Im Zweiten Weltkrieg versenktes Schiff gefunden
22. April 2023Tiefseeforscher haben vor der Küste der Philippinen das Wrack eines japanischen Schiffes gefunden, auf dem im Zweiten Weltkrieg fast tausend australische Kriegsgefangene starben. Die Überreste der "Montevideo Maru" seien in einer Tiefe von mehr als vier Kilometern im Südchinesischen Meer gefunden worden, erklärte die Silentworld-Stiftung, die den Sucheinsatz organisierte.
Schlimmstes Schiffsunglück in der australischen Geschichte
Das Schiff war am 1. Juli 1942 von Torpedos des US-U-Boots "USS Sturgeon" getroffen worden - und seitdem verschollen. An Bord waren rund 1060 Kriegsgefangene und Zivilisten im Alter von 15 bis 60 Jahren, die einige Monate zuvor beim Fall der Stadt Rabaul in Papua-Neuguinea von Japanern gefangen genommen worden waren.
Rund 980 Australier kamen bei der Katastrophe ums Leben - damit gilt sie als schlimmste in der australischen Seefahrtsgeschichte. Unter den Opfern waren Menschen aus 14 weiteren Nationen. Die Besatzung des U-Boots wusste den Angaben zufolge nicht, dass an Bord Kriegsgefangene und Zivilsten waren.
Australischer Premier meldet sich
"Endlich ist die letzte Ruhestätte der verlorenen Seelen von der 'Montevideo Maru' gefunden worden", erklärte der australische Premierminister Anthony Albanese. Diese Nachricht werde den Hinterbliebenen hoffentlich "ein gewisses Maß an Trost geben".
Die Forscher hatten vor gut zwei Wochen im Südchinesischen Meer nordwestlich der philippinischen Hauptinsel Luzon mit der Suche nach dem Wrack begonnen. Dabei waren sie mit Hightech-Gerät wie einem autonomen Unterwasserfahrzeug mit Sonar ausgerüstet.
Mission wurde fünf Jahre vorbereitet
Geplant wurde die Mission fast fünf Jahre lang, Der Direktor der Silentworld-Stiftung, John Mullen, sagte: "Die Entdeckung der 'Montevideo Maru' schließt ein schreckliches Kapitel in der australischen Militär- und Schifffahrtsgeschichte ab." Die Stiftung hatte bei der Suche nach dem Wrack mit dem niederländischen Tiefseevermessungsunternehmen Fugro und dem australischen Militär zusammengearbeitet.
Mullen berichtete, Familien hätten jahrelang auf Nachrichten über ihre vermissten Angehörigen gewartet. "Heute hoffen wir, dass wir durch das Auffinden des Schiffes den vielen Familien, die von dieser schrecklichen Katastrophe betroffen sind, helfen können", fügte er hinzu.
Das Wrack der "Montevideo Maru", das tiefer liege als das der "Titanic", werde nicht angetastet, sagte Mullen. "Es werden keine Artefakte oder menschlichen Überreste entnommen. Aus Respekt vor den Familien der Opfer an Bord wird der Fundort für Forschungszwecke aufgezeichnet."
nob/gri (afp, dpa)