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Ifo-Geschäftsklima trübt sich erneut ein

25. August 2021

Der letzte Lockdown liegt schon eine Weile zurück - und dennoch geht es in vielen Chefetagen deutscher Unternehmen mit Blick auf die kommenden Monate alles andere als optimistisch zu. Das hat gleich mehrere Gründe.

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Deutschland Coronavirus - Porsche Produktion
Autoproduktion bei Porsche in ZuffenhausenBild: Marijn Murat/dpa/picture alliance

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen trübt sich wegen Lieferengpässen und steigender Corona-Zahlen weiter ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im August auf 99,4 Punkte von 100,7 Zählern im Juli und damit den zweiten Monat in Folge, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 100,4 Punkte gerechnet. "Lieferengpässe bei Vorprodukten in der Industrie und Sorgen wegen steigender Infektionszahlen belasten die Konjunktur", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Insbesondere im Gastgewerbe und im Tourismus wachsen die Sorgen."

Die Manager beurteilen ihre Lage zwar etwas besser als zuletzt, bewerten ihre Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate jedoch deutlich skeptischer. Die Stimmung in der Industrie verschlechterte sich trotz gut laufender Geschäfte spürbar. "Der Ausblick auf die kommenden Monate erlitt einen deutlichen Rückschlag", betonte Fuest. Die Lieferkettenprobleme dürften sich eher verschärfen als entspannen, sagte Bankhaus-Lampe-Experte Bastian Hepperle. "Fehlen aber wichtige Teile wie Halbleiter, können gut gefüllte Auftragsbücher nicht zügig abgearbeitet werden." Die Folgen seien eine Verlagerung der Produktion in die Zukunft und weiterhin lange Lieferzeiten.

"Optimismus im Gastgewerbe komplett weg"

Wegen Lieferengpässen und steigender Kosten für Vorprodukte wollen viele deutsche Industriebetriebe ihre Preise heraufsetzen. "70 Prozent der Industriebetriebe klagen inzwischen über Engpässe bei Vorprodukten", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Mittwoch zu der Umfrage seines Instituts. Im Juli waren es 64 Prozent. Besonders Halbleiter, Metalle und Kunststoffe seien knapp. Dadurch steigen die Einkaufspreise. Jedes zweite Industrieunternehmen wolle wegen der stark gestiegenen Kosten nun selbst seine Verkaufspreise erhöhen. Auch jeder zweite Einzelhändler habe das vor. "Die Preiserhöhungen pflanzen sich quer durch die deutsche Wirtschaft fort", sagte Wohlrabe.

Die Lage sei in der Industrie noch immer sehr gut, aber der Ausblick auf die kommenden Monate bereite Sorge. Auch die Exporterwartungen seien zwar gesunken, blieben jedoch auf einem guten Niveau. Viele Betriebe versuchen inzwischen, die Nachfrage aus dem Fertigteillagern zu bedienen. "Die Folge: Die Lager in der Industrie sind de facto leergefegt", sagte der Ifo-Experte.

Vielen Dienstleistern bereitet derweil die vierte Corona-Welle große Sorgen. "Die Infektionszahlen steigen, das hat die Erwartungen in Gastgewerbe und Tourismus regelrecht einbrechen lassen", sagte Wohlrabe dazu. "Der Optimismus der vergangenen Wochen ist hier komplett weg." Dagegen wird in der Baubranche optimistischer nach vorn geschaut, zumal sich hier die Materialknappheit etwas entspannt hat. Nur noch 37 Prozent der Baubetriebe klagen darüber, auf dem Höhepunkt im Juni waren es noch 46,2 Prozent.

hb/bea (rtr,dpa)