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Immer mehr Beschäftigte arbeiten in Teilzeit

28. April 2017

Teilzeitjobs erleben seit einigen Jahren einen enormen Boom. Die Ansichten darüber gehen auseinander: Ist das eine gute Entwicklung vor allem für Frauen nach familiärer Auszeit? Oder ein Riesenproblem?

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Symbolbild Teilzeit Frauen
Bild: Fotolia/Werner Heiber

Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland ist in den vergangenen zwanzig Jahren von rund 25,9 Millionen auf 24 Millionen gesunken. Im Gegenzug gibt es einen deutlichen Zuwachs bei der Teilzeit. 1996 waren noch rund 8,3 Millionen Beschäftigte in Teilzeit beschäftigt, im vergangenen Jahr 15,3 Millionen. Auf diese Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg machte die Linke-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann anlässlich des Tages der Arbeit am 1. Mai aufmerksam. Das IAB ist die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit.

1991 gab es noch 28,9 Millionen Vollzeit- und 6,3 Millionen Teilzeitbeschäftigte. Die Teilzeitquote stieg seither kontinuierlich von 17,9 Prozent auf 39 Prozent 2016 an. Seit 2010 nahm die Zahl der Vollzeitbeschäftigten bei leichten Schwankungen nach dem damaligen Tiefpunkt mit 22,8 Millionen wieder zu. Die Zahl der Personen mit Nebenjob lag im Jahr 1991 bei 900.000, bis 2016 stieg sie auf rund drei Millionen an. 1991 gab es noch 35,2 Millionen beschäftigte Arbeitnehmer insgesamt, im vergangenen Jahr waren es 39,3 Millionen. In demselben Zeitraum sank die Wochenarbeitszeit aller Beschäftigten von im Schnitt 35 auf 30 Stunden.

Freiwillig oder gezwungen 

Sabine Zimmermann - Sprecherin der Partei Die Linke Sachsen
Linke-Fraktionsvize Sabine ZimmermannBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

"Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten strukturell deutlich gewandelt, weg vom Normalarbeitsverhältnis in Vollzeit, hin zu in vielen Fällen nicht existenzsichernder und unfreiwilliger Teilzeit und Nebenjobs, um über die Runden zu kommen", sagte Zimmermann. Das "vermeintliche deutsche Jobwunder" bedeute für viele prekäre Beschäftigung. Gegenüber dem Problem, dass viele Menschen trotz Arbeit arm seien, versage die Bundesregierung auf der ganzen Linie, sagte die Linken-Fraktionsvize. Nötig sei die Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 8,84 auf 12 Euro, die Abschaffung von Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit, eine Streichung der Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung und die Überführung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. "Das Normalarbeitsverhältnis in Vollzeit muss wieder für mehr Menschen möglich werden", forderte Zimmermann.

Regelungen zur Teilzeitarbeit sind derzeit auch Thema strittiger Beratungen in der Koalition. Ein Gesetzentwurf von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für ein neues Recht auf befristete Teilzeit und Rückkehr auf Vollzeit liegt wegen unterschiedlicher Vorstellungen zwischen Union und SPD auf Eis. Während Nahles das neue Arbeitnehmerrecht für Unternehmen ab 15 Beschäftigten vorsieht, kam aus der Union die Forderung, die Schwelle bei 200 Beschäftigten festzulegen. Am 1. Mai (Montag) spricht Nahles bei der Hauptkundgebung zum Tag der Arbeit mit DGB-Chef Reiner Hoffmann in Gelsenkirchen.

Die Arbeitgeber hatten die Darstellung, Teilzeit sei ein Ausdruck prekärer Beschäftigung, wiederholt zurückgewiesen. Ihr Verband BDA betonte, Teilzeitarbeit befördere nach einer familiären Auszeit die Rückkehr ins Erwerbsleben und stärke Erwerbsbiografien vor allem von Frauen. "Rund 87 Prozent der Frauen und 76 Prozent der Männer gehen freiwillig einer Teilzeitbeschäftigung nach", teilte die BDA unter Berufung auf das Statistische Bundesamt mit.

zdh/ul (dpa)