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Igitt! Bah! Bakterien!

Gudrun Heise
14. Oktober 2016

"Hast du dir auch die Hände gewaschen?" Schließlich lauern überall gefährliche Bakterien. Aber keine Panik. Bakterien haben auch ihr Gutes. Wir haben einige wichtige Fakten zu dem meist ungeliebten Einzeller gesammelt.

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Chlamydia Bakterien
Bild: Imago/Science Photo Library

Auf einen Zentimeter passen 1000 bis 10.000 Bakterien. Sie sind winzig klein und messen gerade mal 0,001 Millimeter. Bakterien sind eigenständige Lebewesen, die nur aus einer Zelle bestehen. Aber sie haben alles, was man zum Leben so braucht, zum Beispiel Erbgut und Zellmaschinen, die Eiweiße herstellen und die die Bakterien mit Energie versorgen. Sie vermehren sich durch Teilung.

Die schlechte Nachricht zuerst: Bakterien können Krankheiten auslösen. Dazu gehören beispielsweise Diphterie und Cholera, Tuberkulose und Keuchhusten. Von den etwa 5000 bekannten Bakterienspezies können rund  200 verschiedene Krankheiten auslösen. Die gute Nachricht: Bakterien sind nicht per se schädlich. Im Gegenteil: Einige sind sogar sehr nützlich. So helfen sie beispielsweise unserem Verdauungssystem bei seiner Arbeit.

Was Bakterien alles können

Auch bekannt als Darmflora liefern sie eine Menge Enzyme. Sie helfen uns dabei, unsere Nahrung zu zerlegen, sie abzubauen und so unsere Verdauung zu unterstützen. Bakterien zersetzen im Dickdarm bestimmte Kohlehydrate und wandeln sie in Fettsäuren um. Die kann unser Körper dann als Energielieferant nutzen. Für all diese Schritte ist ein gut funktionierendes Zusammenspiel zwischen den Bakterien und den Darmzellen nötig.

Bakterien schirmen unseren Körper auch gegen Erreger ab. Auf unserer Haut gibt es einen dichten Bakterienfilm, der uns gegen Eindringlinge schützt. Bakterien finden in unserem Körper genügend Nahrung, im Gegenzug helfen sie uns. Unsere Bakterien wehren krankmachende Keime ab. Ohne sie könnten wir nicht überleben. Sie helfen uns auch bei der Immunabwehr. Sie produzieren wichtige Vitamine.

Klinische Mikrobiologie Immunologie Hygiene Petrischale
In der Petrischale kann man Bakterien vermehren. So findet man heraus, welche wo vorkommen. Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Eine gewichtige Angelegenheit

Die Bakterien die es in und auf uns gibt, bringen einiges an Gewicht auf die Waage: etwa 1,5 bis 2 Kilogramm. Neben dem Darm sind Zunge, Rachen und die Taschen im Zahnfleisch ein beliebter Aufenthaltsort für Bakterien. Auf der Zunge fanden amerikanische Forschern knapp 8000 verschiedene Bakterien-Gene, im Rachen waren es etwa 4150 und in den Zahnfleischtaschen sogar über 14.000.

Bakterien sorgen auch dafür, dass uns unser Wein mundet. Etwa 30 Sekunden nach dem ersten Schluck entfaltet sich ein ganz neues Trinkerlebnis: Die Enzyme der Bakterien die es in unserem Mundraum gibt, spalten schwefelhaltige Stoffe, die im Wein enthalten sind. Es entsteht ein weiteres Aroma.

Resistenzen

Wenn Antibiotika gegen Bakterien eingesetzt werden, finden diese oft einen Weg, sich dagegen zu schützen. Sie sind erfindungsreich: Sie stellen ihren Stoffwechsel um oder aktivieren verschiedene Schutzmechanismen. Sie können sogar sogenannte Resistenzgene austauschen. Resistente Erreger vermehren sich besonders gut und reagieren nicht mehr auf Antibiotika.

Bakterien sind extrem widerstandsfähig. Eine der Spezies ist in der Lage, das 10.000-fache einer für uns Menschen tödlichen Dosis an Radioaktivität zu überleben.

Baby und Bakterien

Schon bei der Geburt spielen Bakterien eine wichtige Rolle. Im Geburtskanal kommt das Neugeborene mit den Bakterien der Mutter in Kontakt. Sie helfen dem Winzling beim Aufbau des eigenen Immunsystems. Bei Kaiserschnittgeburten ist das anders: Kaiserschnitt-Kinder sind anfälliger für Infektionen, ihr Immunsystem ist nicht so stark wie das von Kindern, die auf normalem Weg das Licht der Welt erblicken.

Ohne Bakterien können wir nicht leben. Sie haben es also nicht verdient, dass wir sie mit Igitt und Bah beschreiben. Und beim Küssen übertragen wir schließlich auch jede Menge Bakterien. Sollten wir es deshalb vielleicht besser nicht mehr tun?