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In der Eurozone steigen die Preise wieder

2. Mai 2023

Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um sieben Prozent. Im März war die Rate noch deutlich gesunken: von 8,5 Prozent auf 6,9 Prozent. Experten hatten mit einer unveränderten Rate gerechnet.

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Blick in einen Markt mit Obst und Gemüse in Sevilla, Spanien
Blick in einen Markt mit Obst und Gemüse in Sevilla, SpanienBild: María José López/EUROPA PRESS/dpa/picture alliance

Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im April wieder etwas stärker angestiegen als im März - auf sieben Prozent im Vorjahresvergleich, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilte. Für die gesamte EU lag die Zahl für April noch nicht vor. In der Eurozone hatte die Inflationsrate im Oktober mit 10,6 Prozent ein Allzeithoch erreicht.

Für Deutschland gab Eurostat am Dienstag eine Inflationsrate von 7,6 Prozent an. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden, das eine andere Berechnungsmethode hat, hatte am Freitag eine Teuerung von 7,2 Prozent gemeldet, eine leichte Abschwächung im Vergleich zum März mit 7,4 Prozent Teuerung.

Die höchsten Inflationsraten in der Eurozone hatten im April Lettland, Litauen und Estland. Am niedrigsten war der Anstieg der Verbraucherpreise laut Eurostat in Luxemburg und Belgien.

Spannung vor EZB-Entscheid

Im Gegensatz zur allgemeinen Inflation ging die Kerninflation im April etwas zurück. Bei den Verbraucherpreisen ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel meldete Eurostat einen Anstieg im Jahresvergleich um 5,6 Prozent. Im März hatte die Kernteuerung mit 5,7 Prozent den höchsten Wert seit Bestehen des Währungsraums markiert. Sie gibt laut Ökonomen einen guten Eindruck über den grundlegenden Inflationstrend.

Gestützt wird die allgemeine Inflationsrate durch die Energiepreise, die im Jahresvergleich um 2,5 Prozent stiegen, nachdem sie im März noch gesunken waren. Getrieben wird die Gesamtinflation mittlerweile durch deutlich steigende Preise für Lebens- und Genussmittel sowie für Dienstleistungen und Industriewaren.                                                                                                   

EZB-Präsidentin Christine Lagarde
Angesichts der aktuellen Zahlen von Eurostat ist die EZB mit ihrer Chefin Christine Lagarde am Donnerstag besonders gefordertBild: Kai Pfaffenbach/REUTERS

Das Preisziel der Europäischen Zentralbank von mittelfristig zwei Prozent wird weiter klar überschritten. Die Notenbank stemmt sich mit höheren Leitzinsen gegen die Teuerung. Am Donnerstag wird bei der nächsten EZB-Zinssitzung mit einer weiteren Zinsanhebung gerechnet.

"Ein ausgeprägtes Inflationsproblem."

Fritzi Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der Kfw-Bank, blickt angesichts der Eurostat-Zahlen gespannt nach vorn: "Die heutigen Inflationsdaten werden mit Argusaugen betrachtet, denn der EZB-Rat hat für seine Sitzung am Donnerstag keine Forward-Guidance gegeben und aus dem Kreis der Ratsmitglieder waren zuletzt unterschiedliche Stimmen zu hören. Auf dem Tisch liegt eine weitere Erhöhung um 25 oder 50 Basispunkte. Trotz der recht hartnäckigen Kerninflation ist ein Wechsel zu kleineren Zinsschritten das wahrscheinlichste Ergebnis."

Ihr Kollege von der VP Bank, Thomas Gitzel, zeigte sich von den Inflationsnachrichten nicht begeistert: "Auf den ersten Blick sieht das nicht gut aus. Statt weiter zu fallen, steigt die Inflationsrate weiter an. Wenn es noch Argumente für weitere deutliche Zinsanhebungen der EZB bedarf, mit den April-Inflationsdaten werden sie spätestens geliefert."

Eine größere Perspektive nimmt Jörg Kramer von der Commerzbank in den Blick und ist dabei nicht so pessimistisch: "Die Inflation ist nur deshalb etwas gestiegen, weil der starke Rückgang der Energiepreise im April 2022 aus dem Vorjahresvergleich gefallen ist. Der Inflationstrend weist weiter bergab, auch weil der Inflationsschub von den Nahrungsmitteln mittlerweile abebbt." Dennoch gibt Kramer zu: "Die EZB hat weiter ein ausgeprägtes Inflationsproblem."

dk/hb (dpa, afp, rtr)