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Im Kampf gegen Milosevics Handlanger

22. Mai 2003

- Die serbische Regierung zerschlägt die Spezialpolizei - schafft sie es auch, die Mafia zu zerschlagen? / Von Andrej Smodiš

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Köln, 26.3.2003, DW-radio

Knapp zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf den serbischen Regierungschef Zoran Djindjic hat die Polizei den mutmaßlichen Attentäter festgenommen. Dabei handelt es sich um Zvezdan Jovanovic, stellvertretender Kommandeur der Kampfeinheit des Innenministeriums JSO. Die serbische Regierung gab zudem bekannt, sie habe die Spezialtruppe sofort aufgelöst und entwaffnet. Gegen rund zehn Prozent ihrer Mitglieder werde wahrscheinlich ein Verfahren wegen krimineller Tätigkeiten eingeleitet, so ein Regierungssprecher. Ist damit der entscheidende Schlag gegen die organisierte Kriminalität in Serbien geglückt?

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und eine entschlossene Tat kann mehr bedeuten als tausend Verhaftungen. Die serbische Regierung setzt ein außergewöhnliches, ein deutliches Zeichen mit der Auflösung der sogenannten "Einheit für Spezialaufträge", abgekürzt JSO, bekannt auch unter dem Namen "Rote Barette".

Ihr früherer Kommandant, Franko Simatovic, war unter den ersten Verhafteten nach der Ermordung von Ministerpräsident Zoran Djindjic. Sein Nachfolger, Milorad Lukovic, genannt Legija, gilt als der Kopf der Mordverschwörung. Und der Mann, der nach den letzten Erkenntnissen den tödlichen Schuss abgab, Zvezdan Jovanovic, war bis Montag (24.3.) stellvertretender Kommandierender eben dieser Spezialtruppe.

Alle Spuren im Mordfall Djindjic führen zu den Roten Baretten. Und so wurde am Dienstagabend ihr jetziger Kommandant verhaftet und die Kaserne der Truppe im Ort Kula unweit von Belgrad von Einheiten der Gendarmerie besetzt. Ein mutiger Schritt der Regierung. Denn die ehemalige Lieblingstruppe von Slobodan Milosevic ist eine Eliteeinheit, mehr Militär als Polizei, mit einer Tradition brutaler Einsätze noch aus dem Bosnienkrieg, und schwer bewaffnet noch dazu.

Mit dieser kühnen Geste demonstrieren die Nachfolger Djindjics auf einen Schlag mehr Entschlossenheit als mit den über tausend Verhaftungen bisher. Damit sichern sie sich die Solidarität der serbischen Bevölkerung, die den Ausnahmezustand klaglos hinnimmt, noch auf viele Wochen hinaus.

Möglich ist die Auflösung der Spezialeinheit übrigens nur vor dem Hintergrund eben dieser Solidarität. Noch vor einem Jahr sind die Roten Barette bewaffnet durch Belgrad marschiert, weil sie gegen die Auslieferung eines Serben nach Den Haag protestierten.

Die Zeiten haben sich gewandelt - innerhalb weniger Wochen nur. Man hat gegen 400 Verdächtige Anklage erhoben, die Verhaftungswelle geht weiter. Und inzwischen muss auch die Justiz dran glauben: 35 Richter wurden bisher entlassen, davon sieben am Obersten Gerichtshof; eine Richterin und ein Staatsanwalt haben freiwillig ihr Amt aufgegeben. Und das wichtigste: die Regierung hat der Mafia offen den Krieg

erklärt.

Doch genau hier endet die bisherige Erfolgsstory nach dem schrecklichen Mord an Djindjic. Auch wenn alle Hinweise zu den Roten Baretten führen: Sie sind nur das Nest, aus dem die Mafia ihre Galgenvögel rekrutiert. Die Mafia - das heißt in diesem Fall die so genannte "Zemun-Bande", an deren Spitze offenbar der als Chef der Attentäter gesuchte Lukovic steht.

In der rechtlosen Zeit der Balkankriege haben diese Figuren ihr Selbstverständnis geformt, von Slobodan Milosevic wurden sie in den Krieg geschickt und nach dem Krieg als Wachhunde gehalten. Ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz, mit dem Segen des Diktators, und als Kriegsgewinnler haben sich diese Verbrecher ein Imperium geschaffen, von dem Experten sagen, es handele sich um das größte Drogenkartell Europas. Und inzwischen weiß man, dass der Mordanschlag auf den Ministerpräsidenten nur Tage oder Stunden einer groß angelegten Polizeiaktion gegen die Mafia zuvorgekommen war.

Die serbische Regierung hält mit ihrer Aktion gegenüber Milosevics Kriegertruppe die jetzige Treibjagd auf Verbrecher und korrumpierte Beamte ein weiteres Stück lebendig. Doch gnade ihr Gott, wenn sie ihren Job nicht vernünftig zu Ende bringt. Die Zukunft der Menschen in Serbien in den nächsten Jahren hängt davon ab. (fp)