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PolitikNahost

Im Iran schlagen die Augenärzte Alarm

27. November 2022

Mit Schrotmunition und Farbkugeln gehen iranische Milizen gegen die Protestbewegung vor. Hunderte Demonstranten sterben, viele andere verlieren ihr Augenlicht. Ajatollah Chamenei geht auch gegen die eigene Familie vor.

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Proteste in Mahabad
Demonstrationen gegen die autoritäre Politik der islamischen Führung im IranBild: SalamPix/ABACA/picture alliance

Das geistliche und politische Oberhaupt des Iran hat den Einsatz der Basidsch-Miliz bei den Protesten gewürdigt. "Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um die Bevölkerung vor Randalierern zu schützen", sagte Ajatollah Ali Chamenei in einer Fernsehansprache. Die Miliz hat Verbindungen zu den Iranischen Revolutionsgarden und geht mit aller Härte gegen Demonstranten vor.

Chamenei warnte die Bevölkerung davor, sich durch ausländische Propaganda verführen zu lassen. "Die wichtigste Methode des Feindes ist heute Fälschung und Lüge", sagte der 83 Jahre alte Religionsführer. "Die Fernsehsender, die Sie kennen und sehen, gehören dem Feind." Ausdrücklich nannte Chamenei die USA. Auch Israel gilt als Erzfeind des islamischen Landes und Saudi-Arabien als regionaler Rivale.

Chameneis Nichte festgenommen

Eine Nichte des geistlichen Oberhaupts Chamenei wurde festgenommen, offenbar weil sie scharfe Kritik an der Führung in Teheran geäußert hatte. Wie der Bruder von Farideh Moradchani, Mahmud Moradchani, auf Twitter schreibt, wurde seine Schwester am Mittwoch festgenommen. In einem Video, das ihr Bruder bei Youtube teilte, bezeichnete sie die iranische Führung als "mörderisches und Kinder-tötendes Regime".

Moradchani ist die Tochter von Chameneis Schwester Badri, die sich in den 1980er Jahren mit ihrer Familie überwarf und in den Irak floh. Ihre Tochter, die sich einen Namen als Gegnerin der Todesstrafe gemacht hat, saß bereits mehrfach im Iran im Gefängnis. In ihrem jüngsten Video kritisiert Farideh Moradchani auch eine mangelnde internationale Reaktion auf die Niederschlagung der derzeitigen Proteste im Iran. Die gegen Teheran verhängten Sanktionen nannte sie "lächerlich" und beklagte, die Iraner würden in ihrem Kampf für Freiheit "alleine" gelassen.

Die Proteste ebben nicht ab

Seit mehr als zwei Monaten demonstrieren im Iran Zehntausende unablässig gegen die autoritäre Politik der islamischen Führung. Entzündet hatten sich die Proteste im Iran am Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini. Die Kurdin war am 16. September in Polizeigewahrsam gestorben.

Bewaffnete Polizisten sichern eine Straße in Teheran
Bewaffnete Polizisten sichern eine Straße in TeheranBild: Wana News Agency via REUTERS

Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden mehr als 440 Demonstranten von Polizei und Sicherheitskräften getötet. Die Basidsch-Milizen spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Eine Gruppe von 140 Augenärzten warnt in einer gemeinsamen, in sozialen Medien veröffentlichten Stellungnahme, dass der Einsatz von Schrotmunition und Farbkugeln durch die Sicherheitskräfte bei vielen Kundgebungsteilnehmern zum Verlust eines Auges oder zum Erblinden geführt habe.

Zwei prominente Regimekritiker sind wieder frei

Die iranischen Behörden haben den Fußballspieler Voria Ghafouri und den Menschenrechtsaktivisten Hossein Ronaghi gegen Kaution freigelassen. Das meldete die iranische Nachrichtenagentur Fars in Online-Netzwerken. Auch die Zeitung "Shargh" meldete die Freilassung Ghafouris. Ronaghis Bruder Hassan twitterte, sein Bruder sei "gegen Kaution freigelassen worden, um ärztlich behandelt werden zu können".

Voria Ghafouri (links) bei einem Spiel in der iranischen Fußballliga (Archivfoto)
Voria Ghafouri (links) bei einem Spiel in der iranischen Fußballliga (Archivfoto)Bild: Alireza Zeinali/SPP/IMAGO

Ghafouri und Ronaghi gehören zu den bekanntesten Iranern und Iranerinnen, die wegen ihrer Unterstützung für die Massenproteste festgenommen worden waren. Der kurdische Fußballspieler Ghafouri, der 28 mal in der iranischen Nationalmannschaft gespielt hatte, war am Donnerstag wegen des Vorwurfs staatsfeindlicher Propaganda festgenommen worden.

rb/qu/ack (AFP, AP, dpa, Reuters)