie der Bosnischen Redaktion der DW in einem Telefoninterview mit.

Mohamed war am 1. Oktober vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) verschwunden, der zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge in der Hauptstadt. Der mutmaßliche Täter, der 32-jährige Silvio S., wollte dort nach eigenen Angaben Kleidung und Plüschtiere für Flüchtlinge spenden. Er sei in der Menschenmenge auf Mohamed aufmerksam geworden und habe ihm ein Plüschtier gegeben, daraufhin sei der Junge mit zu seinem Auto gekommen.

Silvio S. hat in den Vernehmungen gestanden, den entführten Flüchtlingsjungen getötet zu haben. Er war am Donnerstag in Brandenburg festgenommen worden, nachdem er auf Videoaufzeichnungen mit Mohamed erkannt worden war.

"Jetzt müssen sie uns doch Asyl gewähren"

Mohameds Mutter erzählt im DW-Interview von dem Tag, an dem ihr Sohn entführt wurde: "Ich wollte nur meine Sozialhilfe abholen, es waren sehr viele Menschen da und dann ist Mohamed einfach verschwunden. Ich habe ihn zunächst über zwei Stunden lang alleine gesucht und dann die Polizei über sein Verschwinden informiert. Sie haben mir versprochen, ihn zu finden. Aber er wurde ermordet."

Sie seien vor etwa drei Jahren nach Deutschland gekommen, erzählt die 28-jährige Frau. Ihr Mann sei in Sarajevo geblieben und sie habe gar keinen Kontakt mehr zu ihm. '"Ich bin mit Mohamed und seiner älteren Schwester nach Berlin gekommen und habe hier Asyl beantragt. In der Zwischenzeit habe ich aus einer Beziehung mit einem Rumänen ein weiteres sechs Monate altes Kind."

Aldijana J. hofft nun, dass sie und ihre beiden Kinder in Deutschland bleiben können. "Ich möchte in der Nähe seines Grabes sein und ihn besuchen. Jetzt müssen sie uns doch Asyl gewähren."

Letztes Foto im Anzug

Ihre Tochter gehe in die zweite Klasse einer Berliner Schule, erzählt sie - nicht ohne Stolz. Doch dann fügt sie hinzu: "Sie war völlig verstört, als sie erfahren hat, dass ihr Bruder ermordet wurde. Ich möchte sie nun nicht mehr in die Schule gehen lassen. Ich möchte nicht, dass ihr auch etwas passiert!"

Aldijana J. erzählt, dass sie während des Gesprächs ein Foto von Mohamed in der Hand hält. Für das muslimische Opferfest im September habe sie ihm einen neuen Anzug gekauft. Deshalb habe sie ihn fotografieren lassen. Jetzt ist dies das letzte Foto ihres ermordeten Jungen.