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Ifo-Index steigt drittes Mal in Folge

19. Dezember 2022

Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im Dezember den dritten Monat in Folge aufgehellt und lässt den Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember stärker als erwartet steigen.

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Hamburg | Containerhafen
Bild: Axel Heimken/dpa/picture alliance

Trotz der Energiekrise stellt sich die deutsche Wirtschaft für 2023 auf bessere Zeiten ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sprang im Dezember auf 88,6 Zähler von 86,4 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit 87,4 Punkten gerechnet. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zufriedener: Zuvor war dieser Lage-Indikator sechsmal in Folge gefallen. Auch die Erwartungen verbesserten sich merklich. "Die deutsche Wirtschaft schöpft zum Weihnachtsfest Hoffnung", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Laut Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zieht sich die Aufhellung des Geschäftsklimas durch fast alle Branchen. "Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist mit diesen Ifo-Daten gesunken. Es gibt positive Signale, man kann aber nicht ausschließen, dass es dazu kommt", sagte der Ökonom der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wirtschaft sehe zumindest einen Silberstreif am Horizont.

Nach einer Daumenregel unter Experten gelten drei Anstiege beim Ifo-Geschäftsklimaindex in Folge als Signal für eine Trendumkehr der Konjunktur in Deutschland. Doch Wohlrabe gab sich hier zurückhaltend. "Ich wäre vorsichtig zu sagen, dass dies eine Trendwende ist." Denn in Zeiten des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise sei die Unsicherheit in den Unternehmen sehr groß.

Symbolbild Hausbau
Stornierungen wegen der höheren Zinsen belasten die BaubrancheBild: P.Nowack/IMAGO/Penofoto

Schlechte Stimmung vor allem in der Baubranche

Derweil verzeichnen die Firmen abnehmende Lieferengpässe. Rund 50,7 Prozent klagten im Dezember über solche Materialprobleme, im November waren es noch 59,3 Prozent. Dies sei eine spürbare Verbesserung, sagte Wohlrabe. "Das ist ein gutes Zeichen von Hoffnung." Auch an der Preisfront gebe es Entlastung. Per Saldo erwarteten 40,3 Prozent der Firmen eine Preiserhöhung im Dezember, nach noch 46,2 Prozent im November.

Gegen den Trend schlecht läuft es derzeit am deutschen Bau. Hier trübte sich das Geschäftsklima im Dezember ein. "Die Zinserhöhungen führen zu Stornierungen", betonte Wohlrabe. Denn anhaltende Lieferengpässe erhöhen die Baukosten und anziehende Finanzierungskosten belasten vor allem private Bauherren.

Die Stimmung sei nach wie vor schlechter als die Lage, meint VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Möglicherweise sei die Stimmung auch zu negativ: "Gerade das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die erwartete Rezession kürzer und auch milder ausfällt als ursprünglich erwartet." Das Geschäftsklima deute aber noch immer auf eine Rezession hin, also eine wirtschaftliche Schrumpfung, sagte Gitzel. "Doch wenn man bedenkt, welche Horror-Szenarien bis vor kurzem noch im Raum standen, endet das Jahr glimpflich."

Belastungsfaktoren bleiben

Jüngste Umfragedaten des Finanzdienstleisters S&P Global bestätigen den Aufwärtstrend, wonach sich die Talfahrt der deutschen Wirtschaft zum Jahresende deutlich verlangsamt hat. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft rückte mit 48,9 Punkten näher an die Wachstumsschwelle von 50 Zählern heran und erreichte den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Das Ifo-Institut erwartet für 2023 beim Bruttoinlandsprodukt ein minimales Minus von 0,1 Prozent.

Auch wenn sich das Geschäftsklima nun vor der Jahreswende deutlich aufgehellt hat, bleibt nach Ansicht vieler Experten Vorsicht geboten: "Die allerjüngsten Entwicklungen dürften die Erwartungen demnächst wieder eintrüben", so LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch. "Dazu gehören der deutliche Rückgang der Gasspeicherfüllstände oder die Angst vor weiter steigenden Leitzinsen, die Ende der Vorwoche für einen Kursrutsch an den Finanzmärkten gesorgt haben."

Keine Angst vor Rezession?

tko/ul (rtr, dpa)