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Ifo-Institut: Deutsche Wirtschaft schrumpft deutlich

7. September 2023

Die Konjunkturaussichten für Deutschland geben Grund zur Sorge: Das Ifo-Institut hat seine Konjunkturprognose für 2023 bestätigt. Demnach wird die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent schrumpfen.

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Hamburger Hafen Containerterminal bei schlechtem Wetter
Bild: Joern Pollex/Getty Images

"Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben. Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Vorstellung der Herbstprognose seines Institutes.  Im kommenden Jahr wird sie dann um 1,4 Prozent steigen, 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang gedacht. Im Jahre 2025 wird das Wachstum 1,2 Prozent betragen.

"Unsere Prognose für das Gesamtjahr bleibt nur deshalb bestehen, weil das bereits veröffentlichte Bruttoinlandsprodukt nach einer Revision durch das Statistische Bundesamt mittlerweile deutlich höher liegt als noch im Sommer", erklärte Wollmershäuser. "Ohne diese Revision hätten wir die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf minus 0,7 Prozent herabgesetzt."

Ein Passant mit Einkaufstüten geht in der Innenstadt durch eine Einkaufsstraße
Reißt der Konsum es heraus? Ein Passant mit vollen Einkaufstüten in einer Innenstadt Bild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

Privatkonsum als Rettungsanker?

In ihrer Herbstprognose sind die Münchner Wirtschaftsforscher mit Blick auf Inflation und Arbeitslosigkeit sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr etwas pessimistischer als noch im Juni.

Ein Lichtblick sei der private Konsum: Er dürfte sich allmählich erholen. "Der Anstieg der verfügbaren Haushaltseinkommen wird kräftig bleiben und bei langsam sinkenden Inflationsraten auch zu einem Kaufkraftplus führen", sagte Wollmershäuser.

Für nächstes Jahr rechnet das Ifo-Institut mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,6 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte auch nächstes Jahr bei knapp 2,6 Millionen liegen. Das Finanzierungsloch des Staates werde nur langsam sinken, von 92 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 80 Milliarden im kommenden Jahr. Der Leistungsbilanzsaldo (Exporte, Importe, Kapitaleinkünfte, Übertragungen) wird bis zum Jahr 2025 wieder auf 7,1 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, nachdem er im vergangenen Jahr als Folge der kräftigen Verteuerung der Importe vorübergehend auf 4,2 Prozent gesunken war.

Nicht allein in Europa

Die Wirtschaft der Euro-Zone ist im Frühjahr nur noch minimal gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni gegenüber dem ersten Quartal um 0,1 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer neuen Schätzung mitteilte. Zuvor hatte das Amt noch ein BIP-Plus von 0,3 Prozent gemeldet. Der Euroraum hatte zu Jahresbeginn ebenfalls ein minimales Wachstum von revidiert 0,1 Prozent erzielt, nach minus 0,1 Ende 2022.

Auch die Aussichten für die Euro-Zone sind nicht rosig: Börsianer blickten vor Herbstbeginn wieder pessimistischer auf die Wirtschaft im Euroraum, wie die Beratungsfirma Sentix in ihrer monatlichen Umfrage unter 1220 Investoren herausfand.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hatte jüngst seine BIP-Prognose für Deutschland gesenkt und rechnet nun mit einem Rückgang um 0,5 Prozent - und damit fast doppelt so viel wie noch im Frühsommer angenommen. Von den 20 Euro-Ländern dürften nur Irland und Estland ebenfalls schrumpfen.

dk/iw (Ifo, dpa, rtr)